Schulzimmer mit Tafel und Stühlen
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Wissenschaft

Ministerium stoppt Flüchtlingsrollenspiel

Ein Flüchtlingsrollenspiel am Wiener Gymnasium Haizingergasse sorgt für Aufregung: Nachdem hunderte Schüler laut Berichten von „Krone“ und oe24.at ohne Vorinformation als Migranten behandelt wurden, stoppte das Bildungsministerium das Projekt des Theatervereins Ansicht.

Das Bildungsministerium und die Wiener Bildungsdirektion haben eine Untersuchung angekündigt. Das Projekt sei für Unterstufenschüler nicht geeignet, heißt es. Außerdem seien die Eltern nicht im Voraus über das Rollenspiel informiert worden, kritisiert man in der Bildungsdirektion am Donnerstag.

Gestaltet wurde das erstmals durchgeführte „Projekt Migration erleben“ in Kooperation mit dem „Theaterverein Ansicht“. An einem Aktionstag, an dem die gesamte Schule in Währing exklusive erster Klassen beteiligt gewesen sei, sollten die Schüler erleben, was Migration bedeutet. Beim Eingang erhielten die Schüler dafür neben einem vorübergehenden Pass für das frei erfundene Land samt Fantasiesprache eine „Spielanleitung“.

Grenzkontrollen in der Schule

Um bleiben zu dürfen, mussten die Neuankömmlinge mehrere Stationen (u.a. eine Hymne des Landes, einen Tanz, ein Quiz) erfolgreich absolvieren. „Das Gebäude stellt das Land dar, in welches man einreisen möchte, es gibt Grenzkontrollen, Warteschlangen, Befragungen durch Grenzbeamte, Willkür und absurde Tests“, heißt es auf der Homepage des Vereins, dessen Projekt vom Zukunftsfonds und Kulturkontakt Austria gefördert wurde.

Schülern mit Fluchterfahrung habe man freigestellt, ob sie an diesem Tag in die Schule kommen. Bis auf einen hätten allerdings alle teilgenommen, berichtet Flo Staffelmayr vom Theaterverein. Er kann die Kritik an dem Projekt nicht nachvollziehen, die Rückmeldungen von Schülern und Lehrern seien durchgehend positiv gewesen.

Berichte: Schüler empfanden Spiel als „Psychoterror“

Die in „Krone“ und oe24.at geäußerte Kritik, wonach Schüler das Planspiel als Psychoterror erlebt hätten, hält er für Einzelmeinungen. „Mich ärgert, dass hier parteipolitisches Kleingeld gemacht wird und dass eine Direktorin, die sich traut, etwas Besonderes zu machen, eins auf den Deckel bekommt.“ Gestaltet wurde das erstmals durchgeführte „Projekt Migration erleben“ laut Staffelmayr von einem Team aus Schülern und Lehrern der Schule, der Verein habe nur die Moderation übernommen.

Laut Auskunft der Wiener Bildungsdirektion wurde der Aktionstag im Schulgemeinschaftsausschuss besprochen. Dort seien vereinzelt auch Schülervertreter dabei gewesen, der Großteil der Schüler sollte damit aber überrascht werden, heißt es.

Schülervertreter verteidigen Projekt

Die Schülervertreter verteidigten am Donnerstag in einer Aussendung das Projekt. Es sei über mehrere Monate von vielen Schülern unterschiedlicher Altersklassen und Lehrern in Zusammenarbeit mit dem Theaterverein „sorgfältig geplant“ worden, so Schulsprecher Laurenz Strauch und Schülervertreter Maximilian Kovar. Zudem habe es eine mehrstündige Aufarbeitung des Projekts gegeben, in der eine kritische Auseinandersetzung damit möglich gewesen und der Zusammenhang mit der Realität ausführlich besprochen worden sei.

„Schüler verängstigen ist kein pädagogisches Konzept“

„Hier scheint eine Grenze überschritten worden zu sein“, wird Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Aussendung zitiert. „Schülerinnen und Schüler zu verängstigen ist kein pädagogisches Konzept.“

Gemeinsam mit der Bildungsdirektion sollen die „Vorfälle“ nun untersucht werden. Susanne Raab (ÖVP) nennt es „unverantwortlich und unverständlich, dass solche ‚Spiele‘ in Österreichs Schulen abgehalten und damit Ängste bei Kindern ausgelöst werden.“ Es sei richtig, dass Faßmann hier durchgreife.

Kritik von FPÖ

Die FPÖ hat bereits am Mittwoch das Schulprojekt kritisiert. Der Wiener FPÖ-Obmann und Vizebürgermeister Dominik Nepp teilte in einer Aussendung mit: „Die linke Propagandamaschinerie im rot-grünen Wien macht nicht einmal vor Schulkindern halt.“ Kinder würden "partei- und gesellschaftspolitisch indoktriniert, wie man es nur aus autoritär regierten Staaten kennt“.