Das Schweizerhaus im Prater
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Coronavirus: Was geschlossen ist

Das grassierende Coronavirus und der Erlass der Bundesregierung führen zu zahlreichen Absagen in Wien: Am Sonntag hätte das Schweizerhaus im Prater aufsperren sollen, doch das Lokal bleibt bis auf weiteres zu. Auch ein Großteil der Museen hält geschlossen.

Traditionell startet im bekannten Gasthaus Schweizerhaus am 15. März die neue Saison – dies geschieht in der Regel mit großem Medienrummel, Live-Musik und zahlreichen Fans, die auf Bier und Stelze harren. Immerhin fasst das Lokal rund 750 Sitzplätze im Inneren und 1.400 Plätze im Gastgarten.

Aufgrund der aktuellen Situation ist die Eröffnung abgesagt und das Lokal bleibt zu, teilten die beiden Geschäftsführer Karl Hans Kolarik und Karl Jan Kolarik am Mittwoch mit. „Wir sehen unsere Verantwortung gegenüber den Gästen und Mitarbeitern in dieser Situation.“ Wann das Lokal in Betrieb gehen wird, ist offen – ein neuer Termin steht noch nicht fest. „Wir wissen nicht, wie die Politik weiter regelnd eingreifen wird, wie sich die Corona-Situation weiter entwickelt.“

Eine aktualisierte Liste an Schließungen und Absagen in Wien gibt es unter CoV: Schließungen und Absagen in Wien

Alle Bundesmuseen schließen

Die österreichischen Bundesmuseen werden als Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus nicht mehr aufsperren und zumindest bis Ende März geschlossen bleiben. Nach Vorliegen des ausformulierten Erlasses der Regierung wurde in der vergangenen Nacht beschlossen, einer entsprechenden Empfehlung zu folgen, sagte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger. Die Formulierungen des Erlasses hätten Interpretationsspielraum gelassen, so Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder. Man habe aber eine einheitliche Lösung für alle Häuser angestrebt, die der Empfehlung des Bundeskanzleramtes und des Kunst- und Kulturstaatssekretariats Folge leiste.

Die Albertina sagt den für Mittwoch geplanten Pressetermin für die neue „Albertina modern“ ab und verzichtet auch auf die für Freitag vorgesehen gewesene erstmalige Publikumsöffnung der neuen Räumlichkeiten im renovierten Künstlerhaus. Man hoffe, im April aufsperren zu können und werde dann auch die abgesagten Eröffnungsfeierlichkeiten nachholen.

Wiener Künstlerhaus und Albertina Modern
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Die Albertina modern sperrt vorerst noch nicht auf

Besuchereinbußen durch ausbleibende Touristen

Die Österreichische Nationalbibliothek schließt auch ihre Lesesäle, sagte Rachinger, die derzeit den Vorsitz der Bundesmuseen-Direktorenkonferenz innehat. In den vergangenen Tagen seien vor allem in den normalerweise stark von Touristen frequentierten Museen große Besuchereinbußen zu verzeichnen gewesen. Auch zahlreiche eingemietete Veranstaltungen seien bereits von Kunden abgesagt worden.

Der Entfall von Eintrittsgeldern und Mieteinnahmen werde in den Museen zu einer schwierigen wirtschaftlichen Situation führen, die sicher thematisiert werden müsste, sagte Rachinger. „Es wird schwierig werden, unsere Budgets zu halten.“

HGM und Wien Museum geschlossen

Ab Donnerstag wird das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) in Wien geschlossen. Das soll vorerst bis „voraussichtlich Ende März“ so bleiben, wurde in einer schriftlichen Stellungnahme mitgeteilt. Abgesagt wurden auch die dort für das Wochenende angesetzte Modellbaumesse „GoModelling“ sowie ein Vortrag („Zwischen Armeedeutsch und Armeeslawisch“) am 17. März.

Auch das Wien Museum gab in einer Aussendung bekannt, dass alle Standorte geschlossen bleiben. Dazu zählen Wien Museum MUSA, Beethoven Museum, Pasqualatihaus, Schubert Geburtshaus und Sterbewohnung, Haydnhaus, Johann Strauß Wohnung, Römermuseum, Virgilkapelle, Neidhart Festsaal, Uhrenmuseum und das Pratermuseum. Diese werden vorerst bis 5. April nicht öffnen.

