Die App Lernsieg
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Technik & IT

Lehrerbewertungs-App bald werbefinanziert

Die umstrittene Lehrerbewertungs-App „Lernsieg“ ist wieder unverändert online. In den nächsten Wochen soll es Erweiterungen geben, etwa Werbung. Aufgrund neuer Investoren könne man nun „einiges umbauen“, so Gründer Benjamin Hadrigan bei einer Pressekonferenz am Montag.

Der Gründer stellte klar: „Wir sind keine Charity-App. Natürlich wollen wir Geld verdienen.“ Ausgeschlossen sei aber ein Verkauf der Handynummern der Schüler. Diese werde nur abgefragt, um sicherzustellen, dass Schüler nur eine Schule bzw. deren Lehrer bewerten. „Wir werden niemals Nummern verkaufen oder sonst etwas damit zu Marketingzwecken machen.“

Möglich sei aber etwa eine Vermittlung von Nachhilfelehrern über die Plattform oder klassische Werbung, so Hadrigan. Welche Werbeschaltungen akzeptiert werden, soll ein Schülergremium mitentscheiden. Nicht vorstellbar sei für ihn etwa McDonalds, unproblematisch aber Werbungen für Schulzubehör etwa von Handelsketten oder die Ankündigung eines neuen Films durch eine Kinokette.

Zusätzliche Funktionen

Es sollen auch weitere neue Funktionen kommen – etwa Kommentarfunktionen für Lehrer wie Schüler. Für die App wurde eine Datenbank mit rund 90.000 Lehrern und den entsprechenden Schulen angelegt. Dort können Schüler nach Registrierung via Handynummer ihre Pädagogen ab der AHS-Unterstufe bzw. Neuen Mittelschule (NMS) in Kategorien wie Unterricht, Fairness oder Pünktlichkeit mit einem bis fünf Sternen bewerten und bei weniger als fünf Sternen in vorgegeben Unterkategorien konkretisieren, welche Mängel es gibt.

Für jede Schule gibt es dann ein Ranking der „besten“ Lehrer und neben dem jeweiligen Schulprofil auch ein Ranking der zehn besten Schulen in Kategorien wie Lehrangebot oder Neue Medien. „Wir gehen so online, wie wir vor ein paar Wochen offline gegangen sind“, betonte Hadrigan. Immerhin habe die Datenschutzbehörde in einem Bescheid die Rechtskonformität dieser Version bestätigt.

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Nur vier Tage nach dem Start im November war die App wieder offline

„Geringe Missbrauchsgefahr“

Die Gefahr eines Missbrauchs der App für falsche Bewertungen sah Hadrigan eher gering. „Bei jeder Bewertungsplattform gibt es Spielraum.“ Wenn vereinzelt Schüler Lehrer bewerten, die sie gar nicht haben, werde dies das Gesamtergebnis aber nicht verfälschen. Es werde sich auch kaum jemand 20 Smartphones besorgen, nur um einen Lehrer schlecht dastehen zu lassen.

Den Vorteil seiner App gegenüber den schon derzeit möglichen freiwilligen Qualitätssicherungsverfahren an den Schulen sieht Hadrigan in der Öffentlichkeit der App: Die derzeitigen Feedback-Möglichkeiten führten zu keinen Konsequenzen und könnten einfach in der Schublade der Direktoren verschwinden.

Nicht breiter kommentieren wollte der App-Gründer die von der Gewerkschaft angekündigten Musterklagen. Nur: „Große Angst haben wir nicht.“

Gewerkschaft will weiter juristisch kämpfen

Die Lehrergewerkschaft will weiter juristisch gegen die Bewertungs-App vorgehen. Eine von mehreren eingereichten Musterklagen sei bereits für ein Verfahren zugelassen worden, so der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger, zur APA.

„Dabei geht es nicht um einen Konflikt des Paul Kimberger“, betonte der oberste Lehrervertreter. „Es haben sich tausende Kolleginnen und Kollegen an die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst gewandt, damit ihre Rechte gewahrt bleiben.“

Kimberger sieht durch die App nicht nur Datenschutz und Persönlichkeitsrechte verletzt, er vermutet dahinter auch eine „riesige Handynummersammelaktion“. Mit einer Verweigerung von Feedback habe der Widerstand nichts zu tun. „Die Frage ist, ob sich alles im Leben in Sternchen und Likes pressen lässt – vor allem, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich geht.“

Handyverbot gefordert

Ganz generell will Kimberger die Nutzung von Handys in der Schule einschränken. „Es muss völlig handyfreie Bereiche geben in der Schule“, so der Gewerkschafter im Ö1-„Morgenjournal“. „Nur wenn es dem Stoff und der Wissensvermittlung dient, ist es durchaus einmal sinnvoll, Handys im Unterricht einzusetzen, ansonsten haben sie dort nichts verloren.“

Dafür sollte es in den von Eltern, Lehrern und (in den höheren Schulstufen) Schülern beschlossenen Schulordnungen an den einzelnen Standorten klare Regeln geben.

Problemstellen bei „Lernsieg“ ortet noch Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike. Man begrüße durchaus, dass die App-Macher sich bereit erklärt hätten, Änderungen vorzunehmen, so Uzodike in einer Aussendung. „Trotzdem ist es uns wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit bekommen, fundierte Rückmeldungen zu geben und dies in Form eines 360 Grad Feedbacks, welches im Einhergehen mit Lehrerschaft und Schülerschaft abgehalten wird.“