Künstlerhaus Außenansicht
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Kultur

Künstlerhaus: Künstlerischer Leiter kündigt

Der erst 2018 angetretene künstlerische Leiter des Künstlerhauses, Tim Voss, hat seinen Vertrag gekündigt. Als Berater will er dem Haus aber erhalten bleiben. Im März 2020 kehrt das Künstlerhaus wieder in das Stammhaus auf dem Karlsplatz zurück.

Voss will dem Haus mit einem Werkvertrag als künstlerischer Berater erhalten bleiben. Das Programm für die kommenden zwei Jahre liege „am Tisch“, wie er am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz sagte. Die „Umwandlung“ seines Vertrages gab er allerdings erst im Anschluss an das Pressegespräch auf eine entsprechende Journalisten-Nachfrage bekannt.

Künstlerhaus-Präsidentin Tanja Prusnik erklärte, dass man derzeit an der Formulierung eines Profils für den Ausschreibungstext für eine neue künstlerische Leitung arbeite. „Tim Voss war ja unser erster künstlerischer Leiter. Das war ein Lernprozess. Wir konnten viel von dem aufnehmen, was er eingebracht hat, manche Dinge waren aber auch ausbaufähig. Wir arbeiten jetzt jedenfalls weiter“, erläuterte sie auf Nachfrage.

Tim Voss bei seiner Vorstellung als künstlerischer Leiter im Jänner 2018
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Tim Voss bleibt Berater des Künstlerhauses

Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Hauses

Voss selbst sagte, er habe im Sommer die vergangenen eineinhalb Jahre – die er im Ausweichquartier in Wien-Margareten programmiert hatte – für sich bewertet. Einiges von seinen Erwartungen habe sich einlösen lassen, anderes nicht. Er gebe das Programm nun „in neue Hände“.

Kernstück davon ist sicherlich die Ausstellung mit dem Titel „Alles war klar“. Sie wird zeitgleich mit der Rückübersiedlung in das frisch renovierte Stammhaus auf dem Karlsplatz am 6. März eröffnet. Voss lud für die Ausstellung in- und ausländische Künstlerinnen und Künstler zu einer Gruppenausstellung ein, die sich anhand überwiegend für die Schau neu geschaffenen Werken mit der wechselvollen Geschichte des Künstlerhauses auseinandersetzen. Thema soll die Befragung der „institutionellen Routinen über die letzten 150 Jahre des Künstlerhauses“ sein.

„Zeremonielle und kaiserliche Eröffnung“

Zu den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern zählen unter anderen Elke Krystufek, Max Schaffer und Toni Schmale. Im Zuge der Eröffnung findet eine Performance von Florian Ashka und Larissa Kopp statt: In Form einer „zeremoniellen und kaiserlichen Eröffnung“ wird eine „symbolische Schlüsselübergabe“ stattfinden. Den 7. März widmet man ganz dem künftig verstärkt geplanten Vermittlungsprogramm mit Workshops und Führungen unter dem Titel „Für einen Tag Mitglied im Künstlerhaus“.

Arbeiter beim Künstlerhaus-Boden
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Im März sperrt das Künstlerhaus auf dem Karlsplatz wieder auf

Somit eröffnet das Künstlerhaus eine Woche vor der „Albertina modern“, die ab 13. März 2.000 Quadratmeter im Erd- und Untergeschoß mit der Eröffnungsausstellung „The Beginning. Kunst in Wien 1945 bis 1980“ bespielen wird. Dies ist Teil der Lösung mit der Haselsteiner Familien-Privatstiftung, die 74 Prozent der im Jahr 2015 gegründeten Künstlerhaus Besitz- und Betriebs GmbH hält, wodurch die umfassende Sanierung überhaupt erst möglich gemacht wurde.

Besonders freut man sich im Künstlerhaus über die neu errichtete „Factory“, die als multimedialer Diskussionsraum zur Verfügung stehen soll, um „rasch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen reagieren zu können“.

Hoffnung auf „gut funktionierende Wohngemeinschaft“

Auch das weitere Programm wurde am Dienstag bereits bekanntgegeben: Im September folgt die Schau „Synchroni-Cities (Im)posssible Solidarities Off Track“. Dabei geht es um das Potenzial queer-feministischer Raumaneignung. Von Februar bis Juni 2021 folgt die Schau „Disposession“, die die Geschichte des Künstlerhauses selbst zur Disposition stellt. Rund 15 Künstler wollen dabei der Frage nach dem „Ausschluss“ von Menschen nachgehen, der Fokus liege besonders in der Zeit des Künstlerhauses rund um den „Anschluss“ 1938.

Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel freute sich über die geglückte Rückkehr in das Stammhaus. Zu der Gesprächsbasis mit der „Albertina modern“ meinte er, „dass derzeit die praktischen Anforderungen im Vordergrund“ stünden, es gehe um die Herausforderung, das Gebäude optimal zu nützen. „Es ist klar, dass ein Bundesmuseum auf Expansionskurs andere Positionen hat als eine Künstlervereinigung“.

Zawrel hofft jedenfalls auf eine „gut funktionierende Wohngemeinschaft“, zu der auch der künftige Nutzer der Räumlichkeiten des Theaterhauses brut Wien gehören werde. Eine Rückkehr des brut schloss Zawrel aus; dessen Zukunft ist jedoch nach wie vor unklar. Derzeit bemüht man sich mit der Stadt Wien um einen möglichen Einzug in den ehemaligen TBA21-Standort im Augarten, hier ist jedoch noch nichts entschieden, wie man hört.

Subventionen sollen wieder steigen

Die Subventionen der Stadt Wien und des Bundes für das Künstlerhaus, die zwischen 2000 und 2015 nicht valorisiert wurden und zur Zeit der Zwischennutzung im Künstlerhaus 1050 „nahezu halbiert wurden“, sollen ab 2020 wieder auf das frühere Niveau angehoben werden. „Das ist natürlich Lichtjahre von einer Valorisierung entfernt“, so Zawrel.