In der Bunten Volksschule Währing ist zu Schulbeginn gerade einmal ein Schüler gekommen, um betreut zu werden. Nach kurzer Rücksprache mit den Eltern wird aber auch er wieder nach Hause geschickt. Zwei Lehrerinnen und die Direktorin bleiben aber, falls doch noch jemand kommt. Alle anderen Lehrerinnen und Lehrer sind auf Abruf zu Hause geblieben.
Schulen und Kindergärten mit wenig Betreuungsbedarf
Ähnlich das Bild im Gymnasium Klostergasse: Hier schauen immer wieder Schüler kurz vorbei, um sich Bücher und Hefte zu holen. Aber auch hier in der Unterstufe ein ähnliches Bild. Betreuung wird zumindest derzeit nicht benötigt. Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer empfiehlt den Eltern mit den Schülern einen Tagesablauf durchzugehen und von den Unterrichtsmaterialien nicht alles auf einmal machen. Man solle auch mal eine kleine oder größere Pause einbauen.
In den Wiener Kindergärten war am Montag der Betreuungsbedarf äußerst gering. Wie eine Sprecherin des zuständigen Stadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ) der APA berichtete, sind in den städtischen Einrichtungen durchschnittlich rund zehn Prozent der Kinder erschienen – wobei die Zahl in den jeweiligen Standorten variiere, wie betont wurde.
Kein Ansturm auf Supermärkte
Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens spiegeln sich die Ausgangsbeschränkungen wider. In den Öffis hatte man am Vormittag soviel Platz wie kaum. Ruhig war es – anders als vor dem Wochenende – auch in den Supermärkten. Das zeigt sich auch auf der Mariahilfer Straße: An Werktagen herrscht auf Wiens längster Shoppingstraße normalerweise schon in den frühen Vormittagsstunden reges Treiben.
Am Montag war es indes äußerst ruhig. Und freilich ungewohnt: Bis auf einzelne Bäckereifilialen, Drogeriemärkte und Apotheken blieben die Rollläden der Geschäfte infolge der Coronavirus-Verordnung geschlossen. Doch selbst in den noch offenen versorgungsrelevanten Shops und Supermärkten waren kaum Menschen zu sehen.
Westbahnhof leergefegt
Eine fast andächtige Stille herrschte am Vormittag auch in der großen Halle am Westbahnhof. Kaum Leute hielten sich am Areal auf, die Angestellten der geöffneten Bäckereien hatten mangels Kunden viel Zeit zum Tratschen. Nur im Wartebereich vor dem Zugang zu den ebenfalls leeren Bahnsteigen saßen ein paar Personen, es blieben immer mehrere Sitzplätze dazwischen leer.
Ungewöhnlich menschenleer waren auch viele Freizeit- und Touristenhotspots. Der Haupthof im MuseumsQuartier zeigte sich überhaupt komplett verwaist. Nur vereinzelte Passanten sah man etwa am Stephansplatz, am Graben oder am Kohlmarkt. Viele Cafes, die eigentlich erst ab Dienstag komplett geschlossen sein müssten, verzichteten schon am Montag auf das Aufsperren. Die wenigen Gastro-Betriebe, die noch offen hatten, waren spärlich besucht.
Naschmarkt menschenleer
Voller Tatendrang schienen die Standler am Naschmarkt zu sein – jedoch vergebens. Lebensmittelhändler dürfen bekanntlich weiterhin offenhalten, an einem der meistfrequentierten Märkte der Stadt war das Interesse Montagvormittag jedoch mehr als endenwollend. Er habe noch gar nichts verkauft, erzählte ein Falafel- und Kebab-Verkäufer: „An einem normalen Montag sind sehr viele Leute hier, schon um 8.30 Uhr kaufen sie ein.“ Seit einer Woche habe die Zahl der Besucher allerdings stets abgenommen.
Jedoch gibt es stellenweise – etwa in der Leopoldstadt oder in Rudolfsheim-Fünfhaus – offenbar kaum Änderungen zu „normalen“ Tagen. Grundsätzlich hält sich die Wiener Bevölkerungan die Ausgangsbeschränkungen, heißt es auch bei der Polizei. Im Rahmen der normalen Schwerpunkttätigkeiten hat es von der Polizei Kontrollen gegeben, aber „alle halten sich daran“, sagte Sprecher Patrick Maierhofer. „Es gilt miteinander, nicht gegeneinander.“
Schlangen auf Ämtern
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat sich am Montagvormittag mit einem „dringenden Appell“ in schriftlicher Form an die Stadtbevölkerung gewandt. Er bat um die Einhaltung der von der Regierung angeordneten Ausgangsbeschränkungen und appellierte insbesondere, derzeit keine Amtswege zu erledigen.
Es gebe verstärkt Meldungen von Schlangenbildung auf Wiens Ämtern. „Ich sage es mit aller Deutlichkeit: Riskieren Sie nicht Ihr Leben und das Leben all jener, die sich im Dienste der Öffentlichkeit engagieren. Bleiben Sie zu Hause und gehen Sie nur in wirklich dringenden und unablässigen Situationen auf ein Amt – überlegen Sie: die nächsten 14 Tage wird so gut wie alles auf Notbetrieb geschalten“, hieß es in der Mitteilung. Daher sei es „außer in absoluten Notfällen auch nicht notwendig, dass Sie jetzt ein Amt oder eine Behörde besuchen“, mahnte Ludwig.