Federpenal auf Tisch in Klassenzimmer
ORF.at/Carina Kainz
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Bildung

Schulen schließen: Wien richtet Hotline ein

In ganz Österreich werden zur Eindämmung des Coronavirus ab Montag die Schulen teilweise geschlossen. Betroffen sind zunächst nur die Oberstufenschüler, dann auch alle anderen. Die Wiener Bildungsdirektion richtete eine Hotline für Eltern, Lehrer und Schüler ein.

„Ab jetzt ist da jemand dran, der einfach dann, wenn es aktuell wird, dass es zu Schulschließung kommt, kompetent Antwort geben kann“, hatte der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer bereits im Ö1-Mittagsjournal angekündigt: Die „Pädagogische Hotline“ ist unter der Telefonnummer 01/52525-77048 erreichbar und richtet sich an Lehrer, Eltern und Schüler. Sie soll beispielsweise dabei unterstützen, Zugang zu Arbeitsmaterialien und Informationen über bestehende Online-Lernplattformen bekommen.

Auch Kindergartenkinder sollen zuhause bleiben

Die Bundesregierung hab am Mittwochnachmittag bekannt, dass die Schulen schrittweise geschlossen werden. Nach den Oberstufen wird ab Mittwoch auch der Unterricht für alle anderen Schüler (bis 14) eingestellt, es wird aber für diese die Möglichkeit der Betreuung in den Schulen geben.

Auch Kindergartenkinder sollen nach Möglichkeit zuhause bleiben, lautete der Appell der Regierung. Wie für Unterstufenschüler soll es für diese ebenfalls eine Betreuungsmöglichkeit geben, wenn für die Eltern keine andere Alternative möglich ist. Der Entscheidung waren Beratungen mit den Landeshauptleuten sowie den Sozialpartnern über weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus vorausgegangen – mehr dazu in news.ORF.at.

Elternvertreter pochten auf Betreuung

Elternvertreter hatten darauf gepocht, dass im Fall von Schulschließungen die Kinderbetreuung sichergestellt sein muss. In einem Brief des Bildungsministeriums wurden am Dienstag Schulen ersucht, sich auf Schließungen vorzubereiten. „Was nicht passieren darf ist, dass einfach Schulen geschlossen werden und Eltern trotzdem arbeiten gehen müssen“, sagte der Sprecher des Wiener Landesverbands Karl Dwulit. Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, appellierte in diesem Zusammenhang an die Arbeitgeber. „Hier muss die Wirtschaft wirklich mitziehen.“

Ihr sei aus den Landesverbänden rückgemeldet worden, dass einige Betriebe im Falle von Schulschließungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus die Eltern zwar für eine gewisse Zeit freistellen würden, bei einigen sei allerdings keine Bezahlung vorgesehen.

Schreiben an Direktoren

Bildungsmininister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte die Schuldirektoren in einem Schreiben aufgefordert, sich auf Schulsperren vorzubereiten. Die Direktoren wurden ersucht, gemeinsam mit den Lehrern „in den kommenden Tagen Übungsmaterialien zur Festigung und Vertiefung des aktuell im Unterricht behandelten Lernstoffes für Schülerinnen und Schüler vorzubereiten, die Sie ihnen im Bedarfsfall mit nach Hause geben bzw. über digitale Kanäle zur Verfügung stellen können.“ Schulschließungen könnten genutzt werden, „um bereits durchgenommenen Stoff zu wiederholen und zu vertiefen oder um sich in aller Ruhe mit Themen zu befassen, die derzeit im Unterricht behandelt werden“.

Schulen sollten Kommunikationskanäle mit Schülern und Eltern per Mail oder Lernplattformen wie Moodle oder LMS nutzen. Schulbibliotheken könnten die Schüler mit Lektüre versorgen. Außerdem bereitet das Ministerium in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule NÖ „ein altersgerechtes, kompaktes Online-Angebot mit pädagogischen Materialen vor, die zur Überbrückung in der Zeit einer vorübergehenden Schulschließung genützt werden können“.

Hacker skeptisch

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatte sich skeptisch gezeigt, was die Schließung von Schulen anbelangt. „Da wird es eine intensive Diskussion geben müssen“, befand er. Schulen und Kindergärten zu schließen, würde bedeuten, das Land „wirklich lahmzulegen“. Denn Eltern müssten dann ihre Kinder betreuen.

Und dies seien genau jene Menschen, die man bei der Aufrechthaltung der Systeme – also in den Spitälern oder Supermärkten – brauche. „Eine solche Maßnahme will sehr, sehr gut überlegt sein, bevor man sie trifft. Man legt damit die ganze Wirtschaft lahm“, meinte er noch vor Bekanntwerden der Maßnahme. Hacker warnte auch davor, dass in der Folge sich viele Großeltern um die Kinder kümmern würden. Dies wäre jedoch ein „Schuss ins eigene Knie“, da ältere Menschen besonders gefährdet seien, sich anzustecken.

Handel besonders betroffen

Schul- und Kindergartenschließungen und damit verbundene Kinderbetreuungspflichten könnten im heimischen Handel zu einem Personalengpass führen. In der Handelsbranche in Österreich gibt es mehr als 400.000 Angestellte, rund zwei Drittel davon Frauen. Der „Home Office“-Aufruf der Bundesregierung lässt sich im Handel mit seinen vielen Filialen nur schwer umsetzen.

Die Lebensmittelkette Spar bereitete sich bereits vor. Bei Rewe (u.a. Billa, Merkur, Penny) wird „gerade intern evaluiert“, hieß es am Mittwoch. Beim Lebensmitteldiskonter Hofer will man als „familienfreundlicher Arbeitgeber“ auch entsprechende Lösungen finden. Auch die Wirtschaftskammer hat die Auswirkungen des Coronavirus auf die Handel-Personalsituation im Blick. Man wolle noch den Sozialpartnergipfel abwarten, danach werde man „die Lage neu bewerten“.