Fahrerkabine eines Lkw mit Kamerasystem ausgerüstet
APA/Hans Klaus Techt
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Verkehr

Kaum Nachfrage nach Lkw-Abbiegeassistent

Im Vorjahr hat der Tod eines Buben für eine heftige Debatte rund um Abbiegeassistenten für Lkws gesorgt. Wien plant ab Frühjahr ein De-facto-Fahrverbot für Fahrzeuge ohne, dennoch hält sich die Nachfrage nach Geld aus dem Fördertopf des Bundes in Grenzen.

Ein elektronischer Abbiegeassistent hilft, die Gefahren des toten Winkels zu minimieren und schützt vor allem Radfahrer und Fußgänger, die sonst im Seitenspiegel nicht zu sehen wären. Seit September wird die freiwillige Nachrüstung von Lkws gefördert – mit maximal 900 Euro pro Fahrzeug. Gute Systeme kosten durchschnittlich zwischen 2.000 und 3.000 Euro.

53 Anträge seit September

Insgesamt hat das Verkehrsministerium eine Million Euro Förderung zur Verfügung gestellt, bisher wurde allerdings noch kein einziger Euro ausgezahlt. Seit September wurden 53 Anträge gestellt, die ersten Auszahlungen sollen in den nächsten Tagen erfolgen. Man habe sich deutlich mehr Anträge erwartet, heißt es gegenüber dem Ö1-Morgenjournal aus dem Verkehrsministerium. Vor allem, da der Abbiegeassistent laut einer Regelung der EU ab 2022 Pflicht wird. In Wien wird es schon ab dem heurigen Frühjahr ein De-facto-Fahrverbot für Lkws ohne Abbiegeassistenten geben.

Warum die Unternehmer derzeit wenig Interesse an den Förderungen haben, kann niemand so wirklich erklären. In der Wirtschaftskammer gab es auf Ö1-Nachfrage keine Auskunft. Laut Verkehrsexperten kann die Zahl der Rechtsabbiegeunfälle durch einen elektronischen Abbiegeassistenten um mehr als 40 Prozent reduziert werden.

Ein „Abbiegeassistent“ auf einem Lkw der Verkehrsabteilung MA 28
APA/PID/Ismail Gökmen
Nach und nach sollen die Lkws der Stadt Wien mit Abbiegeassistenten nachgerüstet werden

„Zusätzliche Maßnahmen notwendig“

„Es ist aber zusätzlich noch notwendig, dass es bewusstseinsbildende Maßnahmen gibt, etwa die richtige Spiegeleinstellung oder dass man Kindern und Erwachsenen zeigt, dass es den toten Winkel gibt. Andererseits muss auch die Infrastruktur so ausgelegt werden, damit der Autofahrer und Lkw-Fahrer rechtzeitig Fußgänger oder Radfahrer erkennen kann“, sagte Klaus Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Er fordert, Lkws so zu konstruieren, dass der Fahrer eine gute Übersicht hat: „Es gibt bereits Modelle und es ist sehr ärgerlich und nicht nachvollziehbar, dass die Europäische Union nicht klarere Regeln festlegt. Damit Lkws gar nicht so sehr auf Assistenzsysteme angewiesen sind, sondern von vornherein durch die Bauart dem Fahrer eine gute Sicht bieten.“

Wien arbeitet an De-facto-Fahrverbot

Wien hat sich von Anfang an für die Abbiegeassistenten eingesetzt – und will auch weiter darauf setzen, da viele alte Lkws unterwegs sind. Derzeit arbeitet Wien an einer Verordnung, die einem Fahrverbot für Lkws ohne Abbiegeassistenten gleichkommt. Im Frühling soll sie in Kraft treten. „Wichtig ist, dass man diese Nachrüstung beschleunigt, und da können Städte wie Wien durch Regelungen wie diese schon nachhelfen“, so Gratzer.

Betroffen von der Nachrüstung sind auch die Müllautos der MA 48. Die Umsetzung dort ist allerdings ins Stocken geraten. Seit Monaten werden unterschiedliche Systeme getestet, weil laut MA 48 derzeit noch kein System gut genug funktioniert. Jetzt will man erst einmal auf die genauen Spezifikationen in der Verordnung warten, bevor man die Müllautos mit den Abbiegeassistenten ausstattet, heißt es aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).