Hans Peter Haselsteiner im Gespräch mit Wien heute Moderator Patrick Budgen
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Haselsteiner: Künstlerhaus war „Kaschemme“

Drei Jahre lang ist das Künstlerhaus am Karlsplatz restauriert worden. Die Kosten über 57 Millionen Euro wurden von Mäzen und Industriellen Hans Peter Haselsteiner übernommen. Den Zustand vor dem Umbau bezeichnet er als „abgewirtschaftete Kaschemme“.

Man hätte es kaum als Dornröschenschlaf bezeichnen können, meint Haselsteiner im „Wien heute“-Interview. „Es war eine Schande für die Stadt und es war eine Schande für die, die dafür verantwortlich waren, dass dieses Haus so heruntergekommen ist.“ Mit seiner Familienprivatstiftung übernahm der Milliardär die Sanierung des Gebäudes, das sich im Besitz der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs befindet.

Außenansicht des generalrenovierten Künstlerhauses am Karlsplatz in Wien am Freitag, 7. Februar 2020.
APA/Roland Schlager
Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Künstlerhaus am Freitag erstmals wieder öffentlich präsentiert

Künstlerhaus für Kunst ab 1945

Stein des Anstoßes war für Haselsteiner die Sammlung Essl. Nach dem Aus für das Essl Museum in Klosterneuburg wurde sie bis 2044 als Dauerleihgabe an die Albertina übergeben. Sie sollen nun im Albertina modern genannten neuen Museum untergebracht werden, das sich im Erd- und Untergeschoss des Künstlerhaus befinden wird (Eröffnung ist am 13. März). „Es wird die gesamte Palette der Kunst nach 1945 als Schwerpunkt haben wird. Es ist ein Museum, das in Österreich und Wien fehlt“, freute sich Haselsteiner.

Die 57 Millionen Euro an Investitionen für das Künstlerhaus treffen Haselsteiner wohl kaum. Sein Vermögen wird auf 1,8 Milliarden Euro geschätzt. Er lebe zwar ein verhältnismäßig normales Leben, ihm sei aber klar, dass er ein privilegierter Mensch sei. Materielle Interessen habe er keine mehr: „Was ich nicht habe, darauf lege ich keinen Wert – ich brauche keine Yacht, keine Weltreisen oder Jagderlebnisse in Alaska.“

Abgeordneter und Parteiensponsor

Er investiert sein Geld in ein Kunstwerk, „wenn es emotionalisieren kann“. Außerdem unterstützt er Sozialprojekte, wie Cape 10 im Sonnwendviertel: „Das ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes, ein weltstädtisches Projekt im Sozialbereich.“ Es soll Gastronomie, medizinische Versorgung und Kulturräumlichkeiten mit einem Tageszentrum für obdachlose Frauen in einem Haus vereinen.

Auch politisch hat sich Haselsteiner schon eingebracht. Er war von 1994 bis 1998 Abgeordneter zum Nationalrat für das Liberale Forum (LIF), 2013 war er Finanzier bei der Gründung der Partei NEOS – Das neue Österreich. Nach der letzten Nationalratswahl hatte er sich für eine ÖVP-SPÖ-NEOS-Regierung stark gemacht, „weil das eine Verfassungsmehrheit ergibt“.

Hans Peter Haselsteiner im Interview

Im Gespräch mit Patrick Budgen spricht Haselsteiner über das Künstlerhaus, aber auch über sein politisches und soziales Engagement.

Türkis-Grün für Haselsteiner keine Reformregierung

Grundsätzlich sei er mit der jetzigen Regierung dennoch zufrieden, auf Grund der fehlenden Verfassungsmehrheit (zwei Drittel der Sitze im Nationalrat) erwartet er aber keine Reformregierung: „Alle wesentlichen Reformvorhaben sind Verfassungsgesetze, die betroffen sind. Die Frage ist natürlich, wie weit diese Regierung überhaupt bereit ist, Reformen vorzunehmen, weil Reformen natürlich immer etwas Unpopuläres mit sich bringen.“

Bei der Themensetzung erwartet er sich eine breitere Mischung. „So sehr ich natürlich auch glaube, dass wir diese Umweltproblematik und Klimaerwärmung in den Mittelpunkt unseres politischen Bestrebens stellen müssen, glaube ich, die anderen Reformnotwendigkeiten werden dadurch nicht geringer“, sagte Haselsteiner und meint damit etwa Pensionen, Gesundheit und Pflege, und Bildung. Er sei allerdings „glücklich, dass es diese Koalition gibt und keine Alternative“.