Rad von Donkey Republic
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Wirtschaft

Leihrad-Anbieter Donkey Republic verlässt Wien

Die Zahl der Leihfahrrad-Anbieter in Wien sinkt erneut. Die Firma Donkey Republic zieht sich wegen zu geringer Nutzerzahlen aus der Stadt zurück. Damit gibt es in Wien mit Citybike nur mehr einen einzigen Großanbieter.

Man habe die Fahrräder bereits bis zum vergangenen Wochenende eingesammelt, schilderte Boris Stojiljkovic, Österreich-Manager von Donkey Republic, gegenüber wien.ORF.at. Ende März würden die letzten Räder aus dem Wiener Lager nach Kopenhagen gebracht, wo Donkey Republic seinen Hauptsitz hat. Das Unternehmen hatte zuletzt nach eigenen Angaben 550 Leihfahrräder in Wien.

Die Entscheidung für den Rückzug sei vor einem Monat gefallen, aus wirtschaftlichen Gründen. „Wir haben versucht, die Wiener Flotte profitabel zu machen“, so Stojiljkovic. „Das ist uns leider nicht gelungen.“ Man habe die Flotte im vorigen Jahr sogar noch um 200 Fahrräder aufgestockt: „Wir haben uns davon versprochen, eventuell noch mehr Leute zu erreichen.“

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Die Wiener Räder kommen nun in Rotterdam und Kopenhagen zum Einsatz

„Wurden als Angebot für Touristen gesehen“

Der Donkey-Republic-Manager spricht auch von Fehlern beim Marketing. „Uns ist einfach nicht gelungen, den Zugang zu den Herzen der Wiener zu finden“, meinte Stojiljkovic. „Wir wurden als Angebot für Touristen gesehen und nicht als Mehrwert für die Stadt.“

Man habe als Start-up auch kein Budget für ordentliches Marketing gehabt und daher keine Werbung gemacht. Die Räder seien nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda und eher zufällig entdeckt worden: „Das Problem war, dass wir nicht von vornerherein kommuniziert haben, wir sind für alle Wiener da.“

Zudem gebe es mit den Citybikes in Wien eine starke Konkurrenz, da diese in der ersten Stunde kostenlos seien. Man habe zwar hochwertige Fahrräder angeboten – aber von Beginn an kostenpflichtig, da sei es schwierig gewesen, mitzuhalten. „Ich glaube, dass den Menschen in Wien die Qualität nicht so wichtig war.“ Die Wiener Räder sollen nun in Rotterdam und Kopenhagen zum Einsatz kommen, wo es mehr Nachfrage gebe.

Keine Auswirkungen auf Citybike

Mit dem Rückzug von Donkey Republic ist Citybike wieder der einzige Leihfahrrad-Anbieter in der Innenstadt, und abgesehen von lokalen Projekten wie in der Seestadt, Simmering oder auf dem Zentralfriedhof auch der einzige große Anbieter in Wien. Die Leihräder der Firmen Ofo und oBike sind schon länger aus dem Stadtbild verschwunden.

Auswirkungen für Citybike hat das Aus für Donkey Republic jedoch nicht, meinte Citybike-Chef Hans-Erich Dechant im Interview mit wien.ORF.at. Die derzeit rund 1.500 Räder würde zu fast 90 Prozent von Wienerinnen und Wienern genutzt, es habe also kaum Überschneidungen mit den Kunden von Donkey Republic gegeben, die hauptsächlich Touristen gewesen seien. Expansionspläne hat Citybike derzeit keine.

Auch weiterer E-Scooter-Anbieter zieht sich zurück

Auch die Zahl der E-Scooter-Vermieter in Wien sinkt weiter. Wie der „Kurier“ berichtet, verlässt nun auch der kleine Anbieter Holmi die Stadt, der 30 Scooter aufgestellt hatte. Davor zog sich bereits der Vermieter Hive zurück, ein Joint Venture zwischen Daimler und BMW – mehr dazu in E-Scooter-Anbieter Hive zieht sich zurück.