Chronik

Baby misshandelt: Vater beteuert Unschuld

Der 35-jährige Mann, der seinen drei Monate alten Sohn schwer misshandelt haben soll, bestreitet die Vorwürfe vehement. Das Baby befindet sich nach einer Notoperation in Lebensgefahr. Unterdessen fordert das Kinderschutzzentrum „möwe“ mehr Hilfe für Eltern.

Schütteltraumen gelten als häufigste Todesursache durch Fremdeinwirkung bei Säuglingen. „Oftmals wird in diesen Handlungen die Überforderung von Eltern deutlich“, sagte Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der „möwe“. Sie forderte mehr Erziehungsberatung und Begleitangebote für belastete, hilflose und uninformierte Eltern.

Ein bereits bestehendes Angebot sind die „Frühe-Hilfen“-Netzwerke. Speziell geschulte Familienbegleiterinnen unterstützen ab der Schwangerschaft Eltern mit Kindern unter drei Jahren. Es geht darum, rasch die richtige Hilfe zu finden – von der Schreiambulanz über Psychotherapie für die Eltern bis zur Erziehungsberatung. Aktuell gibt es österreichweit 26 „Frühe Hilfen“-Netzwerke. Eine flächendeckende Ausrollung könnte zum Schutz von Kindern beitragen, betonte Wölfl.

Familie dem Jugendamt nicht bekannt

„Wir sind da, wir unterstützen“, sagte Andrea Friemel von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). „Eltern, die überfordert sind, können sich jederzeit an die Familienzentren der Kinder- und Jugendhilfe wenden“, bekräftigte Friemel. Die Familie des Säuglings war dem Jugendamt bisher nicht bekannt.

Der 35-jährige Vater des Buben befindet sich in U-Haft – mehr dazu in Baby in Lebensgefahr: Vater in U-Haft. Gegen die Mutter, die sich auf freiem Fuß befindet, laufen Ermittlungen wegen Quälens oder Vernachlässigens Unmündiger (Paragraf 92 StGB). Der Säugling befand sich am Montag weiterhin in künstlichem Tiefschlaf im Krankenhaus. Sein Zustand ist nach wie vor stabil kritisch, sagte ein Sprecher des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV). Die Ärzte gehen davon aus, dass der Bub mit größter Wahrscheinlichkeit bleibende Schäden haben wird.

Vater „aus allen Wolken gefallen“

Der Vater fühlt sich von der Mutter zu Unrecht belastet, sagte sein Verteidiger, Wolfgang Blaschitz am Montag. „Er ist aus allen Wolken gefallen, wie er von den Verletzungen erfahren hat.“ Die Eltern hatten sich schon während der Schwangerschaft zerstritten und leben getrennt. Der bisher unbescholtene 35-Jährige soll seine Ex-Partnerin aber jeden Abend besucht haben, um seinen Sohn sehen zu können. „Dabei ist nie etwas vorgefallen. Er war auch nie mit dem Kind allein“, stellte Blaschitz klar. Sein Mandant habe dem Säugling nie wehgetan.

Einzig an einem Abend am vorvergangenen Wochenende hielt sich der 35-Jährige allein mit seinem Sohn in der Wohnung der Mutter auf. Die 30-Jährige – sie soll als Go-Go-Tänzerin arbeiten – habe einen Job gehabt und daher den Vater gebeten, auf seinen Sohn aufzupassen. „Auch dabei ist nix vorgefallen. Das Kind hat friedlich geschlafen“, erklärte Blaschitz.

Mutter verständigte Rettung

Die Mutter hatte am vergangenen Donnerstag die Rettung verständigt, nachdem ihr an ihrem Sohn gesundheitliche Veränderungen wie unregelmäßige Nahrungsaufnahme, überdurchschnittliches Schlafbedürfnis und unnatürliche Schreie aufgefallen waren.

Im Spital wurden schwere Hirnverletzungen und daneben ältere, vermutlich Wochen zurückliegende Verletzungen festgestellt. Damit konfrontiert, hatte die 30-Jährige in ihrer polizeilichen Einvernahme ihren Ex-Partner als mutmaßlichen Tatverdächtigen belastet – mehr dazu in Nach Misshandlung: Baby in Lebensgefahr.