U-Bahn-Garnitur der Linie U6 in der Station Am Schöpfwerk
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Chronik

U6-Unfall: Keine Konsequenzen für Gaffer

Nach dem Unfalltod einer 31-jährigen Frau am Wochenende bei der U6 sorgt das Video eines Gaffers für Aufregung. Der Mann hatte die Leiche nach dem Unfall gefilmt. Nach Prüfung verwarfen die Wiener Linien nun rechtliche Schritte.

Während andere Augenzeugen in der U6-Station „Am Schöpfwerk“ Hilfe leisteten und die Rettungskräfte verständigten, zückte ein Mann sein Handy und filmte die blutüberströmte Leiche auf den Gleisen. Der Mann teilte das Video dann auch in Sozialen Netzwerken und verschickte es an mehrere Zeitungen.

Der Name des Mannes wurde in der Onlineausgabe einer Zeitung genannt, die Wiener Linien kennen somit die Identität des Gaffers. Die Wiener Linien hätten zunächst rechtliche Schritte geprüft, sagte eine Sprecherin gegenüber Radio Wien. Allerdings seien zum Zeitpunkt des Filmens keine Rettungskräfte am Unfallort gewesen, daher habe der Gaffer diese auch nicht behindert. Es gibt also keine Konsequenzen.

Zivilcourage statt Handy

Sowohl die Wiener Linien als auch die Polizei appellierten allerdings eindringlich, derartige Unfälle nicht zu filmen und das Material schon gar nicht weiterzuleiten oder zu veröffentlichen. „Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch korrekt“, konstatierte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Das Filmen der Leiche ist mehr als „moralisch fragwürdig“, sagte Lisa Schmid, Sprecherin der Wiener Linien. Sie appellierte an Fahrgäste, bei derartigen Vorfällen Zivilcourage zu zeigen, den Notruf zu verständigen und Hilfe zu leisten, anstatt das Handy zu zücken.

Auch Angehörige können nicht klagen

Es gebe auch für Verstorbene ein Recht am eigenen Bild, so Medienanwalt Gottfried Korn. „Das können nahe Angehörige geltend machen. Voraussetzung ist aber, dass die abgebildete Person erkennbar ist, entweder auf dem Foto selbst erkennbar oder dass im Begleittext der Name genannt wird.“ Das sei in diesem Fall nicht gegeben, so Korn. Eine Veröffentlichung in den Medien sei aber ethisch höchst problematisch und verstoße gegen den Ehrenkodex der Presse.

Die 31-Jährige prallte am Samstag gegen 21.30 Uhr gegen eine in Richtung Floridsdorf fahrende U-Bahn-Garnitur. Sie wurde zwischen zwei Waggons zwischen Bahnsteig und U-Bahn gezogen und dabei tödlich verletzt.