Wirtschaft

Unseriöse Umzugsfirmen: Kritik an Finanzpolizei

Sie locken mit billigen Preisen und fordern dann horrende Summen: Bei der Wiener Wirtschaftskammer landen zahlreiche Beschwerden zu unseriösen Umzugsfirmen. Die Kammer fordert nun mehr Zusammenarbeit etwa mit der Finanzpolizei – und übt Kritik.

Zwei Möbelpacker mit Lkw für nur 30 Euro die Stunde – mit solchen Angeboten würden unseriöse Umzugsfirmen oft locken, sagt Katarina Pokorny, Obfrau der Kleintransporteure in der Wiener Wirtschaftskammer. Verlangt würde am Ende aber ein Vielfaches des Betrages, schildert Pokorny gegenüber Radio Wien, wie in einem aktuellen Fall: „Da war der Kostenvoranschlag für den ganzen Wohnhaushalt 6.000 Euro – und wie der Wohnhaushalt von Wien nach Baden übersiedelt war, war die Rechnung auf einmal 18.000 Euro.“

Die Betroffenen würden die Beträge dann aus Angst oft zahlen, so die Obfrau der Kleintransporteure. Auch der Betroffene in dem aktuellen Fall habe bezahlt. Die unseriösen Firmen würden beispielsweise damit drohen, dass sonst die Möbel einfach auf dem Gehsteig abgestellt oder die Kunden sie gar nicht erhalten würden.

Freies Gewerbe erschwert Maßnahmen

Auf Katarina Pokornys Schreibtisch landen dutzende derartige Fälle. Die unseriösen Firmen seien nach wie vor ein „großes Problem“. Sie spricht von derzeit bis zu 120 Beschwerden im Jahr – und das seien nur jene, die sich bei der Kammer melden würden. Gegen die unseriösen Firmen vorzugehen sei schwierig, weil das Kleintransportgewerbe ein freies Gewerbe sei, so die Branchenvertreterin. Die Wirtschaftskammer könne selbst keine Anzeige erstatten – das müssten die betroffenen Kunden tun.

Die Gewerbebehörde könne die Gewerbeberechtigung zudem nur bei schwerwiegenden Gründen entziehen, erklärt Pokorny. Und: „Wenn das Unternehmen gewerblich geschlossen wird, macht es am nächsten Tag mit einem neuen Geschäftsführer wieder auf.“

Mehr Zusammenarbeit gefordert

Pokorny fordert daher mehr Zusammenarbeit der Behörden mit der Wirtschaftskammer – etwa seitens der Finanzpolizei. „Unser Wunsch ist es, und das ist auch ein Appell von mir: Dass die Behörden, wenn wir ihnen Unternehmen melden, und sagen, passt auf, da stimmt was nicht, wir haben vermehrt über dieses Unternehmen Beschwerden – auch darauf eingehen und dem nachgehen.“

Viele der unseriösen Umzugsunternehmen hätten beispielsweise keine Registrierkasse oder es gebe andere Probleme, so Pokorny. Man schicke der Finanzpolizei laufend Hinweise dazu, habe aber den Eindruck, dass diesen zu wenig nachgegangen werde – auch weil es zu wenig Personal gebe.

Ein Sprecher der im Finanzministerium angesiedelten Finanzpolizei erklärte dazu gegenüber Radio Wien, man gehe allen Hinweisen nach, das sei ein Grundprinzip der Finanzpolizei. Man könne jedoch nicht über das Ergebnis sprechen. Gerade zu Umzugsfirmen gebe es laufend Schwerpunktaktionen, auch in Wien, so der Sprecher weiter. Das Problem sei bekannt und man sei hier daher besonders sensibilisiert.

Gütesiegel für seriöse Firmen

Bei der Suche nach einer seriösen Umzugsfirma hilft auch ein Gütesiegel, das die Fachgruppe der Kleintransporteure in der Wiener Wirtschaftskammer vergibt. Bisher tragen dieses 17 Unternehmen. Wenn man sich bei einer Firma nicht sicher sei, könne man auch in der Fachgruppe anrufen und Fragen, ob Beschwerden vorliegen, so deren Pokorny.

Bei der Übersiedlung selbst empfiehlt die Branchensprecherin, immer Zeugen bei den Gesprächen dabei zu haben. Sollte man an eine unseriöse Firma geraten sein und diese plötzlich einen viel höheren Betrag verlangen, sollte man diesen jedenfalls nicht bar bezahlen sondern einen Zahlschein verlangen. Und: „Wenn der Kunde das Gefühl hat, die Situation eskaliert, dann bitte die Polizei anrufen“, rät Pokorny.