Rettungsfahrzeug
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Rechnungshof kritisiert Wiener Rettung

Der Rechnungshof übt in einem Rohbericht Kritik an der Wiener Berufsrettung. Moniert wird darin laut Medienberichten etwa die Zahl der Standorte und die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes. Die Rettung widerspricht den Vorwürfen.

Unter die Lupe genommen wurden im Rohbericht die Jahre 2013 bis 2018. Kritisiert wird etwa, dass es in Wien im Vergleich zu München weniger Rettungsstandorte gebe – obwohl die bayrische Landeshauptstadt deutlich kleiner ist. Außerdem habe sich die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes von acht Minuten und 13 Sekunden im Jahr 2016 auf zehn Minuten und 32 Sekunden 2018 verschlechtert.

Rainer Gottwald, Leiter der Berufsrettung, wollte das so nicht stehen lassen. Denn in München sei das Rettungswesen in die Feuerwehr integriert. Die höhere Anzahl der Standorte beziehe sich somit auf die Feuerwehrstandorte, die allerdings nicht alle mit Rettungsfahrzeugen bestückt seien. „Unsere Stationen sind reine Rettungsstationen“, erklärte Gottwald.

Gottwald: „Europäischer Spitzenwert“

Hinsichtlich der Wartezeit meinte Gottwald, dass der Rechnungshof nur Notärzte zähle. Relevant sei allerdings das erste Eintreffen eines „Rettungsmittels“ für die Setzung erster lebensrettender Maßnahmen – und hier erreiche man in Wien einen „europäischen Spitzenwert“ von durchschnittlich sieben Minuten und drei Sekunden.

Aufgezeigt wurde vom Rechnungshof zudem, dass es bei der Berufsrettung mit 37 Tagen pro Vollzeitäquivalent auffallend hohe Krankenstände gebe. Im Schnitt sind es im Gesundheitsbereich nur 14,7 Tage. Der Rechnungshof fordert deswegen ein systematisches Krankenstandsmanagement.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verteidigte die Zahl. „Man kann natürlich die Krankenstandsstatistik runterschrauben, wenn man kranke Menschen rausschmeißt“, erklärte er. Die Stadt als Arbeitgeber tue dies aber bewusst nicht. Ein Job im Rettungswesen sei hart und mit zunehmendem Alter komme es eben immer wieder zu längeren Ausfällen.

ÖVP spricht von Chaos

Die Wiener ÖVP ortet im Wiener Rettungswesen „Chaos, Verunsicherung und Überforderung“, dass durch ein Missmanagement von SPÖ und Grünen verursacht worden sei. Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec forderte eine realistische Bedarfsplanung und verweist auf die laut Rechnungshof hohe Zahl der Krankenstände. „Das ist immer ein Zeichen dafür, dass etwas Gravierendes nicht stimmt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit massiven Überstunden überbeansprucht werden“, so Korosec in einer Aussendung.