Stephansdom innen
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Der Stephansdom ist nur für das Gebet geöffnet

Schönbrunn: Tiergarten und Schloss zu

Das Leopold Museum erklärte am Vormittag ebenfalls, dass der Museumsbetrieb bis Ende März eingestellt wird. Bis 3. April bleiben auch das Schloss Schönbrunn, sowie alle dazugehörigen Museen (unter anderem Hofmobiliendepot, Sisi Museum, Schloss Hof etc.) gesperrt. Auch der Tiergarten Schönbrunn bleibt zu.

Abgesagt wurde auch der Ostermarkt vor dem Schloss Schönbrunn. Der hätte ursprünglich am 28. März beginnen sollen, nun werde nach einem Termin für eine Ersatzveranstaltung gesucht, teilten die Veranstalter in einer Aussendung mit.

Auswirkungen auf Nachtleben

Zu bleiben ab sofort die Wiener Bezirksmuseen und Sondermuseen, wie am Mittwoch in einer Aussendung mitgeteilt wurde. Sie sind bis 5. April gesperrt. Das selbe gilt für sämtliche Standorte des Wien Museums. Das Haupthaus am Karlsplatz ist derzeit aufgrund des Umbaus allerdings ohnehin nicht in Betrieb.

Auch auf das Nachtleben hat das Coronavirus massive Auswirkungen. Mehrere Discos und Clubs in Wien haben bereits Konsequenzen aus dem Erlass der Bundesregierung gezogen und bleiben vorerst geschlossen. Dazu zählen beispielsweise der Praterdome, der Volksgarten oder die Pratersauna.

Der Ostermarkt vor dem Schloss Schönbrunn
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Der Ostermarkt vor dem Schloss Schönbrunn findet nicht statt

Steiermark-Frühling fällt aus

Auf eine weitere Traditionsveranstaltung muss Wien heuer verzichten: den Steiermark-Frühling am Rathausplatz. Dieser hätte von 2. bis 5. April stattfinden sollen, er fällt somit in jene Zeit, in der der Erlass der Bundesregierung für Veranstaltungen gültig ist.

Die Spanische Hofreitschule gab auf ihrer Webseite bekannt, dass ab Donnerstag die Programmpunkte „Morgenarbeit mit Musik“ und „Vorführung“ bis vorläufig 31. März abgesagt werden. Weiterhin stattfinden werden hingegen die geführten Rundgänge. Noch ein wichtiger Hinweis für alle Besucher: Bereits gekaufte Karten für die Morgenarbeit sind bis zum Jahresende 2020 gültig. Die Refundierung von Karten abgesagter Programme ist bei der Stelle möglich, wo die Tickets gekauft wurden, hieß es.

Kulturschaffende befürchten „Einkommenskatastrophe“

Angesichts der Einschränkungen bei Kulturveranstaltungen hat sich die IG Autorinnen Autoren mit einem „dringenden Hilferuf an die Regierung“ gewandt. Die vielen Absagen aufgrund des Coronavirus würden für Kunst- und Kulturschaffende eine „Einkommenskatastrophe“ bedeuten, heißt es in einer Aussendung.

Die in den kommenden Wochen nicht stattfindenden Veranstaltungen bedeuten etwa für Autoren „erhebliche Einnahmenverluste“, wie Gerhard Ruiss von den IG Autorinnen Autoren schreibt. „Wir steuern auch auf eine Existenzkrise bei den Literaturveranstaltern zu.“ Wie es in den nächsten Monaten weitergehe, sei aktuell nicht absehbar. „Wir gehen aber davon aus, dass es nicht möglich sein wird, größere Veranstaltungen im ersten Halbjahr dieses Jahres durchzuführen.“

Hauptbücherei geschlossen

Die Hauptbücherei der Stadt Wien bleibt „entsprechend der Verordnung betreffend Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) des Magistrates der Stadt Wien“ ab Donnerstag geschlossen. Als Begründung wurde die hohe Besucherfrequenz angeführt. Die Maßnahme gilt zunächst bis 3. April. Die 38 Zweigstellen der Stadt Wien Büchereien bleiben geöffnet.

Bereits ausgeborgte Medien, neben Büchern auch CDs, DVDs und andere Medien, werden automatisch verlängert, bis eine Rückgabe wieder möglich ist. Während der Schließzeit fallen keine neuen Verspätungsgebühren für in der Hauptbücherei entliehene Medien an. Die digitalen Medien der Stadt Wien Büchereien stehen weiterhin zur Verfügung.