„Grinzing ist vor allem in den letzten Jahren einem großen Wandel unterlegen, von einem Heurigenort in einen Wohnort. Dadurch gab es ziemlich viele Immobilienentwicklungen und Umbauten zu Wohnbau und dadurch schien auch historische Substanz gefährdet zu sein“, sagt Paul Mahringer vom Bundesdenkmalamt gegenüber „Wien heute“.
Das Bundesdenkmalamt hat auf diesen Wandel reagiert und begann 2016, die alten Häuser im Ortskern zu prüfen. „Wir sind dann im Zuge der Besichtigung draufgekommen, dass sich diese Grundstruktur als Angerdorf erhalten hat. Und es hat sich herausgestellt, dass fast alle Häuser Keller des 16. Jahrhunderts haben. Es ist sehr viel spät mittelalterliche-frühneuzeitliche Substanz da, und zwar in dieser Typologie dieses Hauerdorfes, also das waren alles Weinkeller“, sagt Mahringer.
Drei Beschwerden gegen Bescheid
2017 war dann ein entsprechendes Gutachten fertig, 2018 erließ das BDA einen Bescheid zum Denkmalschutz für knapp 80 Häuser. „Es wurden die äußere Erscheinung des Ortsbildes und die historische Substanz, vor allem der Keller, aber auch Gewölbe im Inneren unter Schutz gestellt“, sagt Mahringer. Es gab drei Beschwerden gegen den Bescheid. Die Eigentümer zogen bis zum Bundesverwaltungsgericht, weshalb das Denkmalamt das Verfahren erst 2019 abschließen konnte. „Damit ist nun der gesamte Ortskern rechtskräftig unter Denkmalschutz“, so Mahringer.
Was 2019 unter Denkmalschutz gestellt wurde
„Wien heute“ hat sich angesehen, welche Bauwerke 2019 in Wien rechtskräftig unter Denkmalschutz gestellt worden sind.
Auch Heimat des Odeon Theaters unter Denkmalschutz
2019 wurden noch weitere sechs Bauwerke in Wien unter Denkmalschutz gestellt. Darunter etwa die Börse für Landwirtschaftliche Produkte in der Taborstraße in der Leopoldstadt. „Es handelt sich um einen äußerst repräsentativen Bau des späten 19. Jahrhunderts und damit der Ringstraßenära. Und zugleich hat es mit dieser Produktenbörse auch eine wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung für Österreich“, sagte Mahringer.
Drei Kriterien
Damit Bauwerke überhaupt unter Denkmalschutz gestellt werden können, müssen sie laut Bundesdenkmalamt geschichtliche, künstlerische oder kulturelle Bedeutung haben.
Immer am Mittwoch werden in einem der historischen Räume auch heute noch Weizen, Roggen oder Sojabohnen gehandelt. Besonders beeindruckend sind die Hauptstiege und der alte Börsesaal. In dem Monumentalbau ist auch seit 1988 das Odeon Theater untergebracht.
Zukunft des Gewerbehauses offen
Auch ein Teil der Höhenstraße wurde 2019 unter Denkmalschutz gestellt. Ebenso das einstige Wiener Frauenheim in der Bischoffgasse in Meidling und das Haus zur Freundschaft Christi in der Strozzigasse 39. Auch die ehemalige Synagoge samt Schulgebäude in der Malzgasse 16 in der Leopoldstadt wurde unter Denkmalschutz gestellt. Auch seit kurzem unter Denkmalschutz steht das Gewerbehaus am Rudolf Sallinger-Platz, in dem einst die Wirtschaftskammer ihre Büros hatte.
Was aus dem Gewerbehaus in der Nähe von Eislaufverein und Stadtpark wird, ist noch unklar. Im Sommer hatte es noch geheißen, dass es zu einem Hotel umgebaut wird. Jetzt ist laut Immo-Entwickler JP Immobilien wieder alles offen.
„In der jetzigen Projektphase und dem aktuellen Status quo, wo nach wie vor in mehrere Richtungen geplant wird, können noch keine Details über die Zukunft des WKO-Gebäudes kommuniziert werden. Auch bezüglich der Eigentümerstruktur werden seitens JP Immobilien derzeit keine Detailinformationen weitergegeben“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber „Wien heute“. Fix ist jedenfalls, dass sich am äußeren Erscheinungsbild des Nachkriegsbaus aufgrund des Denkmalschutzes so gut wie nichts ändern darf.