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Chronik

Semmelweis-Areal erneut verkauft

Das viel diskutierte Semmelweis-Areal in Währing hat wieder den Besitzer gewechselt. Der Immobilienentwickler „vermehrt“ hat einen Teil des Grundstücks mit dem Park und drei historischen Pavillons gekauft. Für die Amadeus-Musikschule, die dort ihren Sitz hat, soll sich aber nichts ändern.

Aus dem historischen Areal soll ein „attraktiver Bildungscampus“ werden, so die Pläne der neuen Besitzer. Schon jetzt nutzt die internationale Amadeus-Musikschule zwei sanierte Pavillons. Der dritte wird nun ebenfalls renoviert und soll nächstes Jahr an die Schule übergeben werden. Der Park bleibt öffentlich zugänglich, wird betont. Dazu übernimmt der Immobilienentwickler die Erhaltung und Wartung der Grünfläche. Die historische Substanz soll „nachhaltig und widmungskonform“ weiterentwickelt werden.

Zwangsversteigerung und Bausperre

Über das Semmelweis-Areal wurde schon viel diskutiert – 2012 verkaufte es die Stadt an einen Privaten. Zu günstig, kritisierte die Opposition immer wieder. Weil der neue Eigentümer in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurde das Grundstück zwangsversteigert. Auch die Zukunft der Amadeus-Schule war lange Zeit nicht gesichert. Die damalige Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) verhängte schließlich eine Bausperre, die nach wie vor aufrecht ist. Auch wenn das Areal als Wohngebiet gewidmet ist, kann derzeit also nichts gebaut werden.

„vermehrt“ erwarb das Gelände vom vorigen Besitzer, der bei der Zwangsversteigerung den Zuschlag erhalten hatte – und zwar zu einem „deutlich“ über dem Ergebnis der Versteigerung liegenden Kaufpreis. Was sich der Entwickler von dem Gelände erhofft, ist unklar. Für eine Stellungnahme war er vorerst nicht zu erreichen. Was mit den drei derzeit leerstehenden Pavillons passiert, ist noch nicht klar. Sie werden dem Immobilienmanagement der Stadt übergeben, die Nachnutzung wird derzeit „geprüft“, heißt es.

Vom Zentral-Kinderheim zum Bildungscampus

Zur Geschichte des Semmelweis-Areals: Die Anlage wurde von 1908 bis 1910 im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung durch das niederösterreichische Landesbauamt als Findelhaus auf dem Grund des ehemaligen Gersthofer Schlosses erbaut und als niederösterreichisches Landes-Zentralkinderheim genutzt.

Als Wien 1922 als eigenes Bundesland von Niederösterreich getrennt wurde, übernahm die Stadt Wien die Institution. 1943 gründete die Stadt in zunächst zwei Pavillons die Semmelweis-Frauenklinik. Im Jahr 2002 wurde diese dann in die städtische Krankenanstalt Rudolfstiftung des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) eingegliedert. Im Zuge der Neuordnung der Wiener Spitalslandschaft übersiedelte im Juni 2019 die Belegschaft der Semmelweis-Frauenklinik in das neu errichtete Krankenhaus Nord.

Insgesamt beläuft sich die Grundstücksfläche des Semmelweis-Areals auf 23.297 Quadratmeter, die Parkfläche zwischen den Gebäuden beträgt aktuell 19.228 Quadratmeter.