Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres
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Chronik

Spitäler haben „zu wenig Schutzausrüstung“

„Wir haben zu wenig Masken und Schutzausrüstung.“ Das sagte Wiens Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres am Dienstag. Ein Problem sei auch die limitierte Testkapazität auf SARS-CoV-2. Im AKH gibt es nun schnellere Tests.

Es ist ein großes Problem, sagte Ärztekammer-Präsident Szekeres im „Wien heute“-Interview am Dienstagabend. „Ich habe die letzten zwei Tage damit verbracht, dass ich versucht habe, Lkw, die an der Grenze zu Österreich – Deutschland stehen, loseise. Das ist Ware, die bereits von Österreich bezahlt wurde und nicht über die Grenze gelassen wird.“ Als Grund vermutet Szekeres, dass Deutschland selbst zu wenig Masken hat und diesen Transport zurückhält.

Sowohl Bundespräsident Alexander Van der Bellen als auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hätten sich vergeblich bemüht, dass Österreich diese Schutzausrüstung bekommt. „Man kann niemandem zumuten, ganz ohne Schutz oder ganz ohne Masken hier infizierte Patienten zu behandeln“, so Szekeres.

Deutschland genehmigte Ausfuhr

Am Mittwoch teilte das Wirtschaftsministerium schließlich mit: Deutschland erteilte erste Ausfuhrgenehmigungen für medizinische Schutzausrüstung. Erste Lkw seien damit auf dem Weg nach Österreich. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hatte demnach bei ihrem deutschen Amtskollegen Peter Altmaier darauf hingewirkt, dass „es zu einer Aufhebung der deutschen Exportkontrollen für Schutzausrüstung kommt“ und dass „die notwendigen Güter nach Österreich transportiert werden dürfen“.

Im Studio: Ärztekammer-Präsident Szekeres

Der Präsident der Ärztekammer Thomas Szekeres über Ansteckung im Spital, Schutzausrüstung und Coronavirus-Tests.

„Werden ein Problem bekommen“

Was muss im „Worst Case“ passieren? „Wir wissen es nicht“, sagte Szekeres. In Österreich gäbe es in Hinblick auf die Coronavirus-Ausbreitung zu wenige Masken und Schutzausrüstungen. Noch hätten die Spitäler „ein bisschen“ auf Vorrat. „Aber wir werden sicherlich ein Problem bekommen, wenn die Krankheit ausbricht.“

Engpässe am Wiener AKH

Speziell am Wiener AKH – dem größten Spital in der Bundeshauptstadt – manifestieren sich erste Engpässe, wie der APA zugetragen wurde. Pflegekräfte müssten inzwischen mit einer Schutzmaske pro Schicht auskommen. Üblicherweise werden diese an einem Arbeitstag regelmäßig ausgetauscht. Auf einer heiklen Station gab es am vergangenen Wochenende keine Schutzbrillen mehr. Reinigungskräfte wurden darauf vorbereitet, dass sie einigen Tagen mit alten, seinerzeit von der damaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallath angeschafften Grippemasken ausgestattet werden könnten, sollte nicht bald neues Material zugestellt werden.

„Werden nie ausreichend Tests haben“

Auch die Testkapazität in Österreich sei limitiert, sagte Szekeres. „Wir werden mehr Tests brauchen. Wir erwarten diese Woche eine Geräteplattform, wo man mehr Tests machen kann. Aber die internationalen Konzerne verteilen das weltweit und kontingentieren das. Unsere große Hoffnung ist, dass wir mehr Tests bekommen. Aber wir werden nie ausreichend Tests haben, um alle zu testen.“

Wie hoch die Dunkelziffer der Infizierten in Wien sei, wisse man nicht. Aber Wien stehe aufgrund der früh getroffenen Maßnahmen und der Untersuchungen zu Hause verglichen mit anderen Bundesländern gut da, sagte Szekeres.

Infektiologe Florian Thalhammer über die Situation in den Spitälern

Florian Thalhammer, Infektiologe und Mitglied des Krisenstabs der Bundesregierung, spricht über die Ansteckung von Ärzten und die Situation in den Krankenhäusern.

Schnellere Tests im AKH

Tests auf SARS-CoV-2 können jetzt wesentlich schneller durchgeführt werden: Das Wiener AKH hat mittlerweile Tests, die nur mehr 90 Minuten dauern, berichtete Florian Thalhammer von der Abteilung für Infektionen MedUni Wien/AKH Dienstag in der „ZiB2“. Bisher dauerte es mehr als vier Stunden an reiner Laborzeit, bis nach einem Abstrich ein Ergebnis vorlag. Mit 90 Minuten Dauer können wesentlich mehr Verdachtsfälle überprüft werden.

Dennoch bleibt es laut Thalhammer dabei, dass neben entsprechenden Symptomen auch ein Aufenthalt in eine Risikogebiet samt Risikokontakten gegeben sein muss, damit getestet wird. Das waren bisher Aufenthalte in Italien und im Iran. Und jetzt zählt auch Tirol dazu, sagte Thalhammer auf Nachfrage. Kritik, dass es zu wenig Tests gebe oder man zu lange warten müsse, hielt er entgegen, dass die Testkapazitäten generell hochgefahren worden seien. Mittlerweile gebe es viele Anbieter und so stünden ausreichend Tests zur Verfügung.