Das Coronavirus steigert neben dem Pflege- auch den Kommunikationsbedarf. Jede Person, die mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen ist, muss täglich ihren Gesundheitszustand bekannt geben. Bis Freitag waren 757 Menschen betroffen. Mit der App „Home Care“ soll das tägliche Telefonat in vielen Fällen durch einen Fragebogen ersetzt werden und damit den Kommunikationsaufwand reduzieren, berichtete die „Kleine Zeitung“.

Drei Tage auf negatives Testergebnis warten
Gefragt wird, ob Symptome wie Schnupfen, Husten oder Fieber auftreten. Die Antworten werden dann an den Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) übermittelt. Dadurch sollen die Wartezeiten auf Testergebnisse verkürzt werden, denn bis getestete Personen das Ergebnis bekommen, dauert es aktuell mehrere Tage.
Wer in Kontakt mit einer Person war, die mit dem Coronavirus infiziert ist, wird aktuell 14 Tage in Quarantäne gesteckt. Auf ein negatives Testergebnis muss man in Wien laut „Kleine Zeitung“ derzeit drei Tage warten. Positive Proben werden nämlich priorisiert behandelt.

Das Sammeln der Daten mittels elektronischer Abgabe hat noch einen großen Vorteil: Weil alle Daten gesammelt ausgewertet werden, lassen sich die Spitalskapazitäten tagesaktuell planen. Entwickelt wurde die App von der stadteigenen IT-Abteilung. Daten werden verschlüsselt übermittelt.
Gesamtverlauf wird in Community entschieden
Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) appellierte unterdessen daran, dass nur selbstverantwortliches Handeln jedes Einzelnen dazu beiträgt, die aktuelle Situation rund um Covid-19 möglichst gut zu überstehen. „Der Gesamtverlauf wird nicht in den Krankenhäusern auf den Intensivstationen entschieden. Er wird in unserer Community entschieden“, sagte der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Michael Binder, am Freitag.
„Aussagen von an sich hoch geschätzten Wissenschaftern, dass wir Ende März zu wenig Kapazitäten auf den Intensivstationen haben könnten, sind nicht zielführend. Wuhan hat das Problem in den Griff bekommen. Peking hat das Problem in den Griff bekommen. In Singapur gibt es 170 Coronavirus-Erkrankungsfälle. Dort hält man die Zahl konstant. Ich möchte nicht ein autoritäres System mit unserem vergleichen. Aber der größte Teil der Maßnahmen wirkt im öffentlichen Bereich. Das muss die ‚soziale Distanzierung‘ sein“, sagte Binder. Die Einschränkung nicht notwendiger sozialer Kontakte wäre die wichtigste Maßnahme.
Wien „gut vorbereitet“
Die Coronavirus-Problematik werde nicht durch das Vorhalten von Intensivbetten bewältigt. „Der Vorwurf, man hätte 25.000 Intensivbetten einrichten sollen, ist falsch. Die gibt’s auf der ganzen Welt nicht. Aber wir haben uns gut vorbereitet und können das bewältigen“, betonte der medizinische Direktor des KAV.
Besondere Bedeutung komme dem Umstand zu, dass in Wien beispielsweise schon vor Wochen das System zur aufsuchenden Betreuung Covid-19-Betroffener durch den Ärztefunkdienst aufgebaut worden sei: „Es werden 80 bis 90 Prozent der Patienten zu Hause betreut werden. Der kleinste Teil der Erkrankten muss ins Spital. Wir haben für sie genügend Ressourcen in den Wiener Krankenanstalten.“