Krankenzimmer im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf. An der Wand gibt es kein Kreuz
ORF
ORF
Chronik

Krankenhaus verzichtet auf Kreuze

Das Kreuz in öffentlichen Gebäuden sorgt immer wieder für Diskussionen. In Wien liegen noch immer viele Patientinnen und Patienten in Spitälern unter dem Kreuz. Im Krankenhaus Nord – Klinik Floridsdorf ist man neue Wege gegangen und hat keine Kreuze mehr aufgehängt.

In den Krankenzimmern im Krankenhaus Nord gibt es an den Wänden große Aufkleber mit einem Birkenwald. Kreuze sucht man hingegen vergebens. Der Krankenanstaltenverbund (KAV) hat in den Zimmern keine mehr aufhängen lassen. Das sei während der Planungsphase des neuen Spitals beschlossen worden. „Grund hierfür ist jener, dass sonst nur vielleicht ein religiöses Symbol in den Zimmern ist, und das auch andere Konfessionen diskriminieren könnte“, sagte Pflegedirektor Jochen Haidvogel gegenüber „Wien heute“.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Krankenzimmer im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf. An der Wand ein großer Aufkleber mit einem Birkenwald
ORF
Im Patientenzimmer im Krankenhaus Nord – Klinik Floridsdorf gibt es einen Birkenwald-Aufkleber, aber kein Kreuz an der Wand
Die christliche Kapelle im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
ORF
Die Kapelle ist der größte Raum für Patienten im Seelsorgezentrum im Krankenhaus Nord – Klinik Floridsdorf
Altar in der christliche Kapelle im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
ORF
Der katholische Gottesdienst findet immer am Sonntagnachmittag statt
Die Moschee im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
ORF
Im Krankenhaus Nord – Klinik Floridsdorf gibt es auch eine kleine Moschee
Koran in der Moschee im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
KAV/Birgit Wachet
Islamisches Gebetsbuch und Gebetsketten in der Moschee
Der jüdische Gebetsraum im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
ORF
Im Krankenhaus Nord – Klinik Floridsdorf gibt es auch einen jüdischen Gebetsraum
Der jüdische Gebetsraum im Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf
KAV/Birgit Wachet
Detail des jüdischen Gebetsraumes
Krankenzimmer mit Holzkreuz im AKH
ORF
„Schlichte, einfache Holzkreuze“ in den Krankenzimmern im AKH
Krankenzimmer mit Holzkreuz an der Wand im Orthopädischen Spital Speising
ORF
Krankenzimmer im Orthopädischen Spital Speising, das seit Bestehen als Ordensspital geführt wird
Krankenzimmer im Orthopädischen Spital Speising – An der Wand der Schriftzug: „Jeder Mensch ist eine Kostbarkeit“
ORF
Im Orthopädischen Spital Speising hat die Leitung mit den Ordensschwestern Sprüche für die Krankenzimmer entwickelt
Krankenzimmer im Orthopädischen Spital Speising – An der Wand der Schriftzug: „Menschen begegnen – unabhängig von Religion und Herkunft“
ORF
Schriftzug in einem Krankenzimmer im Orthopädischen Spital Speising – das Kreuz bleibt trotzdem an der Wand
Plexiglas-Kreuz in einem Krankenzimmer im Universitätsklinikum St. Pölten
ORF
Das Universitätsklinikum St. Pölten hat Plexiglas-Kreuze in den Krankenzimmern aufgehängt

Auf Ebene drei des neuen Spitals gibt es ein Seelsorgezentrum mit einer christlichen Kapelle, einer Moschee und einem jüdischen Gebetsraum. Auf Wunsch kommen die Seelsorgerinnen und Seelsorger auch zu den Patienten ins Zimmer. „Im Grunde genommen haben wir das sehr selten, dass Patientinnen und Patienten sagen, sie vermissen irgendwelche religiösen Symbole in den Zimmern“, sagte Haidvogel. In den anderen Gemeindespitälern stellt es der KAV der Leitung frei, über die Kreuze zu entscheiden, sagte eine KAV-Sprecherin.

Patienten hängen Kreuze manchmal selbst ab

Im AKH, dem größten Krankenhaus des Landes, hängen in jedem Zimmer „schlichte, einfach gehaltene Kreuze“, sagte AKH-Sprecherin Karin Fehringer. „Für andere Konfessionen gibt es Gebetsräume im Haus. Wir kennen bis dato keine Beschwerden wegen der Kreuze in den Zimmern.“ Abgenommen sollen die Kreuze nicht werden.

Keine Kreuze in der Klinik Floridsdorf

Kreuze im öffentlichen Raum sind ein heiß diskutiertes Thema. In der Klinik Floridsdorf sind in den Patientenzimmern keine Kreuze mehr montiert worden.

Auch in den Wiener Ordensspitälern hängen Kreuze. Diskriminierung sieht Klaus Rieger vom Orthopädischen Spital Speising darin keine, denn man stülpe niemandem etwas über, und „das eine ist das religiöse Zeichen, das andere, was wir damit verbinden: nämlich der gute Umgang, die gute Behandlung, Therapie und medizinische Versorgung von Menschen“.

Kommt es zu Beschwerden, sucht der Krankenhausseelsorger das Gespräch mit dem Patienten oder der Patientin. Aber „es ist schon passiert, dass mir Mitarbeiter gesagt haben, da hängt kein Kreuz mehr. Und dann komme ich im Nachhinein drauf, das wird ein Patient, ohne viel zu sagen, heruntergenommen haben. Das kommt immer wieder vor, wir werden es dann wieder aufhängen“, sagte Rieger. In anderen Ordensspitälern wird bei Beschwerden zum Beispiel „der Corpus mit einem Tuch verhängt“, so Annemarie Kramser, die in der Vinzenzgruppe für die Kommunikation zuständig ist.

Plexiglas-Kreuze in St. Pölten

Im Universitätsklinikum St. Pölten hat man eine eigene Lösung. In den Krankenzimmern hängen Kreuze aus Plexiglas. Diese sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. „Wir haben uns bewusst für ein zeitgemäßes Kreuz entschieden, damit es in den Klinik-Neubauten für jedes Innendesign anwendbar ist“, heißt es dazu aus der Pressestelle des niederösterreichischen Spitals. Und weiter: „Kreuze sind in den Krankenzimmern der Landes- und Universitätskliniken eine Selbstverständlichkeit – nicht zuletzt als österreichisches Kulturgut und fester Bestandteil Niederösterreichs Wertebasis.“

Plexiglas-Kreuz in einem Krankenzimmer im Universitätsklinikum St. Pölten
ORF
Plexiglas-Kreuz in einem Patientenzimmer im Universitätsklinikum St. Pölten

Erzdiözese findet Entscheidung des KAV „schade“

Die Erzdiözese Wien ist naturgemäß nicht erfreut von der Entscheidung des KAV, im Krankenhaus Nord keine Kreuze mehr aufzuhängen. „Natürlich finden wir es schade, denn wir sehen im Kreuz nicht nur das Symbol des Christentums, sondern auch ein Zeichen dafür, dass aus Leid Heil entstehen kann und dass Krankheit und Tod nicht das letzte Wort haben“, schrieb Michael Prüller, der Sprecher der Erzdiözese in einer schriftlichen Stellungnahme.