Heinz-Christian Strache (FPÖ) nach einer Sitzung des Ministerrates im März 2019 in Wien
APA/Georg Hochmuth
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Politik

Strache bestreitet Spionage-Vorwürfe

Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wehrt sich gegen Behauptungen, er hätte nach der Veröffentlichung des „Ibiza-Videos“ Parteifreunde beschatten lassen. Die „Kronen Zeitung“ hatte berichtet, Strache habe einen Detektiv beauftragt.

In einer knappen Stellungnahme auf Facebook schrieb Strache, dass es von ihm keinen Auftrag an einen Detektiv gegeben habe. „Es gab nach der Aktion des kriminellen Ibiza-Netzwerks engagierte Bürger, welche Hintermänner und Akteure der Ibiza Causa unter Zuhilfenahme von Privat-Detekteien ausfindig machen und zur Aufklärung beitragen wollten“, so Strache.

„Mit manchen war ich in Kontakt und diese teilten ihre Ermittlungsergebnisse mit mir“, erklärte Strache den angeblichen Fund von Überwachungsfotos bei einer Razzia in seiner Villa. „Von mir selber gab es jedoch keinen derartigen Auftrag für Ermittlungen und auch definitiv keine Rechnung an die Partei!“, stellte er klar. In einem Kommentar zu seinem Posting konkretisierte Strache: „Ich habe keinen Auftrag erteilt und daher auch kein Geld bezahlt.“

Nepp und Gudenus sollen beschattet worden sein

Laut einem Bericht der „Krone“ soll Strache einen Detektiv beauftragt haben und unter anderem Gudenus wochenlang beschatten haben lassen. Auf Fotos, die nun aus dem eigentlich als Verschlussakt bekannten Ermittlungsverfahren ans Licht kamen, ist Gudenus unter anderem beim Einsteigen in seinen Wagen und nach einem Restaurantbesuch mit einem Bekannten zu sehen.

Die Überwachungsfotos von Juni wurden laut „Krone“ bei der Hausdurchsuchung in Straches Klosterneuburger Villa in Zusammenhang mit der Causa Casinos durch die „SoKo Ibiza“ sichergestellt. Dem Bericht zufolge wurde auch Straches Nachfolger als Wiener FPÖ-Chef, Dominik Nepp, bespitzelt – mehr dazu in news.ORF.at

FPÖ-Wien Landesparteiobmann Dominik Nepp
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Auch FPÖ-Wien Chef Dominik Nepp soll beschattet worden sein

Rechnung für Detektiv bei FPÖ eingegangen

Norbert Hofer, Straches Nachfolger an der FPÖ-Spitze, bezeichnete die kolportierte Beschattung am Donnerstag als „seltsam“. Er selbst habe nichts davon gewusst, sagte er. Auch mit dem Parteiausschluss habe diese Angelegenheit nichts zu tun, so Hofer. „Ich habe aus der Zeitung davon erfahren und war not amused.“

Er habe nach Bekanntwerden sofort sämtliche Rechnungen der Partei überprüft, so Hofer am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz. „Ja, es ist eine Rechnung für einen Detektiv bei der Partei eingegangen“, bestätigte er: „In welcher Höhe sie ist, kann ich hier nicht sagen.“ Die Rechnung sei von der FPÖ jedenfalls noch nicht bezahlt worden. Bei der Bezahlung der angeblichen Spitzelaktivitäten des Ex-Parteichefs nahm Hofer Strache nun selbst in die Pflicht: „Die Rechnung wird an den Auftraggeber weitergeleitet werden“, kündigte er an.

Gudenus-Anwalt versteht Bespitzelung nicht

Dass Gudenus bespitzelt worden sein soll, ist für dessen Anwalt Heinz-Dietmar Schimanko nicht nachvollziehbar. Strache sollte mittlerweile erkannt haben, dass Gudenus selbst Opfer einer Videofalle geworden ist, sagte Schimanko am Donnerstag im Gespräch mit dem Ö1-„Mittagsjournal“.

Nepp erklärte zur im Raum stehenden Beschattung: „Das ist für mich eine große menschliche Enttäuschung.“ Seiner Frau sei bereits im Sommer aufgefallen, dass regelmäßig eine Person bei der gemeinsamen Wohnung herumschleiche. Er habe dies Mitte September bei den Behörden gemeldet. Diese hätten bestätigt, „dass es sich um eine private Überwachungsaktion meiner Person und offenbar auch meiner Familie handelt“.

Wer dahinter steckte, war laut Nepps Stellungnahme bisher aber unklar: „Seit heute ist offensichtlich, dass wahrscheinlich der ehemalige Parteiobmann Heinz-Christian Strache hinter dieser Aktion steckt“, schrieb Nepp. „Vielleicht hat Strache schon damals die Gründung einer neuen Partei geplant und versucht belastendes Material gegen seine Parteifreunde zu sammeln.“

Strache will DAÖ-Vorsitz nicht

Strache wurde in der Vorwoche aus der FPÖ ausgeschlossen. Nepp berichtete, dass der Beschluss im Landesparteivorstand einstimmig gefällt worden sei. Strache nahm den Ausschluss an und erklärte, nicht dagegen vorgehen zu wollen. Er habe in den vergangenen Wochen und Monaten großen Zuspruch im Land erhalten. Diese ließen ihn „verstärkt über ein politisches Comeback im Jahr 2020 nachdenken“.

Den Vorsitz der neu gegründeten Partei Die Allianz für Österreich (DAÖ) will Strache aber nicht übernehmen. Das betonte er bei einer von seiner Frau veranstalteten Charity-Veranstaltung am Sonntag in Wien. „Nein, den Vorsitz der DAÖ kann ich mir nicht vorstellen zu übernehmen“, sagte Strache. Das müsse ein anderes, nachhaltigeres Projekt sein, so der frühere Vizekanzler. DAÖ hatte an einem Sonderlandtag am Mittwoch den ersten Auftritt – unter großem Medieninteresse.