Proben zu Untersuchungen zum Coronavirus
APA/dpa/Christophe Gateau
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Chronik

Coronavirus: Weitere bestätigte Fälle in Wien

Drei Coronavirus-Fälle sind am Donnerstag in Wien bestätigt worden. Neben einem 72-jährigen Mann, dessen Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf hat, wurde ein Ehepaar positiv getestet.

Die zwei Kinder des Paares zeigen ebenfalls „leichte Krankheitssymptome“, hieß es aus dem Wiener Krankenstaltenverbund (KAV). Die gesamte Familie liegt in der Isolierstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Die Testergebnisse der Kinder waren zunächst noch ausständig. Der Fall des Mannes wurde bereits Mittags bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben, er befand sich zunächst zu Hause in Quarantäne.

Am Nachmittag wurde die gesamte Familie mit einem sicheren Infektionstransport ins Kaiser-Franz-Josef-Spital auf die dortige 4. Medizinische Abteilung gebracht. Die Familie war laut KAV zuvor gemeinsam in der Lombardei im Urlaub. Die Zahl der bestätigten Fälle könne sich aber jederzeit ändern, „die Virologie im AKH wird bis Mitternacht tätig sein. Wir rechnen damit, dass sich die Situation stündlich ändern kann“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im „Wien heute“-Studiogespräch.

Studiogespräch mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte gegenüber „Wien heute“, dass es bereits einen Verdacht gebe, wo sich der 72-jährige Mann mit dem Virus infiziert hat.

Erkrankter war bereits seit zehn Tagen im Spital

Beim ersten bestätigten Coronavirus-Fall in Wien handelt es sich um einen 72-jährigen Mann. Er sei bereits seit zehn Tagen mit „klassischen Grippesymptomen“ im Krankenhaus Rudolfstiftung gewesen, so Gesundheitsstadtrat Hacker in der Pressekonferenz zu Mittag. Am Wochenende habe es die Anweisung gegeben, sämtliche Patienten, bei denen es Verdachtsmomente gibt, routinemäßig auf das Coronavirus zu testen. „Im Zuge dieser Testung ist dieser Patient positiv getestet worden.“ Dass dies erst relativ spät stattgefunden hat, erklärte Hacker mit der hohen Zahl an Grippeerkrankten.

Im Krankenhaus Rudolfstiftung wurden am Vormittag drei Abteilungen gesperrt. Dabei handelt es sich um eine klinische Abteilung einer internen Station, eine Intermediate-Care- sowie eine Intensivstation. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt. Mittlerweile sind zwei Abteilungen wieder offen, eine ist noch teilgesperrt, sagte Hacker gegenüber „Wien heute“. Die knapp 90 Spitalsmitarbeiter würden aus Sicherheitsgründen 14 Tage zu Hause bleiben müssen.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Die Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital
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Die Isolierstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital
Eine Hinweisschild im Außenbereich der 4. Medizinischen Abteilung mit Infektions – und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien
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Zwei Stationen sind ausschließlich für Personen, die sich infiziert haben könnten, reserviert
Die 4. Medizinische Abteilung mit Infektions – und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef-Spital
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Die 4. Medizinische Abteilung mit Infektions – und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef-Spital
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Umfeld des Mannes wird beobachtet

Der 72-Jährige wurde am Donnerstag ins Kaiser-Franz-Josef-Spital überstellt. Sein aktueller Zustand wurde von Michael Binder, medizinischer Direktor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), als schwer erkrankt eingestuft. Der Mann wird künstlich beatmet und kann dadurch derzeit auch keine Auskünfte geben. Im Ausland war er nicht. Damit ist der Weg der Ansteckung vorerst ungeklärt.

Nun wird das persönliche Umfeld des Mannes beobachtet. Im Spital ist er offenbar nur von engsten Familienmitgliedern und einem Freund besucht worden. „Wir haben in der uns überschaubaren Gruppe keinen einzigen weiteren Krankheitsfall feststellen können“, sagte Binder.

Laut Hacker „kristallisiert“ sich heraus, wo sich der 72-jährige Mann mit dem Virus angesteckt hat. „Aber es ist noch nicht bestätigt. Und damit mag ich es auch noch nicht sagen“, sagte Hacker.

Krankenhaus Rudolfstiftung am 27. Februar
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Der 72-Jährige war in der Rudolfstiftung zunächste ein normaler Grippepatient

„Es war nur eine Frage der Zeit, dass es erste Fälle in Österreich gibt“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei der Pressekonferenz. Es war klar, dass Österreich keine Ausnahme bleibe, man könne das Land nicht „unter einen Glassturz“ stellen.

Iran-Rückkehrer wartet in Spital auf Testergebnis

In Quarantäne liegt seit Donnerstagvormittag im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien auch ein Iran-Rückkehrer. Der junge Mann hat die typischen Symptome – Fieber, Atemnot, Husten. Er war am Wochenende Teil einer Reisegruppe im Iran. Ein Testergebnis ist noch ausständig. Bei den Gesundheitshotlines 1450 und jener der AGES fühlte er sich zunächst nicht ernstgenommen: „Mir wurde mehrfach gesagt, ich soll doch zum Hausarzt gehen“, berichtete er der APA.

Lisa Veits (ORF) vor dem Kaiser Franz Josef Spital

ORF-Reporterin Lisa Veits berichtet, dass derzeit insgesamt 28 Personen im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Quarantäne sind.

Doch das wäre genau das falsche – das Gesundheitsministerium rät vielmehr, zu Hause zu bleiben und einen Arzt zu kontaktieren. Nach einem erneuten Anruf bei der Gesundheitshotline 1450 wurde der Mann am Donnerstag dann innerhalb einer halben Stunde von einem Infektionstransport der Wiener Berufsrettung abgeholt und ins Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) gebracht. Insgesamt befinden sich derzeit 28 Personen im KFJ in Quarantäne, wie „Wien heute“ berichtete.

Pressekonferenz zum ersten Coronavirus-Fall in Wien

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen) und Michael Binder (medizinischer Direktor des KAV) informieren über den ersten Coronavirus-Fall in Wien.

500 Betten für Betroffene verfügbar

Das Kaiser-Franz-Josef-Spital ist in Wien die erste Anlaufstelle für Coronavirus-Fälle. Die dortige 4. Medizinische Abteilung ist auf die Diagnose und Behandlung derartiger Virenerkrankungen spezialisiert. Laut dem KAV sind derzeit zwei Stationen ausschließlich für Personen, die sich infiziert haben könnten, reserviert.

Für den Fall einer Coronavirus-Ausbreitung gibt es einen Stufenplan, nach welchem vorgangen wird, so der KAV. Zuerst würde die Patientenversorgung an der 4. Medizinischen Abteilung übernommen werden. In Summe gibt es in den KAV-Häusern in Wien eine Kapazität von rund 500 Betten für die Betroffenen.