Federpenal auf Tisch in Klassenzimmer
ORF.at/Carina Kainz
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Bildung

Jeder zweite Schüler hat Prüfungsangst

Mathematik macht Schülern am meisten Angs. Sechs Prozent der Schüler nehmen Beruhigungsmittel. Die Umfrage eines großen österreichischen Nachhilfeinstituts zeigt: Jeder zweite Schüler hat Prüfungsangst.

Jeder zweite Schüler zwischen zehn und 19 Jahren hat Prüfungsangst. Das zeigt eine Umfrage des Nachhilfeinstituts Lernquadrat. 39 Prozent der rund 600 befragten Jugendlichen (nicht nur Nachhilfe-Schüler) haben demnach „oft“ Angst vor Prüfungen, Referaten oder Schularbeiten, weitere 16 Prozent sogar „immer“. Besonders häufig betroffen sind Mädchen, ältere und schlechte Schüler. 49 Prozent haben bei der schriftlichen Befragung im Herbst 2019 angegeben, sie würden ohne Prüfungen viel lieber in die Schule gehen. Jeder Fünfte schämt sich in der Schule, wenn er bei einer Prüfung versagt.

Angstfach Nummer eins der Jugendlichen ist Mathematik (40 Prozent), gefolgt von Englisch (20) und Deutsch (13). Die meisten Jugendlichen mit Prüfungsangst befürchten ein plötzliches Blackout (60 Prozent), die gestellte Aufgabe nicht zu verstehen (50) oder dass ihnen unter Zeitdruck nichts gelingen könnte (38). Die Prüfungsangst drückt sich bei den Jugendlichen oft durch Schlaf- und Appetitlosigkeit aus. Als Mittel gegen ihre Angst setzen zwölf Prozent auf Kaffee und Energy Drinks, sechs Prozent nehmen Beruhigungsmedikamente. 22 Prozent nutzen Schummelzettel, bei den Über-15-Jährigen ist es mehr als ein Drittel.

Volksschüler
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Oft fühlen sich Kinder Situationen in der Schule nicht gewachsen

Schulalltag für viele generell belastend

Über ein Drittel der Schüler empfindet laut der Erhebung außerdem den Schulalltag generell als belastend. 30 Prozent der Befragten sind schon einmal nicht in die Schule gegangen, weil sie sich dort so unwohl fühlen. Bei einer früheren Befragung von 2012 hatten das noch 18 Prozent angegeben. Weitere 22 Prozent zogen laut der aktuellen Befragung das Schwänzen als Reaktion auf schulische Belastungen zumindest schon einmal in Erwägung.

LernQuadrat-Geschäftsführer Konrad Zimmermann forderte angesichts der Umfrageergebnisse, „ein wenig Dampf aus dem Prüfungskessel zu nehmen“. Eltern sollten vor allem Ursachen der Prüfungsangst klären, den Kindern Selbstvertrauen vermitteln und sich Zeit zum Reden nehmen. Den Schülern empfiehlt Zimmermann, sich realistische Ziele vorzunehmen, Vergleiche mit den Mitschülern zu vermeiden und gezielt auf Entspannung zu setzen – am besten ohne Handy.

Verständnis für Kind nimmt Angst weg

Die Bildungsdirektion für Wien und das Öffentliche Gesundheitsportal Österreichs sind nur zwei Möglichkeiten, sich über das Thema Schulangst zu informieren. Den Eltern kommt eine bedeutende Rolle dabei zu, ihren Kindern einen angenehmen Schulalltag zu schaffen. Viel Lob und viel Aufmerksamkeit bestärken die Kinder, Strafe hingegen löst Angst aus, die dann zu Schul- und Lernunlust führt. Eine gute Eltern-Kind-Beziehung darf nicht von den Noten in der Schule abhängig gemacht werden, heißt es etwa bei der Bildungsdirektion.

"Wenn ein Kind, das eigentlich immer als erstes wach war, plötzlich in der Früh nicht mehr aus dem Bett zu bekommen ist, keinen Appetit hat und jeder Morgen zum Kampf wird, deutet alles darauf hin, dass es ein Problem mit der Schule hat“, schilderte Marianne Römer, pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf, eine typische Situation. Nicht nur Prüfungen können Schülerinnen und Schüler unter Druck setzen, auch Zwischenmenschliches in der Klasse kann belasten. Die Expertin empfiehlt für den Fall, damit offen umzugehen: darüber reden, gemeinsam Lösungen suchen, mit anderen vernetzen.

Jährliche Studie über Schul-Themen

LernQuadrat bietet seit rund 25 Jahren Nachhilfeunterricht an. An 80 Standorten in ganz Österreich geben an die 2.000 Lehrerinnen und Lehrer Nachhilfe in allen Fächern und für jede Schulstufe. Es veröffentlicht jährlich eine Umfrage zu schulrelevanten Themen wie etwa Probleme der Schüler bei Konzentration und Mitlernen oder über die Zufriedenheit der Eltern mit der Schule.