Intendant Christophe Slagmuylder
APA/Hans Punz
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Kultur

15 Uraufführungen bei Wiener Festwochen

Das Programm der diesjährigen Wiener Festwochen ist am Donnerstag präsentiert worden. Es sind die zweiten von Intendant Christophe Slagmuylder, der im Vorjahr kurzfristig einsprang. Gezeigt werden 46 Produktionen, darunter 15 Uraufführungen.

Die Wiener Festwochen finden heuer von 15. Mai bis 21. Juni statt. Im Programm finden sich besonders viele Produktionen aus den Bereichen Tanz, Musik und Performance sowie multidisziplinäre Arbeiten. Die Künstlerinnen und Künstler kommen aus 24 Ländern, zwei der Produktionen sind Ausstellungen.

Eröffnung beleuchtet Beethoven-Werk

Für die insgesamt 188 Vorstellungen werden rund 42.000 Karten aufgelegt, 27 Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt statt. Die 28 Spielorte (darunter einige neue oder wiederentdeckte) befinden sich in zwölf Bezirken. Meidling gilt heuer ein besonderer Schwerpunkttag.

Die Eröffnung am 15. Mai findet jedoch wie immer auf dem Wiener Rathausplatz statt. Sie steht im Zeichen des Jahresregenten Ludwig van Beethoven und soll das Werk des Komponisten in vielfältiger Weise beleuchten. Man nähere sich „mit Respekt, aber auch mit Risiko“ dem Jubilar, meinte Festwochen-Geschäftsführer Wolfgang Wais. „Alle, die wir angesprochen haben, waren begeistert und machen mit.“ Dazu zählen Helge Schneider, Die Strottern und Mira Lu Kovacs, die sich alle auf Beethoven beziehen werden.

Intendant Christophe Slagmuylder
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Slagmuylder sprang im Vorjahr kurzfristig als Festwochen-Intendant ein

Einen Tag später, am 16. Mai, gibt es noch eine Eröffnungsrede im Burgtheater: Der Theatermacher Milo Rau und die indigene Aktivistin und Schauspielerin Kay Sara aus dem Amazonas-Gebiet sollen eine Brandrede gegen die „Integration“ in das kapitalistische System halten.

Neue Werke großteils selbst produziert

Die Festwochen seien nicht einer einzigen Disziplin gewidmet, dementsprechend wolle er vielfältige künstlerische Formate entwickeln, sagte Intendant Slagmuylder. Er betonte, diesmal zwar etwas mehr Zeit für die Programmierung als im Vorjahr (als er relativ kurzfristig nach Wien geholt wurde) gehabt zu haben, „aber auch nicht allzu viel“.

Zeitgenossenschaft und Zugewandtheit stehen im Zentrum der neuen Werke, die großteils selbst produziert bzw. koproduziert würden und eine „Partitur des Dialogs“ eröffnen sollen. Heute sei ein Endzeitgefühl stark verbreitet, doch es gehe bei allem Bewusstsein von Angst, Ende und Tod nicht um das Feiern der Apokalypse. Zwei Begriffe seien daher auch für das Festwochen-Programm zentral: „Care and Action“. „Last Time, This Time, Next Time“ könne als eine Art Motto über dem Festival stehen.

Festwochen mit Ökologieschwerpunkt

Eine zentrale Festivalkünstlerin ist die Kubanerin Tania Bruguera. Sie wird die Kunsthalle Wien Karlsplatz in eine temporäre „Schule für Integration“ verwandeln. Zudem realisiert sie eine neue, von Brechts „Leben des Galilei“ inspirierte Produktion. Ihr „Galileo“ führt den Kampf um die Wahrheit in der Gegenwart.

Eine der größten Produktionen kommt vom Franzosen Philippe Quesne im Theater an der Wien: Darin widmet er sich Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“ und trägt damit zum Ökologieschwerpunkt bei. Quesne zeigt zudem seine Münchner Arbeit „Farm Fatale“, deren Protagonisten fünf Vogelscheuchen sind. Ein „Schlüsselevent“ der Festwochen soll auch Romeo Castelluccis „Requiem“ aus 2019 sein. Die Produktion sei „ein Meisterwerk zum Thema Zerstörung vs. Transformation und Erneuerung“, so Slagmuylder.

Sprechtheater sei durch Uraufführungen, zum Beispiel von The Wooster Group, die zum ersten Mal einen Brecht-Text adaptiert, sowie durch neue Texte und Inszenierungen von Tiago Rodrigues und Alice Birch/Katie Mitchell vertreten. Als Koproduktion mit dem Burgtheater kommt beispielsweise „2020 oder Das Ende“ der Britin Katie Mitchell im Akademietheater zur Uraufführung. Zusammen mit der Dramatikerin Alice Birch verquicke sie „die Medien, Kino und Theater mit verschiedenen Zeitschienen, Räumen und Worst-Case-Szenarien für die Zukunft“, hieß es.

10,7 Millionen Euro von Stadt für Festwochen

Neben Musik, Tanz und Theater gibt es auch zwei Ausstellungen: In der Secession gestaltet Maria Hassabi eine Liveinstallation, in der Kunsthalle Wien im MuseumsQuartier kuratiert Miguel A. Lopez aus Costa Rica die Schau „And if I devoted my life to one of its feathers?“. Dabei geht es um Umweltzerstörung durch Neoliberalismus.

Geschäftsführer Wolfgang Wais bezifferte das Gesamtbudget der Festwochen mit 12,5 Mio. Euro, davon kämen 10,7 Mio. als Subvention von der Stadt Wien. Karten können ab sofort online bestellt werden. Im Vorjahr sei Slagmuylder als Intendant eingesprungen, sagte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). „Diese Edition beweist, wohin die Reise geht mit den Wiener Festwochen.“