Demonstranten gegen den Akademikerball in der Hofburg
APA/Herbert P. Oczeret
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Chronik

Akademikerball: Demo verlief friedlich

Am Freitagabend ist der rechte Akademikerball der Wiener Freiheitlichen über die Bühne gegangen. Begleitet wurde er von einer Gegendemonstration. Die Polizei zählte rund 1.200 Teilnehmer. Laut Exekutive verlief alles weitgehend friedlich.

Die Protestierenden hatten sich ab 17.00 Uhr beim Schottentor versammelt. Organisiert wurden die Proteste abermals von der Plattform Offensive gegen Rechts. Das Motto lautete „FPÖ-Burschiball blockieren“. Auch die Bewegung Omas gegen Rechts war zahlreich vertreten. Die Organisatoren schätzten die Teilnehmerzahl letztlich auf 2.200. Die Teilnehmer machten sich gegen 18.00 Uhr, ausgestattet mit Trommeln und einem „No pasaran“-Transparent (Dt.: „Kein Durchkommen“) sowie einem Lkw an der Spitze, auf ihren Marsch durch die Innenstadt.

Dabei wurden die obligaten Parolen wie „Alerta, alerta, Antifascista“ skandiert. Bei der Staatsoper fand eine Abschlusskundgebung statt, die um etwa 19.30 die friedliche Demonstration beendete. „Die Ziele, die Versammlungsfreiheit zu schützen und gleichzeitig für eine sichere Zufahrt der Ballgäste zu sorgen, wurden zur Gänze erreicht“, hieß es von der Polizei.

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Eine Demonstration der „Offensive gegen Rechts“ gegen den Akademikerball am Freitag, 24. Jänner 2020, in Wien
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Die Gegendemonstration stand unter dem Motto „FPÖ-Burschiball blockieren“
Teilnehmer der Demo gegen den rechten Akademikerball mit Trommeln am Ring
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Mit Trommeln und Transparenten zogen die Demonstranten über die Ringstraße
Auch die „Omas gegen Rechts“ nahmen an der Demonstration gegen den Akademikerball teil
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Auch die Omas gegen Rechts nahmen an der Demonstration teil
Demonstranten gegen den Akademikerball in der Hofburg
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Demonstranten gegen den Akademikerball sammeln sich vor der Universität Wien
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Demonstranten gegen den Akademikerball in der Hofburg
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Demonstrierende gegen den Akademikerball bei der Oper
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Demonstrierende gegen den Akademikerball vor dem Museumsquartier
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Demonstrierende gegen den Akademikerball vor dem Museumsquartier
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Vereinzelte Sitzblockaden

Nach der Schlusskundgebung kam es laut Polizei an verschiedenen Stellen zu unangekündigten Zusammenkünften von Teilnehmern der vorher beendeten Demonstration sowie zu vereinzelten Sitzblockaden. Polizisten stellten deshalb einige Identitäten fest. „Eine Person wurde vorübergehend verwaltungsrechtlich festgenommen. Überdies wurden einige Personen wegen Verwaltungsübertretungen zur Anzeige gebracht“, lautete die vorläufige Bilanz der Polizei.

1.600 Beamte im Einsatz

Die Polizei stand mit 1.600 Beamten im Einsatz. Dass das Platzverbot um die Hofburg heuer etwas größer gefasst war als im Jahr davor, habe „einsatztaktischen Gründe“, hieß es. Die Sperren und Behinderungen sollten aber so klein als möglich gehalten werden.

In der Hofburg selbst trafen am frühen Abend die ersten Dinnergäste ein. Ab 20.00 Uhr kamen dann auch die ersten Ballgäste. FPÖ-Chef Norbert Hofer hielt im Rahmen der Eröffnung eine kurze Rede beim Burschenschafterball, bei der er die Bedeutung der Korporationen für die Partei hervorhob. „Ihr seid der wahre, der harte Kern, auf den man auch weiter aufbauen kann“, so Hofer.

