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Politik

Immer mehr wählen Zivil- statt Grundwehrdienst

Die Zahl der Grundwehrdiener sinkt seit Jahren. Sind es aktuell 18.000 im Jahr, waren es vor einem Jahrzehnt noch über 25.000. In Wien wählten zuletzt nur 19 Prozent der Stellungspflichtigen den Grundwehrdienst. Abhilfe erwartet man sich vom Plan der ÖVP-Verteidigungsministerin Tanner, die Tauglichkeitskriterien zu lockern.

Am Freitag wurden beim Wiener Museumsquartier 240 neue Soldaten angelobt. Die meisten dieser Rekruten kommen zur Garde, die zum Beispiel bei Staatsempfängen im Einsatz ist. Die Zahl der Grundwehrdiener sinkt allerdings seit Jahren.

Immer weniger junge Männer seien für den Wehrdienst tauglich, heißt es vom Österreichischen Bundesheer. „Die Wohlstandsgesellschaft zieht es nach sich, dass junge Menschen sich weniger bewegen, weniger Sport machen und dadurch Übergewicht und Krankheiten häufiger als früher der Fall sind“, sagt Michael Jedlicka, Stellungsleiter beim Bundesheer Wien, im „Wien heute“-Interview.

Rekruten stehen in einer Reihe beim Museumsquartier
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240 junge Soldaten wurden am Freitag beim Museumsquartier von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner angelobt

Gründe für Rückgang: Gesundheit und Geburtenrate

Eine Rolle spielen dabei etwa auch bessere Diagnosemöglichkeiten. Doch es ist nicht nur die Gesundheit, sondern auch eine gesunkene Geburtenrate, die die Zahl der Grundwehrdiener verringert. In Wien ist indes auch besonders auffällig, dass die Zahl der Grundwehrdiener sinkt, weil viele junge Menschen den Zivildienst bevorzugen.

Die Statistik dazu im Überblick: Im Jahr 1998 mussten in Wien etwa mehr als 8.800 17-Jährige zur Stellung. Die Hälfte davon ist Grundwehrdiener geworden. Zehn Jahre später waren es zwar mehr Stellungspflichtige (10.350) – aber nur mehr 37 Prozent Grundwehrdiener. Noch weniger waren es im Jahr 2018. Von etwas mehr als 7.000 Personen bei der Stellung sind nur 19 Prozent beim Bundesheer gelandet.

Grafik Grundwehrdiener
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Anteil der Untauglichen hat sich seit 1998 verdoppelt

Der Anteil der Untauglichen bei den Stellungspflichtigen hat sich indes in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt (siehe Grafik). Nicht in den Zahlen berücksichtigt sind Sonderfälle wie vorübergehend Untaugliche. Die Rekrutenknappheit macht in Wien zum Beispiel bei der Garde Probleme. „Da braucht man junge Menschen, die körperlich leistungsfähig sind, und da tut man sich schwer das zu besetzen“, erklärt Jedlicka.

Tauglichkeitszahlen sinken

Die Zahl der Grundwehr- und Zivildiener sinkt. Weil Zivildiener jedoch vor allem in vielen Hilfsorganisationen gebraucht werden, hat die Bundesregierung am 10. März einen Gipfel dazu geplant.

Verteidigungsministerin Tanner will nun die Tauglichkeitskriterien weiter lockern – Abstufungen gibt es schon jetzt, von null bis neun. „Ich erhoffe mir, dass wir dann eine größere Auswahl haben, zum Beispiel für die Garde, weil wir mehr Volltaugliche zur Verfügung haben“, sagt Stellungsleiter Jedlicka. Andere Aufgaben könnten dann die Teiltauglichen übernehmen. Wie viele zusätzliche Rekruten die gelockerten Kriterien bringen könnten, wird noch nicht gesagt. Gelten soll die Neuregelung ab 2021.