Im dunklen Zuschauerraum der Halle E sitzt Regisseur Alexander Charim hinter einem Pult und überwacht die Lichtprobe für die Uraufführung von David Schalkos „Schwere Knochen“. Die Premiere weiht am 15. Jänner die angemietete Zwischenspielstätte ein.
Weniger Sitzplätze
Das Volkstheater-Gefühl versucht man auch in den Monaten des temporären Asyls zu generieren: So wurde am vorderen Bühnenrand ein Rahmen eingebaut, der exakt den Maßen jenes Portals entspricht, der die Bühne im Volkstheater einfasst. Auch eine Drehbühne bietet die Halle E. Mit 600 Sitzen wird man hier dem Publikum etwas weniger Platz bieten als im Volkstheater, das mit 850 Sesseln ausgestattet ist.
Probenräume auch am Alsergrund
Bis vor kurzem probte das „Schwere Knochen“-Ensemble noch am Alsergrund, wo man direkt hinter dem Franz-Josefs-Bahnhof in der Althanstraße einen großen Raum bezogen hat. Hier steht noch das provisorisch angedeutete Bühnenbild der Produktion, das aber demnächst der Probenarbeit für „Urfaust / FaustIn and out“ weichen muss, in dem Berenice Hebenstreit Goethe auf Jelinek treffen lässt.
Kleinere Produktionen wie etwa jene für die Bezirkstouren werden unterdessen nahe dem Haupthaus in der Faßziehergasse geprobt. Dort haben sich mittlerweile auch zahlreiche Volkstheater-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einquartiert: So sitzen Vertreter von Kommunikation und Dramaturgie in der bisher als Depot und Proberaum genutzten riesigen Altbauwohnung, in die Holzverschalungen eingebaut wurden, um einzelne Räume für die jeweiligen Einheiten zu schaffen.
Ein paar Räume weiter residiert nunmehr Volkstheater-Direktorin Anna Badora in einem Zimmer, das sonst als Künstlerwohnung genützt wird. Im Erdgeschoß indes bereitet sich Kay Voges auf einer ehemaligen Probebühne auf seinen Wien-Einsatz vor.
Durchbruch zur Lkw-Anlieferung
Andere Kollegen wie etwa der Technische Direktor Michael Mayerhofer sitzen in Büros im Museumsquartier. Stolz zeigt Mayerhofer beim Lokalaugenschein auf der Volkstheaterbühne auf die Südseite des Hauses, auf der sich hinter der Seitenwand der Bühne derzeit noch die Künstlergarderoben befinden. Hier entsteht demnächst ein fünf Meter hoher und bühnenbreiter Durchbruch zur künftigen Anlieferung etwa von Bühnenbildern sowie eine Seitenbühne. Mit gequältem Lächeln führt er den bisherigen – ebenso schmalen wie niedrigen – „Transporthub“ an der Bühnenrückwand vor, durch den bis dato die Anlieferung stattfand.
An der künftigen Seitenbühne können nach der Wiedereröffnung, die wohl erst Ende des Jahres stattfinden wird, gleich zwei Lkw andocken. Dafür wird derzeit auch außerhalb des Theaters Platz geschaffen. Dort, auf Seite des MuseumsQuartiers, soll im 1907 entstandenen Zubau auch ein öffentlich zugängliches Cafe mit Schanigarten entstehen. Dafür wird auch der große Kastanienbaum neben dem Volkstheater gefällt, die danebenstehende Platane wird bleiben. Im Untergeschoß zieht die Küche ein, die auch die hauseigene Kantine beliefern wird.
Neue Direktion mit neuen Herausforderungen
Zurück im Inneren des Hauses, wo die anstehenden Veränderungen auch in der Unterbühne bereits zu sehen sind, erklärt der Technische Direktor die täglichen Herausforderungen des Großprojekts. So habe die Planung für die Sanierung noch unter der derzeitigen Direktorin Anna Badora stattgefunden. Doch der erst im Juni 2019 vorgestellte neue Direktor Kay Voges habe „mit seiner Art, Theater zu machen“, teils ganz andere Anforderungen – etwa an die Bühnentechnik. Hier gelte es, tragfähige Lösungen zu finden, ohne das knappe Sanierungsbudget von rund 27 Mio. Euro zu sprengen.
Volkstheater geht auf Tour
Unterdessen gehen die Arbeiten „backstage“ weiter. Die Räume von Requisite, Werkstatt und Co. sind bereits ausgeräumt, vereinzelt finden sich noch abgewrackte Küchenzeilen und in den Garderoben stehende Spinde, überall wird gebohrt, getragen und – zumindest von jenen, die unter Voges noch am Haus arbeiten werden – von der Zukunft geträumt.
Das Publikum wird an der Außenfassade allerdings auf die Gegenwart verwiesen: „Weiter links! Wir spielen in der Halle E (MQ)“, heißt es da. Doch nur bis zum 25. April. Dann zieht das Volkstheater wieder aus dem MuseumsQuartier aus und spielt bis zum Ende der Saison nur noch im Volx/Margareten, wo unter anderem „Urfaust / FaustIn and out“, „Körper-Krieg“ oder Florentina Holzingers „Wir Hungerkünstler/innen“ auf dem Programm stehen. Durch die Bezirke tourt dann auch „Warten auf Godot“. Dann heißt es: Warten auf Kay Voges.