Dienstaut des Ärztefunkdienstes
ORF.at/Peter Pfeiffer
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Chronik

Coronavirus: Untersuchung künftig zu Hause

Die Stadt Wien hat gemeinsam mit der Ärztekammer einen Coronavirus-Notfallplan geschmiedet, der nun in Kraft getreten ist. Ein zentraler Punkt ist die Ausweitung des Ärztefunkdienstes. Dieser wird ab sofort rund um die Uhr zu Verdachtsfällen kommen und Abstriche für Tests durchführen.

Menschen mit Infektionsverdacht sollten davon abgehalten werden, Personen in einem Spital oder beim Hausarzt anzustecken, wurde in einer Pressekonferenz am Freitag betont. Wenn man unter leichten Symptomen leidet, soll man stattdessen die Hotline 1450 anrufen.

Betroffene werden dann vom – personell deutlich aufgestockten – Ärztefunkdienst besucht, sagte der Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Dieser werde dann Abstriche nehmen, Untersuchungen machen und auch bei positivem Befund auf das Coronavirus die Patienten weiter in ihren eigenen vier Wänden versorgen.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, Johannes Steinhart (Kurie niedergelassene Ärzte) und KAV-Wien-Direktor Michael Binder im Rahmen der Pressekonferenz „Notfallplan für Wien“ wegen des Coronavirus SARS-Cov-2 am Freitag, 28. Februar 2020, in Wien
APA/Herbert Neubauer
Der Ärztefunkdienst klärt künftig verstärkt Verdachtsfälle ab, wurde bei einer Pressekonferenz mitgeteilt

„Am besten ist man zu Hause aufgehoben“

Der Ärztefunkdienst nimmt seit Freitag um 7.00 Uhr die Hausbesuche bei Verdachtsfällen vor. Entsprechende Mittel wurden von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zur Verfügung gestellt. Rund 200 Mediziner haben sich freiwillig gemeldet, hier im Einsatz zu sein.

Glücklicherweise verlaufe die Erkrankung bei einer überwiegenden Mehrheit der Betroffenen leicht, „das heißt, man bleibt mit einer leichten Krankheit zu Hause und wird dort betreut“, sagte Szekeres. „Am besten ist man zu Hause aufgehoben.“ So soll auch die Kapazität in den Spitälern aufrechterhalten bleiben.

„Wir müssen jetzt versuchen, Ansteckungen kleinräumig so rasch wie möglich zu unterbinden“, sagte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Einmal mehr wurde heute betont, dass 80 Prozent der Betroffenen nur milde Symptome aufweisen.

Notfallplan für Wien zu Coronavirus

Die Ärztekammer für Wien, die Stadt Wien und der Wiener Krankenanstaltenverbund informierten über den Notfallplan bei Coronavirus-Verdachtsfällen in Wien.

Ärzte kommen mit speziellen Schutzmasken

Wie der Vizepräsidenten der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, und der medizinische Direktor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), Michael Binder, erläuterten, wird den Ärztinnen und Ärzten des Funkdiensts eine umfangreiche Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. Laut derzeitigem Stand sind zwei Ärztefunkdienstautos am Tag sowie eines in der Nacht unterwegs, um Betroffene zu besuchen, die lediglich über leichte Symptome verfügen und die darum keinen Rettungstransport ins Krankenhaus benötigen.

Auch ein Laborfahrzeug ist mit dabei, das die Proben sammelt und der Wiener Gesundheitsabteilung übermittelt. „Die Proben, die genommen werden, werden dann dreimal täglich von der MA 15 abgeholt. Die Probenauswertung erfolgt ebenfalls dreimal täglich in der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES, Anm.)“, sagte Steinhart.

Die Befunde werden an die MA 15 und an den Ärztefunkdienst übermittelt. Binnen weniger Stunden soll so abgeklärt werden, ob sich ein Verdachtsfall bestätigt. Wenn ja, wird über die Heimabsondierung oder den Transport auf die Isolierstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital entschieden. Je nachdem, wie schwer die Erkrankung ist.

„Das ist ein nicht unbeträchtlicher Aufwand“

Auf eines müssen sich Betroffene jedenfalls gefasst machen: Die Ärzte, die die Kranken daheim besuchen, bieten einen eher ungewöhnlichen Anblick. Denn sie tragen Haube sowie spezielle Schutzmasken, Mäntel und Schürzen. Auch eine seitlich ebenfalls geschlossene Brille gehört zur Ausstattung. Diese sei wichtig, da die Ansteckung auch oft über die Bindehaut erfolgt, wie Binder betonte.

Es habe sich bereits in China gezeigt, dass Brillenträger offenbar besser geschützt seien, berichtete er. „Sie sehen, das ist ein nicht unbeträchtlicher Aufwand“, sagte der KAV-Vertreter. Die Ausstattung wird vom städtischen Spitalsträger zur Verfügung gestellt. Für die Testung eines möglichen Betroffenen sind rund 30 Minuten zu veranschlagen, hieß es. Pro Tag sollen somit rund 50 derartige Abstriche durchgeführt werden. Erhalten Patienten einen positiven Befund, hängt das weitere Vorgehen von deren gesundheitlichem Zustand ab. Können sie daheimbleiben, werden sie weiter vom Ärztefunkdienst betreut.

Menschen, die sich bei der Gesundheitshotline melden, werden zunächst befragt. Dazu gehört auch die Erörterung, ob sie zuvor auf Reisen waren oder Kontakt hatten zu Menschen, die in einer stärker betroffenen Region – also etwa manche asiatische Länder, Iran oder auch Italien – waren.

Alle Mitglieder der Iran-Delegation negativ getestet

Ein Journalist, der nach einer Iran-Reise am Wochenende als Coronavirus-Verdachtsfall galt, ist unterdessen negativ getestet worden. Der Wiener war in der Delegation von ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am vergangenen Wochenende in den Iran gereist. Er hatte nach seiner Rückkehr am Montag Symptome entwickelt. Am Donnerstag wurde er im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital getestet. Noch am Abend wurde er mit einem Infektionstransport der Berufsrettung in Heimquarantäne überstellt.

Freitagfrüh lag das Ergebnis seines Coronavirus-Tests vor. Laut Außenministerium war Ressortchef Schallenberg bereits am Dienstag getestet worden. Seine Ergebnisse und die der restlichen Mitglieder der Delegation – ebenfalls am Dienstag und Mittwoch getestet – seien ebenfalls negativ gewesen.

Auch Spitalsmitarbeiter nicht infiziert

Bisher gibt es vier bestätigte Fälle in Wien. Neben einem 72-jährigen Mann, dessen Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf hat, wurde ein Ehepaar und dessen Sohn positiv getestet. 181 Mitarbeiter der Rudolfstifung, in denen der ältere Patient stationär aufgenommen war, wurden negativ getestet – mehr dazu in Coronavirus bei Schüler nachgewiesen.

Keine Einschränkungen für Veranstaltungen

Der medizinische Krisenstab der Stadt Wien traf am Freitag die Entscheidung, vorerst keine Einschränkungen für Kongresse, Tagungen, Sportveranstaltungen und ähnliche Veranstaltungen auszusprechen. Teilnehmer sowie Gästen aus betroffenen Regionen wurde jedoch ein Fernbleiben angeraten, teilte die Landessanitätsdirektion mit.