Peter Patzak bei APA-Interview
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Leute

„Kottan“: Peter Patzak feiert 75. Geburtstag

Bekannt wurde er vor allem durch die Kult-Krimiserie „Kottan ermittelt“, dazu kann Peter Patzak auf zahlreiche Literaturverfilmungen und internationale Produktionen zurückschauen. Am Donnerstag feiert der Regisseur, Maler und Autor seinen 75. Geburtstag.

Geboren wurde Patzak am 2. Jänner 1945 sozusagen als echtes Nachkriegskind in Wien. Das Aufwachsen im Arbeiterbezirk Brigittenau sollte sowohl ihn als auch seinen langjährigen Wegbegleiter – den Autor Helmut Zenker – nachhaltig prägen, wie sich Patzak kürzlich in einem Porträt im ORF-„Kulturmontag“ erinnerte.

Peter Patzak bei APA-Interview
APA/Herbert Neubauer
Peter Patzak wurde durch seine Kindheit in der Brigittenau geprägt

Zusammenarbeit mit Paula Wessely

Nach dem Schulabschluss studierte er Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei und hatte seine erste Ausstellung unter Albert Paris Gütersloh, dem geistigen Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Mitte der 60er-Jahre wurde Patzak zu der „Films of Art“-Show nach New York eingeladen, von 1968 bis 1970 entstanden dort einige Kurzfilme.

TV-Hinweis

ORF III zeigt am 10. Jänner anlässlich des 75. Geburtstags von Peter Patzak ab 21.05 Uhr mehrere seiner „Kottan“-Filme und ein Porträt.

Schon früh arbeitete er mit prominenten Darstellerinnen, etwa Rita Tushingham im Thriller „Die Situation“ (1972) oder Paula Wessely, die in „Glückssache“ (1977) eine Supermarktkassiererin spielte. „Paula Wessely war damals eine ganz neue Erfahrung“, erzählte Patzak einmal dem „Kurier“, denn bei ihr sei viel über die Sprache gelaufen. „Ich habe Ausschnitte am Schneidetisch gesammelt und immer wieder angehört. Was der Strich von Kokoschka ist, ist bei ihr die Melodie der Sprache.“ Er habe ja das Glück gehabt, mit vielen Namen der Filmgeschichte zu drehen, die ohne Allüren agierten.

Eine der bedeutendsten Kinoarbeiten Patzaks jener Zeit war das Neonazi-Porträt „Kassbach“ (1979), für das er international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand. „Kassbach“ gilt immerhin als einer der Lieblingsfilme von US-Regielegende Martin Scorsese.

Lukas Resetarits, Robert Stadlober, Peter Patzak (Regie) und Johannes Krisch bei der Film-Premiere „Kottan ermittelt – rien ne va plus“  2010
APA/Herbert Pfarrhofer
Lukas Resetarits, Robert Stadlober und Johannes Krisch wurden von Patzak für „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“ engagiert

Fernsehgeschichte mit „Kottan ermittelt“

Dass er parallel mit dem Major Kottan, an dem er mit Zenker arbeitete, eine legendäre Figur und ein Stück österreichischer Fernsehgeschichte schreiben würde, war ihm damals noch nicht bewusst. Bis 1983 entstanden 19 Folgen der ungewöhnlichen und äußerst erfolgreichen Kriminalserie sowie der Kinofilm „Den Tüchtigen gehört die Welt“ (1981). Schließlich hievte Patzak mit „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“ im Jahr 2010 den Kult-Kommissar noch einmal auf die Leinwand.

In der 80er Jahren zeichnete er unter anderem für den Kinofilm „Die letzte Runde (Strawanzer)“ (1983) mit Elliott Gould und den Krimi „Joker“ (1987) mit Peter Maffay verantwortlich. Mit „Killing Blue“ (1988), „Gavre Princip – Himmel unter Steinen“ (1990) oder „Brennendes Herz“ (1995) erregte er erneut international Aufsehen, für „Shanghai 1937“ (1996) erhielt er in Moskau den „Preis der russischen Filmschaffenden“. Im gleichen Jahr hatte Patzak bereits den Max-Ophüls-Preis und vier Jahre zuvor den Fernsehpreis „Romy“ ergattert. Für die Doderer-Verfilmung „Die Wasserfälle von Slunj“ gab es dann einen Preis in Venedig und den Volksbildungspreis.

„Damals habe ich mir gedacht, jetzt werde ich mir ein paar Perlen aussuchen können“, erzählte Patzak einmal im Gespräch mit der APA. Doch stattdessen blieben die Aufträge des ORF auf einmal aus, es kam zum Knacks: „Die haben ganz einfach auf mich vergessen“, so Patzak. Stattdessen widmete er sich, wie auch in den vergangenen Jahren, vermehrt der Malerei, und 2007 inszenierte er mit Theo van Goghs „Interview“ im Stadttheater Walfischgasse erstmals für die Bühne.

Institutsvorstand an der Wiener Filmakademie

Die Malerei hat Patzak seit 1961 stets parallel zu seinem filmischen Schaffen betrieben, regelmäßige Ausstellungen führten ihn auch in die Schweiz und nach New York. Seit 1993 unterrichtete er zudem als ordentlicher Professor Regie an der Wiener Filmakademie, die er auch als Institutsvorstand leitete.

Zum 65. Geburtstag erhielt der Tausendsassa, der auch Kurzgeschichten verfasste und Drehbücher schrieb, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. 2010 widmete ihm auch das Filmarchiv Austria eine ausführliche Retrospektive.