In den Krankenzimmern im Krankenhaus Nord gibt es an den Wänden große Aufkleber mit einem Birkenwald. Kreuze sucht man hingegen vergebens. Der Krankenanstaltenverbund (KAV) hat in den Zimmern keine mehr aufhängen lassen. Das sei während der Planungsphase des neuen Spitals beschlossen worden. „Grund hierfür ist jener, dass sonst nur vielleicht ein religiöses Symbol in den Zimmern ist, und das auch andere Konfessionen diskriminieren könnte“, sagte Pflegedirektor Jochen Haidvogel gegenüber „Wien heute“.
Auf Ebene drei des neuen Spitals gibt es ein Seelsorgezentrum mit einer christlichen Kapelle, einer Moschee und einem jüdischen Gebetsraum. Auf Wunsch kommen die Seelsorgerinnen und Seelsorger auch zu den Patienten ins Zimmer. „Im Grunde genommen haben wir das sehr selten, dass Patientinnen und Patienten sagen, sie vermissen irgendwelche religiösen Symbole in den Zimmern“, sagte Haidvogel. In den anderen Gemeindespitälern stellt es der KAV der Leitung frei, über die Kreuze zu entscheiden, sagte eine KAV-Sprecherin.
Patienten hängen Kreuze manchmal selbst ab
Im AKH, dem größten Krankenhaus des Landes, hängen in jedem Zimmer „schlichte, einfach gehaltene Kreuze“, sagte AKH-Sprecherin Karin Fehringer. „Für andere Konfessionen gibt es Gebetsräume im Haus. Wir kennen bis dato keine Beschwerden wegen der Kreuze in den Zimmern.“ Abgenommen sollen die Kreuze nicht werden.
Keine Kreuze in der Klinik Floridsdorf
Kreuze im öffentlichen Raum sind ein heiß diskutiertes Thema. In der Klinik Floridsdorf sind in den Patientenzimmern keine Kreuze mehr montiert worden.
Auch in den Wiener Ordensspitälern hängen Kreuze. Diskriminierung sieht Klaus Rieger vom Orthopädischen Spital Speising darin keine, denn man stülpe niemandem etwas über, und „das eine ist das religiöse Zeichen, das andere, was wir damit verbinden: nämlich der gute Umgang, die gute Behandlung, Therapie und medizinische Versorgung von Menschen“.
Kommt es zu Beschwerden, sucht der Krankenhausseelsorger das Gespräch mit dem Patienten oder der Patientin. Aber „es ist schon passiert, dass mir Mitarbeiter gesagt haben, da hängt kein Kreuz mehr. Und dann komme ich im Nachhinein drauf, das wird ein Patient, ohne viel zu sagen, heruntergenommen haben. Das kommt immer wieder vor, wir werden es dann wieder aufhängen“, sagte Rieger. In anderen Ordensspitälern wird bei Beschwerden zum Beispiel „der Corpus mit einem Tuch verhängt“, so Annemarie Kramser, die in der Vinzenzgruppe für die Kommunikation zuständig ist.
Plexiglas-Kreuze in St. Pölten
Im Universitätsklinikum St. Pölten hat man eine eigene Lösung. In den Krankenzimmern hängen Kreuze aus Plexiglas. Diese sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. „Wir haben uns bewusst für ein zeitgemäßes Kreuz entschieden, damit es in den Klinik-Neubauten für jedes Innendesign anwendbar ist“, heißt es dazu aus der Pressestelle des niederösterreichischen Spitals. Und weiter: „Kreuze sind in den Krankenzimmern der Landes- und Universitätskliniken eine Selbstverständlichkeit – nicht zuletzt als österreichisches Kulturgut und fester Bestandteil Niederösterreichs Wertebasis.“

Erzdiözese findet Entscheidung des KAV „schade“
Die Erzdiözese Wien ist naturgemäß nicht erfreut von der Entscheidung des KAV, im Krankenhaus Nord keine Kreuze mehr aufzuhängen. „Natürlich finden wir es schade, denn wir sehen im Kreuz nicht nur das Symbol des Christentums, sondern auch ein Zeichen dafür, dass aus Leid Heil entstehen kann und dass Krankheit und Tod nicht das letzte Wort haben“, schrieb Michael Prüller, der Sprecher der Erzdiözese in einer schriftlichen Stellungnahme.