Die Initiative startete am 16. März und richtet sich an Kinder im Vor- und Volksschulalter. Jeden Abend zwischen 19.00 und 20.00 Uhr finden die digitalen Lesestunden statt und dauern circa 20 Minuten. Die ehrenamtlichen Seniorinnen und Senioren lesen dabei Geschichten vor, die die Kinder online per Video live mitverfolgen können. Zur Teilnahme benötigen die Kinder lediglich ein internetfähiges Gerät, einen Internetzugang sowie Kopfhörer oder Lautsprecher.
Pädagogischer und sozialer Wert
„Leider können viele Eltern aus sprachlichen oder beruflichen Gründen ihren Kindern nicht regelmäßig vorlesen“, sagte Projektleiterin Christine Darwish. Da der pädagogische Wert von Büchern und Geschichten aber so hoch sei, wurde das Projekt vom Döblinger Verein seniorenweb ins Leben gerufen. Denn Gutenachtgeschichten seien ein wichtiges Ritual für Kinder, so Darwish: „Es gibt ihnen ein Ende des Tages, beruhigt sie und fördert außerdem die Sprachentwicklung, die Fantasie und die Erweiterung des Wortschatzes.“
Die Bücher und Geschichten werden in Zusammenarbeit mit öffentlichen Büchereien, Kindergärten und Schulen ausgewählt. Täglich gibt es einen anderen Themenschwerpunkt. Am Montag werden beispielsweise alte Klassiker wie unter anderem Werke von Mira Lobe vorgelesen, am Mittwoch können die Kinder Geschichten von Thomas Brezina hören.
Auch bzw. besonders an Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, richtet sich die digitale Vorlesestunde, hieß es gegenüber wien.ORF.at. Diese sollen durch die Gutenachtgeschichten ihre Sprachfertigkeit verbessern können. Derzeit werden die Lesestunden auf Deutsch und Englisch abgehalten. Eine Ausweitung auf andere Sprachen soll im Herbst folgen.
Seniorinnen und Senioren engagieren sich
Die Seniorinnen und Senioren, die freiwillig vorlesen, sind zwischen 50 und 80 Jahre alt und erhielten eine technische Einschulung. Das Projekt soll auch der älteren Generation zeigen, wie es möglich ist, sich im digitalen Netz zusammenzuschließen, sagte Projektleiterin Darwish. Außerdem wolle man so auch der Einsamkeit im Alter vorbeugen.
Eine der ehrenamtlichen Vorleserinnen ist Irmgard Czerny, Pensionistin aus Wien. Ihr Fokus liegt auf Tiergeschichten. Was sie den Kindern vermitteln will: „Ich möchte, dass die Kinder neugierig werden, auf die Geschichten und auch auf das Lesen selbst.“ Denn das Schöne, so Czerny, sei, dass Geschichten einen in eine andere Welt versetzen können. Aus diesem Grund habe sie sich auch dazu entschlossen, freiwillig vorzulesen.
Vor allem Kinder, deren Eltern keine Zeit zum Vorlesen haben, oder Kinder, die alleine sind oder sich im Krankenhaus aufhalten, möchte Czerny mit ihren Geschichten erheitern: „Ich möchte, dass die Kinder jeden Abend einschalten können, Geschichten hören und dann am Ende gut einschlafen und etwas Schönes träumen.“
Ausweitung wegen Coronavirus
Ursprünglich geplant war, die Teilnahme an den Lesestunden mittels einer Webinarsoftware zu gestalten. Hierfür mussten sich die Kinder anmelden und mit einem Passwort, das ihnen nach erfolgreicher Anmeldung zugesandt wurde, einloggen. Die Anzahl der Plätze war allerdings begrenzt.
Aufgrund der aktuellen Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus wurde jedoch beschlossen, allen Kindern vorzulesen, berichtete Darwish: „Wir strahlen die Gutenachtgeschichten nun mit Hilfe von YouTube live aus.“ Die Geschichten können so auch nachgehört werden.