Rede von FPÖ-Obmann Norbert Hofer

FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer sprach anlässlich des Akademikerballs in der Wiener Hofburg.

Seinen Vorgänger Heinz-Christian Strache erwähnte Hofer mit keinem Wort. Allerdings verwies er auf eine Idee von Ex-FPÖ-Chef Jörg Haider, der 1998 eine „Bürgerbewegung“ ins Leben rufen habe wollen – und spielte damit wohl auf Straches jüngste Aussage an, als dieser meinte, es brauche eine „neue Bürgerbewegung“. Haiders Idee sei „falsch“ gewesen, so Hofer, vielmehr brauche es eine Verfestigung der Ideologie. „Dass wir uns der Ideologie berauben lassen, nur um zu einer Bewegung zu werden, das war damals falsch und es wäre auch heute falsch“, so Hofer vor den Gästen.

Gudenus und Sellner bei Ball

Zum Ball selbst wurden rund 2.500 Gäste erwartet. Strache hatte im Vorfeld offengelassen, ob er heuer am Akademikerball anzutreffen sein wird, am Abend war dem dann aber nicht so. Vom „Standard“ gesichtet wurde allerdings Johann Gudenus, der unmittelbar nach der „Ibiza-Affäre“ aus der FPÖ ausgetreten war.

Auch Martin Sellner von den rechtsextremen Identitären wurde kurz nach 20.00 Uhr beim Betreten der Hofburg gesehen. Der Ballorganisator Udo Guggenbichler sieht darin kein Problem. Für ihn könne jeder zum Ball kommen, der eine Karte besitzt. „Man wird uns nicht klein kriegen“, sagte Guggenbichler auch angesichts der anhaltenden Kritik am Burschenschafterball. „Wir werden auch noch die nächsten 67 Jahre in der Hofburg unsere Bälle feiern.“ Gegenüber der APA betonte er, der Ball sei „ein schöner Abend der Meinungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit und der Demokratie“.

Identitären-Sprecher Martin Sellner am Akademikerball
APA/Herbert Pfarrhofer
Der Sprecher der rechtsextremen Identitären, Martin Sellner, erschien kurz nach 20.00 Uhr auf dem Akademikerball

SPÖ und ÖVP sahen dem Auftritt Sellners hingegen kritisch. ÖVP-Abgeordneter Martin Engelberg etwa ortete in einer Aussendung „keine klare Haltung gegen die Identitären in der FPÖ“. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch meinte wiederum, „dass für die FPÖ die Abgrenzung vom rechten Rand nur Schall und Rauch ist“.

Zahlreiche FPÖ-Politiker

In der vollen, aber doch schwächer als im Vorjahr besuchten Hofburg war zahlreiche politische Prominenz aus dem freiheitlichen Lager erschienen. Mit der Ehrendelegation eingezogen waren u. a. der Nationalratsabgeordnete Harald Stefan, Volksanwalt Walter Rosenkranz, Ex-FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, Wiens FPÖ-Klubobmann Toni Mahdalik und der nicht amtsführende FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss.

Auch der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger, die nicht amtsführende FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, Ex-EU-Mandatar Andreas Mölzer, der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und Nationalratsabgeordneter Phillip Schrangl wurden gesichtet.

In vergangenen Jahren teils wütende Proteste

Die Kundgebungen der vergangenen Jahre verliefen weitgehend ruhig. Die Wirtschaftskammer richtete für etwaige Beschädigungen wieder eine Hotline ein. Dort können betroffene Betriebe in der Ballnacht rund um die Uhr anrufen.

In der Vergangenheit hatte der Akademikerball (früher WKR-Ball) für teils wütende Proteste aus dem linken Lager gesorgt. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den vergangenen Jahren beruhigte sich die Situation bei den Demonstrationen aber deutlich.

Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutschnationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn in Akademikerball umtaufte.