Asiatischer Tourist mit Gesichtsmaske
APA/Herbert Neubauer
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Wirtschaft

Wiener Chinesen mit freiwilliger Quarantäne

Das Coronavirus beschäftigt die chinesische Community in Wien massiv. Die rund 300 chinesischen Geschäfte und etwa 600 China-Restaurants spüren einen Gästerückgang. Für Heimkehrer aus China gibt es eine freiwillige Quarantäne.

Weil zum chinesichen Neujahr jetzt auch Austro-Chinesen in China sind, hat die chinesische Community als Vorsichtsmaßnahme veranlasst, dass die Rückkehrer eine zweiwöchige Quarantäne einhalten. Alle machen freiwillig mit, hieß es gegenüber „Wien heute“ – in den eigenen vier Wänden oder in einem Hotel, wo sie auch versorgt werden. „Wenn sie nicht in der Lage sind, die 14 Tage die Kosten zu übernehmen, dann übernehmen wir solidarisch die Kosten“, so Chunah Urban-Chao, Vorstand der Chinesischen Gastronomie in Österreich.

In Wien leben rund 30.000 Austro-Chinesen und etwa 7.750 chinesische Staatsbürger. Einige berichten, dass sie in den vergangenen Tagen gemieden werden, dass sich Menschen in der U-Bahn von ihnen wegsetzen.

Schlechtes Geschäft für China-Restaurants

Bei vielen China-Restaurants in Wien läuft wegen des Coronavirus das Geschäft derzeit schlecht, weil die Kunden ausbleiben, weil weniger China-Touristen kommen, aber auch aus Angst vor Ansteckung.

Gästerückgang in China-Restaurants

600 Gäste pro Tag kann Gastronom Maozou Zhu an normalen Tagen in seinem China-Restaurant begrüßen, derzeit sind es täglich nur 150. „Sehr viele haben angerufen und dann Reservierungen storniert. Manche Gäste haben auch gefragt, ob die Waren aus China kommen oder das Personal aus China nach Neujahr zurückgekommen ist. Bei manchen Gästen merkt man schon, dass sie vorsichtig geworden sind und weniger oft kommen“, sagte Maozou Zhu, der auch Vorsitzender des Vereins Chinesischer Kaufleute in Österreich ist, gegenüber „Wien heute“.

Ein Rückgang von etwa 50 Prozent wird befürchtet, wenn sich die Lage nicht bessert. Die Wirtschaftskammer Wien prüft derzeit Möglichkeiten, wie den Gastronomen geholfen werden kann. Das berichtete der „Kurier“. „Wir haben für Unternehmer, die unverschuldet in finanzielle Not geraten sind, einen Existenzsicherungsfonds und bei Krankheit einen Betriebshilfefonds, in Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung. Ob aus diesen Quellen geholfen werden kann, ist aber noch nicht sicher“, so Peter Dobcak, Fachgruppenobmann der Gastronomiebetriebe der Wirtschaftskammer Wien.

China-Restaurant ohne Gäste
ORF
In vielen China-Restaurants bleiben die Gäste derzeit aus

Chinesische Touristen wichtige Zielgruppe

Auch im Tourismus sind die Auswirkungen durch das Coronavirus spürbar. Im vergangenen Jahr hat der Wien-Tourismus rund eine halbe Million Nächtigungen von chinesischen Touristen gezählt, damit gehören sie zu den wichtigsten Zielgruppen für Wien.

Spürbar ist der Gästerückgang in teuren Hotels, da etwa drei Viertel der chinesischen Gästen in der Vier- und Fünf-Sterne Kategorie nächtigen. „Natürlich spürt man es auch im Handel, Chinesen sind ein sehr luxusaffines Publikum, auch in der Gastronomie“, so Wien-Tourismus-Sprecher Walter Strasser.

Pro Einkauf geben sie rund 950 Euro aus. Besonders beliebt sind etwa Schmuck- und Uhrengeschäfte. Damit sind Chinesen die kaufkräftigste Gruppe bei den Touristen, die nicht aus Europa kommen. Gerade der Jänner und Februar sind eine beliebte Reisezeit – auch aufgrund des chinesischen Neujahrs. Besonders stark ist dann wieder der Sommer.