Wissenschaft

Schuleinschreibung: App-Einsatz doch nicht fix

Der geplante verpflichtende Einsatz einer dafür entwickelten App bei der Schuleinschreibung der Taferlklassler ab Jänner 2021 könnte noch verschoben werden. Eine Entscheidung falle nach der noch bis März dauernden Testphase an Pilotschulen, heißt es vom Bildungsministerium.

„Die Zeitleiste ist sekundär. Wir müssen zu einem Modell kommen, das von Eltern, Kindern und Schulleitern auch als Unterstützung wahrgenommen wird“, erklärte der Generalsekretär im Bildungsministerium, Martin Netzer am Montag. „Wir wollen daher jetzt sauber testen und im Frühjahr bzw. höchstens Frühsommer zu einer Entscheidung kommen. Sollten wir in der Pilotierung draufkommen, dass wir vom Inhalt oder der Kommunikation her nachschärfen müssen, werden wir das tun.“

Computerspiel, bei dem Kinder Aufgaben lösen

Ursprünglich geplant war, die App um die freundliche Koboldin „Poldi“ im Jänner 2021 verpflichtend an allen Volksschulen einzusetzen. Das Screening zur Feststellung der kognitiven Schulreife ist wie ein Computerspiel aufgebaut, in dem die Kinder Aufgaben lösen.

Schüler mit App
ORF
Die Schuleinschreibungs-App wird bis März an zehn Prozent aller Wiener Volksschulen erprobt

Der Test soll etwa Aufschluss darüber geben, ob diese schon mit Sprachlauten umgehen können, ein altersgemäßes Verständnis von Mengen und ein basales Wissen über Zahlen und Schrift haben und wie es etwa um ihre Schreibbewegungen und Gedächtnisfunktionen bestellt ist. Die mögliche Verzögerung begründet man im Ministerium mit der nicht vorhersehbaren halbjährigen Übergangsregierung.

Kritik: „Zu komplex“

Erprobt wird die App heuer an ca. zehn Prozent der Volksschulen. Eine wissenschaftliche Begleitung wird an 26 Schulen durchgeführt. In die Entscheidung einfließen sollen außerdem Rückmeldungen von Direktoren, Eltern und Kindern.

In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Kritik an der App, etwa von Seiten der Lehrergewerkschaft, aber auch von Direktorenseite. „Ich habe 35 Jahre Erfahrung und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinder das schaffen“, sagte etwa Andrea Holzinger, Direktorin der Volksschule Johann-Holzinger-Platz, in „Wien heute“. Der Test zur Schuleinschreibung dauere zu lange, sei zu komplex und teils für 6-Jährige unlösbar, so die Kritik.

Letztentscheidung trifft weiterhin Schulleitung

Nach wie vor trifft die Entscheidung über die Schulreife die jeweilige Schulleitung – egal ob mit oder ohne App. „Die Schuleinschreibung steht und fällt nicht mit der App“, so Netzer. Diese beurteile nur die kognitive Reife der Kinder – andere Faktoren wie die motorische, emotionale und soziale Eignung würden nicht von der App (die auch in einer Papierversion verfügbar ist) erfasst.

„Wir vertrauen da auf die diagnostische Kompetenz der Schulleiter – die haben immer das letzte Wort“, so Netzer. „Das ist wie beim Arzt. Auch der ordnet Laboruntersuchungen etc. an. Die Werte muss aber er interpretieren. Die Entscheidung trifft er, weil er hat das Gesamtbild.“ Nicht schulreife Kinder müssen eine Vorschulklasse besuchen bzw. werden in der 1. Klasse Volksschule nach dem Vorschullehrplan unterrichtet.