Künstlerhaus Außenansicht
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Neues Künstlerhaus präsentiert

Heute Vormittag ist das neu gestaltete Künstlerhaus am Karlsplatz präsentiert worden. Die Eröffnungsausstellung findet ab 6. März statt. Am 13. März eröffnet im Künstlerhaus die neue „Albertina modern“.

Der Historismusbau wurde in den vergangenen drei Jahren für 57 Mio. Euro restauriert. Mäzen Hans Peter Haselsteiner hat ihn nun an die Albertina modern und den Künstlerhausverein übergeben. „Mit diesem Haus werde ich verbunden bleiben, solange ich lebe“, freute sich Haselsteiner am Freitag über das realisierte Projekt.

„Ich halte es für eine Verpflichtung von wohlhabenden Menschen, die in Österreich wohlhabend wurden, ihren Reichtum außerhalb der Steuerpflicht zu einem gewissen Teil für die Gesellschaft einzusetzen, der sie ihren Reichtum zu verdanken haben“, unterstrich der Gönner, der die Adaptierung des Gebäudes zur Gänze finanziert hat und auch langfristig für die Instandhaltungs- und Wartungskosten einsteht. Dank erwarte er sich keinen, betonte der 76-Jährige: „Es wäre nur schön, wenn man wenigstens nicht beschimpft wird – das wäre eine große Befriedigung.“

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Das generalrenovierte Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020. Der restaurierte Historismusbau wurde an die Albertina modern und den Künstlerhausverein übergeben.
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Das Gebäude wurde in den vergangenen drei Jahren für 57 Mio. Euro renoviert
Außenansicht des generalrenovierten Künstlerhauses am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020.
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Mäzen Hans Peter Haselsteiner: „Mit diesem Haus werde ich verbunden bleiben, so lange ich lebe“
Ein noch leerer Ausstellungsraum im generalrenovierten Künstölerhaus am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020.
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Ein noch leerer Ausstellungsraum
Außenansicht des generalrenovierten Künstlerhauses am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020.
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Die Eröffnungsausstellung findet ab 6. März statt. Am 13. März eröffnet im Künstlerhaus die neue „Albertina modern“.
Das generalrenovierte Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020. Innenansicht mit Stiege
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Die Dreifarbigkeit der Fassade wurde wiederhergestellt, die Terrazzoböden rekonstruiert, ebenso Dekorelemente und die Deckenmalereien.

„Leistung, die ich nicht hoch genug schätzen kann“

Dass nach der Einigung von manchen Künstlervereinsmitgliedern gegen das Vorhaben opponiert wurde, sei schließlich ein Wermutstropfen gewesen. „Ausgerechnet die, die dafür verantwortlich waren, dass dieses Haus zu einer Ratzenburg verkommen ist, die haben sich an die Spitze gestellt, dieses Projekt schlecht zu machen“, so Haselsteiner.

In jedem Falle sei ihm wichtig gewesen, die Sammlung Essl von der Peripherie in Klosterneuburg ins Wiener Zentrum zu bringen. Die ursprüngliche Idee, die alte Generali Foundation zu adaptieren, wurde auf Initiative von Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder verworfen, der das Künstlerhaus ins Spiel brachte.

Schröder zollte der mäzenatischen Geste seinen Respekt: „Das ist eine Leistung, die ich nicht hoch genug schätzen kann.“ Errichtet wurde das Künstlerhaus in seinem Kern von Architekt August Weber 1868. 1882 kamen die beiden Seitenflügel hinzu, der deutsche Saal, in dem sich seit 1949 das Künstlerhauskino befindet und der französische Saal, der 1972 zum Theater umgebaut wurde und lange Zeit das brut wien beherbergte.

Noch offen, was mit letztem Trakt passiert

Was mit letzterem Trakt, der derzeit nicht Teil des Gesamtkonzeptes ist, passiert, ist derzeit noch offen. „Ich möchte keinem Druck ausgesetzt sein“, betonte Haselsteiner seine Freiheit, auch wenn er eventuell bereits zu Ostern eine Lösung präsentieren könne. Eine Übernahme der für einen brut-Betrieb notwendigen Adaptierungskosten anstelle der Stadt habe er damals abgelehnt, da er sich bei aller grundsätzlichen Wertschätzung der Freien Szene als Stachel im Fleisch der Gesellschaft nicht als unmittelbare Zielgruppe gesehen habe.

TV-Hinweis:

Hans Peter Haselsteiner ist am Samstag, 8. Februar, bei „Tratschen mit Budgen“ zu Gast. 19.00 Uhr in ORF2 und danach in TVthek.ORF.at.

„Wenn Sie als Mäzen aktiv werden, muss etwas in irgendeiner Weise Ihr Herz berühren“, so Haselsteiner, der in diesem Zusammenhang in Richtung Stadt dennoch ein Fenster offenhielt: „Wenn etwas anderes käme und ich emotionalisierbar wäre, könnte ich diesen Standpunkt auch wieder überdenken.“

So oder so ist die jetzige Adaptierung eine Fortführung der Künstlerhaus-Geschichte über die Jahrzehnte hinweg, kam es beim Bau doch immer wieder zu Adaptionen, räumlichen Veränderungen und einer Entschlackung der ursprünglichen, historistischen Innenausstattung. Viele dieser Maßnahmen wurden nun wieder rückgebaut. Die Dreifarbigkeit der Fassade wurde wiederhergestellt, die Terrazzoböden rekonstruiert, ebenso Dekorelemente und die Deckenmalereien.

„Factory“ als multimedialer Diskussionsraum

Zugleich gibt es auch Neuerungen: Der bisherige Freiraum neben dem U-Bahn-Abgang wurde zugunsten eines unterirdischen Raumes überdacht und wird gemeinsam mit bis dato ungenützten Kellerräumen von der Albertina modern genutzt, die auch das Erdgeschoss bespielt. Zugleich wurde der Plastikersaal für den Künstlerhaus-Verein, der das Obergeschoss zur Verfügung hat, zur „Factory“ als Multifunktionsraum überbaut. Sie soll als multimedialer Diskussionsraum zur Verfügung stehen soll, um „rasch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen reagieren zu können“. Entsprechend zufrieden zeigte sich dessen Präsidentin Tanja Prusnik am Freitag.

Unter dem Titel „Alles war klar“ wurden in- und ausländische Künstler zu einer Gruppenausstellung ins Künstlerhaus eingeladen. Für die Eröffnungsschau sind überwiegend neue Werke geschaffen worden, die sich mit der wechselvollen Geschichte des Hauses auseinandersetzen. Zu den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern zählen u. a. Elke Krystufek, Max Schaffer und Toni Schmale. Die Ausstellung wurde von dem 2018 angetretenen künstlerischen Leiter Tim Voss gestaltet, der künftig als künstlerischer Berater tätig sein wird. Er hat seinen Vertrag gekündigt.

Das Künstlerhaus eröffnet eine Woche vor der „Albertina modern“, die ab 13. März 2.000 Quadratmeter im Erd- und Untergeschoss mit der Eröffnungsausstellung „The Beginning. Kunst in Wien 1945 bis 1980“ bespielen wird.