Künstler Erwin Wurm (R) und Dompfarrer Toni Faber bei der Präsentation der Ausstellung „Fastentuch und Skulpturen“ im Wiener Stephansdom
APA/Hans Punz
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Religion

Riesenpulli von Erwin Wurm als Fastentuch

Zum Nachdenken anregen soll im Wiener Stephansdom ein riesiges Fastentuch in einer eher ungewöhnlichen Form: Ein violetter Pullover verhüllt bis Ostern den Hochaltar. Gestaltet hat ihn der österreichische Künstler Erwin Wurm.

Der 80 Quadratmeter große Pullover ist nicht das einzige Exponat Wurms im Dom. Auch im Kirchenraum bzw. vor dem Dom sind einige seiner Skulpturen zu sehen, hauptsächlich in entstellter oder deformierter Form, etwa ein Boxhandschuh, verformte Häuser, ein Körper ohne Kopf, Hände und Füße sowie Taschen auf Beinen. Beim Singertor steht eine große Wärmeflasche auf Füßen, genannt „Big Mutter“. Ursprünglich war geplant, diese vor dem Haupteingang zu platzieren, doch die Bezirksvorstehung wollte nicht, dass der öffentliche Raum dafür benutzt wird, hieß es. Nun steht das Objekt auf kircheneigenem Grund.

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Strickpulli im Stephansdom als Fastentuch
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Strickpulli im Stephansdom als Fastentuch
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Künstler Erwin Wurm (R) und Dompfarrer Toni Faber bei der Präsentation der Ausstellung „Fastentuch und Skulpturen“ im Wiener Stephansdom
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Dompfarrer Toni Faber (l.) und Erwin Wurm
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Strickpulli im Stephansdom als Fastentuch
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Strickpulli im Stephansdom als Fastentuch
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Wurm-Ausstellung beim Stephansdom
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Wurm-Ausstellung beim Stephansdom
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Wurm-Ausstellung im Stephansdom
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Wurm-Ausstellung im Stephansdom
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Wurm-Ausstellung im Stephansdom
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„Ein Zeichen wärmender Nächstenliebe“

Die Skulpturen sollen „ein Hinweis auf die Deformierungen unseres Lebens“ sein, erklärte Dompfarrer Toni Faber den Hintergrund. Gleichzeitig könnte die österliche Bußzeit auch der Auftakt für eine Befreiung von diesen Deformierungen sein, die Dominanz des Konsums wurde hier als Beispiel genannt. Die Kunstwerke sollen einladen, über „die eigenen Begrenzungen nachzudenken“. Der Pullover als Fastentuch soll an die „Priorität wärmender Nächstenliebe“ in der Zeit vor Ostern erinnern.

Der Künstler selbst erzählte bei der Präsentation des Fastentuchs und der Skulpturensnstallation, dass er einen starken Bezug zum Stephansdom hat: Er gehe regelmäßig in den Dom, jedoch „leider“ weniger, um zu beten, sondern vielmehr, um sich an der architektonischen und historischen Kunst des Gotteshauses zu erfreuen. Was seine Einstellung zum Thema Religion anbelangt, so verriet Wurm, dass er vor langer Zeit aus der Kirche ausgetreten, nun aber wieder eingetreten sei.

Erwin Wurm gestaltet Fastentuch für den Stephansdom

Ein riesiger, insgesamt 300 kg schwerer Pullover verdeckt seit Mittwochvormittag den Hochaltar im Stephansdom.

40 Tage Fastenzeit und Kunst

Das Fastentuch im Dom wird seit 2013 von heimischen Künstlern gestaltet. Dazu zählten Peter Baldinger, Victoria Coeln und Eva Petric. Faber betonte, dass Wurm auf das künstlerische Honorar für sein Werk verzichtet hätte – man sei einzig für die Materialkosten aufgekommen. Das Fastentuch wird am Karsamstag, dem 11. April, abgenommen. Die Skulpturen sind hingegen noch bis Pfingsten und in der Langen Nacht der Kirchen am 5. Juni zu sehen.

Die Fastenzeit startet am Aschermittwoch und dauert 40 Tage lang. Sie dient im katholischen Glauben als Vorbereitungszeit auf das Osterfest. „Fasten, Beten, Almosen geben“, zählte Faber die wesentliche Schritte der Gläubigen in dieser Zeit auf.