Gesperrte Schule
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Coronavirus: Streit um Schulsperre

Die Sperre eines Wiener Gymnasiums wegen eines Coronavirus-Verdachts hat am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kritisierte die Sperre als übertrieben. Streit gibt es darüber, wer sie überhaupt anordnete.

Das Gymnasium in der Albertgasse in Wien-Josefstadt war am Mittwoch für mehrere Stunden abgeriegelt. Der Grund: Bei einer Lehrerin bestand nach einem Italien-Aufenthalt Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion. Am frühen Nachmittag kam dann die Entwarnung: Das Testergebnis bei der Lehrerin war negativ.

Mit der Entscheidung, eine Schule mit hunderten Schülern stundenlang abzuriegeln, sei die Wiener Stadtregierung übergangen worden, kritisierte Hacker gegenüber „Wien heute“: „Wir sind da, um den Menschen zu helfen und nicht, um Panik zu verbreiten“, so der Gesundsheitsstadtrat. „Daher hab ich gar kein Verständnis für lustige Cowboyaktionen.“ Die Sanitätsdirektion der MA 15 mit drastischen Maßnahmen wie einer Sperre lieber zugewartet, bis die Lehrerin tatsächlich positiv getestet worden wäre.

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Polizisten vor Gymnasium Albertgasse
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Das Gymnasium in der Albertgasse wurde vorübergehend abgeriegelt
Rettungskräfte verlassen die Schule
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Rettungskräfte beim Verlassen die Schule
Einsatzkräfte vor der Schule
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Zahlreiche Einsatzkräfte waren an Ort und Stelle
Rettungswagen
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Die Albertgasse wurde teilweise abgesperrt
Polizist entfernt Absperrung vor der Schule
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Kurz vor 14.00 Uhr gab es Entwarnung, die Sperre wurde aufgehoben

Erlass soll Klarheit bringen

Der Generalsekretär im Bildungsministerium, Martin Netzer, setzte sich im Interview mit Ö1 zur Wehr. Das Bildungsministerium könne eine Schulsperre gar nicht veranlassen. Sie sei von der Sanitätsdirektion in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium erlassen worden. Im Gesundheitsministerium verwies man wiederum auf den Krisenstab des Innenministeriums. Dort hieß es, dass polizeiliche Sicherungsmaßnahmen lediglich im Auftrag durchgeführt und nicht selbst veranlasst werden.

Kompetenz-Wirrwarr um Schulsperre

Gesundheitsstadtrat Hacker kritisiert die Schulsperre. Unterschiedliche Angaben gibt es allerdings darüber, wer sie überhaupt angeordnet hatte.

Wer hat also den Auftrag für den Polizeieinsatz bei der Schule gegeben? Laut dem Polizeiprotokoll war es die MA 15, die beruft sich wiederum auf einen Ministerratsbeschluss. Denn man habe die Polizei nicht alarmiert, heißt es von der MA 15 gegenüber „Wien heute“. Was bleibt, ist ein Kompetenz-Wirrwarr – das jetzt gelöst werden soll.

Vorsorgliche Sperren von Bildungseinrichtungen soll es künftig nur im Anlassfall geben, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen in der „Zeit im Bild“: „Wenn es eine Erkrankung in einem Kindergarten gibt, dann hat das selbstverständlich Konsequenzen und dann nehmen wir das extrem ernst. Aber rein auf Verdacht planen wir das nicht.“ Anschober plant dazu einen Erlass zu veröffentlichen.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker sitzt an einem Tisch
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Für Hacker hat das Bildungsministerium ihre „eigene Botschaft ‚Keine Panik‘ übersehen“

Direktor: „Überschießend und nicht notwendig“

Notwendig sei die Sperre sicher nicht gewesen, meinte auch Franz Allerberger im Interview mit „Wien heute“ – er ist Leiter der Abteilung Öffentliche Gesundheit in der AGES. Allerdings sei eine Bewertung im Nachhinein immer schwierig.

Kritik an der Schulsperre übte unterdessen auch der Schuldirektor Roman Wolf: Diese sei „überschießend und nicht notwendig“ gewesen, sagte er im „Wien Heute“-Interview. Es sei niemand sonst in der Schule getestet worden, das wäre erst losgegangen, wenn der Test der Lehrerin positiv ausgefallen wäre. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Behörden sei sehr gut verlaufen, so Wolf abschließend.

Nachdem er von seiner Mitarbeiterin in der Früh die Krankmeldung erhalten habe, habe er die Bildungsdirektion und das Gesundheitsamt informiert, schilderte Wolf. Es sei nie geplant gewesen, dass die Schule evakuiert werde, wie es in ersten Meldungen geheißen hatte. „Wir haben ganz normal Unterricht gemacht, die Schülerinnen und Schüler haben sich völlig ruhig und normal verhalten. (…) Sie waren positiv aufgeregt.“ Aber es habe „keine Angst an der Schule“ gegeben.

AHS-Direktor Roman Wolf im Interview
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Laut AHS-Direktor Roman Wolf gab es „keine Angst“ unter den Schülerinnen und Schülern

Ruhiger Ablauf an Schule

Die Kinder im Gymnasium Albertgasse nahmen unterdessen ihre „Kasernierung“ augenscheinlich ziemlich gelassen. Während einer Pause schauten die Schüler immer wieder aus den Fenstern und riefen heraus. Die Schüler konnten auch telefonisch Kontakt mit ihren Eltern aufnehmen. Kurz vor 14.00 Uhr verließen die ersten das Gebäude.

Die Devise hieß „abwarten und ruhig bleiben“, erklärte ein Schüler. Der Unterricht wurde allerdings nicht weitergeführt, man unterhielt sich in den Klassen über die Thematik. Informationen über den weiteren Ablauf seien eher rar gewesen, hieß es. Den Schülern wurde gesagt, dass es bis 16.00 Uhr dauern könnte, bis das Testergebnis der potenziell betroffenen Lehrerin da ist.

Coronavirus: Schule stundenlang gesperrt

Ein Coronavirus-Verdacht bei einer Lehrerin des Gymnasiums Albertgasse im achten Bezirk hat sich als falsch herausgestellt. Bis dahin war die Schule mehrere Stunden lang abgeriegelt.

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit gab es auch für die Anrainer des gesperrten Bereichs der Albertgasse. So durften Mitarbeiter eines gegenüberliegenden Gebäudes dieses zunächst nicht verlassen. Später wurden diese Maßnahmen aufgehoben.

Entwarnung auch in der UNO-City

Entwarnung gab es am Mittwoch auch in einem Verdachtsfall in der UNO-City: Jener Mitarbeiter des Vienna International Center (VIC), der am Mittwoch mit Verdacht auf eine Infektion in ein Spital gebracht worden war, wurde negativ auf das Coronavirus getestet. Der medizinische Dienst des VIC wird die Situation aber weiterhin genau beobachten, teilte der Informationsdienst der UNO mit.