Platzsprecher Andy Marek anlässlich seines 500. Spiels als Stadionsprecher für Rapid im Jahr 2015
APA/Hans Punz
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Sport

Stadionsprecher-Legende nimmt Abschied von Rapid

Mit dem Bundesliga-Match am Sonntag gegen WSG Tirol geht bei Rapid eine Ära zu Ende. Andreas „Andy“ Marek greift nach über 27 Jahren im Dauereinsatz ein letztes Mal zum Stadionmikrofon. Danach zieht er sich aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Der Abschied des 57-Jährigen bedeutet für die Hütteldorfer viel mehr als nur den Verlust des Stadionsprechers. Marek fungiert bei den Grün-Weißen nämlich auch als Clubservice-Leiter und ist damit Chef der größten Abteilung Rapids – die er selbst aufbaute. In dieser Funktion trug der Niederösterreicher, der täglich vom Waldviertel in den Westen Wiens pendelt, die Verantwortung für viele Schlüsselbereiche innerhalb des Vereins.

Marek führt unter anderem bei der Betreuung von Abonnenten, Mitgliedern, Fanclubs und Greenies, beim Ticketing, bei der Spieltagsorganisation, beim Merchandising, bei der Organisation des 2.300 Personen fassenden VIP-Clubs im Allianz Stadion und bei sämtlichen Rapid-Veranstaltungen – etwa hundert im Jahr – Regie. Der Clubservice-Leiter ist beim Rekordmeister „omnipräsent“, wie es Präsident Martin Bruckner formulierte, und genießt bei Mitgliedern der „Rapid-Familie“ hohes Ansehen.

Kritik am Umgang mit Fan-Vorfällen

Allerdings wird der ehemalige Teilnehmer an der österreichischen Song-Contest-Vorausscheidung auch mit diversen Verfehlungen von Rapid-Fans in Verbindung gebracht. Es werde nach Ausschreitungen zu lasch durchgegriffen, lautet der Vorwurf nicht nur an das Präsidium oder die Geschäftsführung, sondern auch an Marek selbst.

Das will der Waldviertler nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben schon durchgegriffen, aber es nicht immer groß rausposaunt. Unsere Probleme haben wir im Wohnzimmer gelöst und nicht am Balkon“, sagte Marek im Gespräch mit der APA. „Ich bin ein Verfechter davon, dass man den Dialog mit den Fans braucht.“ Es sei wie in einer Familie: „Auch da gibt es manchmal Probleme, und die Lösung ist nicht immer, jemanden hinauszuschmeißen, sondern daran zu arbeiten, dass es nicht wieder passiert.“

Sendungshinweis

Andy Marek ist Gast in der Sendung „Menschen im Gespräch“ bei Karoline Boctor, zu hören am 17. Februar um 20.00 Uhr auf Radio Wien – mehr dazu Rapid-Stimme Andy Marek im Gespräch.

Andy Marek
ORF Martin Lang

Außerdem sei es ein Thema, das nicht nur Rapid betreffe, sondern alle Vereine mit einer großen aktiven Fanszene. „Wir fahren halt mit 4.000 Leuten nach Salzburg oder mit 18.000 zum Cupfinale nach Klagenfurt. Wenn man sich die Entwicklung bei den Zuschauern anschaut, kann ich mit stolzgeschwellter Brust sagen, dass wir sehr viel richtig gemacht haben.“

Derby-Platzsturm 2011 laut Marek Tiefpunkt

Als Marek bei Rapid begann, gab es bei Spielen im Hanappi-Stadion mittlere vierstellige Zuschauerzahlen. Selbst wenige Tage nach dem im Mai 1996 gegen Paris Saint-Germain verlorenen Finale im Europacup der Cupsieger verirrten sich nur 6.000 Besucher zum Heimmatch gegen die Admira. Im Gegensatz dazu hält Rapid nach dieser Herbstsaison bei einem Schnitt von 18.790 Fans, dahinter folgt Serienmeister Red Bull Salzburg mit Respektabstand (10.513).

Als Tiefpunkt seiner Tätigkeit bei Rapid bezeichnete Marek die Phase nach dem Derby-Platzsturm 2011. „Die Bundesliga hat 102 Stadionverbote ausgesprochen, und es hat eine Situation begonnen, die jegliche Fanarbeit unmöglich gemacht hat. Es hat damals etwa ein dreiviertel Jahr keine Gesprächsbasis mehr zwischen Fans und Verein gegeben, aber auch das haben wir damals gemeinsam geschafft und sind wieder durchgestartet.“

Rückblickend überwiegen bei Marek aber die schönen Momente wie das Europacup-Finale 1996, die Champions-League-Teilnahmen 1996 und 2005, die Meistertitel 1996, 2005 und 2008 oder auch die vielen Europacup-Auswärtsreisen – vor allem jene nach Hamburg im Dezember 2009 mit rund 9.000 Rapid-Fans. Sein persönliches Highlight war allerdings die Eröffnung des neuen Allianz-Stadions 2016.

„Heftige Diagnose“ Grund für Veränderung

Seine Premiere als Stadionsprecher hatte Marek am 24. Juli 1992, danach erlebte er 15 Trainer und vier Präsidenten und versäumte keine einzige Partie – trotz Magen-Darm-Grippen, schweren Verkühlungen, Fieberschüben und einer Knieoperation, nach der er im Februar 2013 mit Krücken am Spielfeldrand stand. „Ich habe Rapid wahnsinnig viel zu verdanken, aber ich habe Rapid auch wahnsinnig viel untergeordnet“, sagte der scheidende Clubservice-Leiter.

Eine „heftige Diagnose“ (Marek) und eine darauffolgende, erfolgreich verlaufene Operation am 4. November des Vorjahres sorgten beim „Perfektionisten und Workaholic“, wie sich der Waldviertler selbst bezeichnet, für ein Umdenken. Seine Entscheidung zum Rückzug verkündete er unmittelbar vor der Präsidentenwahl am 25. November. „Ich bin ein Mensch, der sich nicht mit 95 Prozent begnügt, aber ich habe nach der Operation gemerkt, dass alles nicht mehr so einfach von der Hand geht, dass ich schneller müde werde. Daher habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auf meinen Körper gehört.“

Nachfolge soll am Freitag bekanntgegeben werden

Sein Abschiedsauftritt werde eine „ziemlich emotionale Geschichte“, so Marek. „Ich habe es in den letzten Wochen immer sehr verdrängt, erst in den letzten Tagen bin ich draufgekommen, dass es bald so weit ist.“ Auf welche Personen die Aufgaben des 57-Jährigen verteilt werden, wird Rapid am Freitag bekanntgeben. Marek: „Ich übergebe alles so, wie es sich gehört.“