Die App Lernsieg
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Chronik

„Lernsieg“ versus Lehrer-Selbsthilfegruppe

Schlecht bewertete Lehrerinnen und Lehrer sollen durch andere „gepusht“ werden. Dazu wurde eine Facebook-Gruppe gegründet. Die App-Betreiber sehen es gelassen – große Manipulationen seien nicht möglich.

Die Lehrerbewertungs-App „Lernsieg“ wehrt sich gegen eine Lehrer-„Selbsthilfegruppe“, die Bewertungen manipulieren will. Schlecht bewertete Pädagoginnen und Pädagogen sollen sich auf einer Facebook-Seite melden, wo andere Gruppen-Mitglieder mit Fünf-Sterne-Bewertungen „aushelfen“. Die Gruppe hat derzeit mehr als 400 Mitglieder.

Gruppe will Solidarität untereinander fördern

Ins Leben gerufen wurde die Facebook-Gruppe „Lehrer/innen helfen Lehrer/innen bei ‚Lernsieg‘“ bereits im November von einem burgenländischen Geschichte- und Latein-Lehrer. Als Ziel gibt er an, die App ‚Lernsieg‘ von innen heraus ad absurdum führen zu wollen. In die Gruppe aufgenommen würden nur Lehrer, um deren Solidarität untereinander zu fördern. Der Gründer kritisiert auf Facebook, dass die App Lehrerinnen und Lehrern keine weitere Handlungsempfehlung gibt. Deshalb verwendet er in seinem Unterricht offene Fragen für konstruktives Feedback.

Die App-Betreiber finden die Initiative zwar nicht lustig und vor allem wenig zielführend, allerdings könne kein großer Betrug durchgeführt werden. Schüler können demnach stets nur Lehrer und Lehrerinnen an einer einziger Schule bewerten – gleiches gilt so auch für Erwachsene, die das Lernsieg-Angebot für Selbstbewertungen missbrauchen wollen. Derzeit wird die umstrittene App laut eigenen Angaben von rund 200.000 Personen genutzt.

Gewerkschaft will weiter gegen App vorgehen

Die Lehrergewerkschaft will weiter juristisch gegen die Bewertungs-App „Lernsieg“ vorgehen. Die ARGE Lehrer in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst sehen durch die App Datenschutz und Persönlichkeitsrechte verletz. Außerdem wird dahinter eine riesige Handynummersammelaktion vermutet.

Laut dem Vorsitzenden der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger, hat die Kritik nichts mit einer Verweigerung von Feedback zu tun. „Die Frage ist, ob sich alles im Leben in Sternchen und Likes pressen lässt – vor allem, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich geht,“ so Kimberger.

Problemstellen bei „Lernsieg“ ortet noch Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike. Man begrüße durchaus, dass die App-Macher sich bereit erklärt hätten, Änderungen vorzunehmen, so Uzodike in einer Aussendung. „Trotzdem ist es uns wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit bekommen, fundierte Rückmeldungen zu geben und dies in Form eines 360 Grad Feedbacks, welches im Einhergehen mit Lehrerschaft und Schülerschaft abgehalten wird.“