Louisebus der Caritas
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Gesundheit

Louisebus der Caritas sucht dringend Ärzte

Seit 26 Jahren ist in Wien der Louisebus der Caritas unterwegs – eine Arztpraxis auf Rädern, die vor allem Obdachlose medizinisch betreut. Doch nun kann der Betrieb kaum noch aufrecht erhalten werden: Es werden dringend Ärztinnen und Ärzte gesucht.

Der Engpass bei den Louisebus-Ärzten sei so groß, dass das Dienstrad derzeit kaum noch aufrecht erhalten werden kann, sagte die ärztliche Leiterin Monika Stark am Samstag gegenüber „Wien heute“: „Im Jänner haben wir vier Dienste, die unbesetzt sind, und das ist traurig, weil die Patienten keine Alternative haben. Wenn der Bus nicht hier ist, dann können sie nicht weitergehen zum nächsten Arzt, sondern die sind dann einfach nicht versorgt.“

Patient steigt in Louisebus ein
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Zahlreiche Menschen werden täglich im Louisebus behandelt. Oft werden Platzkarten vergeben

„Die Ärzte wissen nicht, dass es das gibt“

Die Allgemeinmedizinerin machte vor allem Informationsmangel in der Ärzteschaft selbst dafür verantwortlich, dass so schwer Mediziner zu finden sind, die mitmachen: „Die Ärzte wissen einfach nicht, dass es uns gibt, dass es diese Art von Medizin – Straßenmedizin – gibt.“ Und weiter: „Ich glaube, dass Ärzte grundsätzlich Menschen sind, die helfen wollen.“ Stark verweist auch auf andere Organisationen in der Stadt wie beispielsweise das Neunerhaus, die ebenfalls Ärzte suchen.

1993 gegründet

Gegründet wurde der Lousebus 1993 von einem Künstlerkollektiv. Finanziert wird er durch den Fonds Soziales Wien und Spenden.

„Meist mehr als ein Verbandswechsel“

Knapp 7.500 Behandlungen wurden im Vorjahr im Louisebus durchgeführt. Über 2.200 Menschen wurden betreut – die meisten von ihnen waren obdachlos und ohne E-card. Die Patienten und Patientinnen seien meist schon lange und schwer erkrankt, das Krankheitsstadium oft fortgeschritten, nannte Stark eine der Herausforderungen.

Die Anforderungen seien immer spezifischer geworden: „Die Leute brauchen meist mehr als nur einen Verbandswechsel.“ Wunden seien meist schon infiziert, Diabetes sei oft lange unbehandelt gewesen, der Blutzucker entsprechend hoch.

Louisebus der Caritas sucht Ärzte

Er ist so etwas wie eine Arztpraxis auf Rädern: der Louisebus der Caritas. 7.500 Behandlungen wurden im Vorjahr im Lousbus durchgeführt. Gesucht werden derzeit dringend Ärzte, die im Louisebus Dienst machen.

Häufig müsse auch erst Vertrauen aufgebaut werden, da viele in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hätten, oft weggeschickt und beschimpft worden seien. Und es gebe immer wieder sprachliche Barrieren. Da man aber mit dem Louisebus an Zentren angeschlossen sei, habe man dafür meist Sozialarbeiter zur Hand, die dolmetschen können. Mehrsprachige Ärztinnen und Helfer wären natürlich besonders großartig, sagte Stark.

So viel, wie man kann und will

Derzeit machen 15 Ärztinnen und Ärzte relativ regelmäßig beim Louisebus mit, fünf springen hin und wieder ein. 30 Freiwillige helfen zudem mit und machen gemeinsam mit den Medizinern Dienst. Auch hier werden weitere Freiwillige gesucht. Jeder und jede kann so viele Dienste machen, wie er oder sie will: einmal in der Woche, im Monat oder auch unregelmäßig. Man könne auch einmal für längere Zeit aussetzen, man sei hier ganz flexibel, betonte die ärztliche Leiterin.

Wo man sich melden kann

Wer gerne helfen oder mitmachen möchte, schreibt am besten direkt an louisebus@caritas-wien.at. Alle weiteren Informationen zum Louisebus finden sich hier.

Unterwegs ist der Bus von Montag bis Freitag zwischen unterschiedlichen Fixplätzen in der Stadt – unter anderem beim Tageszentrum der Caritas beim Hauptbahnhof, beim Franz-Josefs-Bahnhof, bei der Gruft. Abgegolten wird der ärztliche Einsatz mit 40 Euro pro Stunde. Es gebe aber auch Ärzte, die darauf verzichten, berichtete Stark.

Nicht nur Allgemeinmediziner, auch Fachärzte sind willkommen. Man sollte aber ein „Jus Practicandi“ haben, also geprüfter Arzt oder Ärztin für Allgemeinmedizin sein. Einige Einschulungsdienste zu Beginn sind notwendig, überdies gibt es einmal im Quartal Teambesprechungen.

Wunsch nach Zusammenarbeit mit Fachpraxen

Gesucht werden außerdem Fachärzte – beispielsweise Kardiologen, Unfallärzte, Orthopäden, aber auch Physiotherapeuten –, um Patientinnen und Patienten mit speziellen Problemen „kontingentiert, ohne dass sie überlaufen werden“, in deren Ordinationen schicken zu können. Zurück bekomme man häufig besonders große Dankbarkeit, berichtete Stark aus ihrer langjährigen Erfarung im Louisebus. Sie ist seit 2001 dabei: „Ich gehe dann oft raus und denke mir: Wow, ich habe so viel bekommen, dann weiß man wieder, wofür man Ärztin ist.“