ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian, AK-Präsidentin Renate Anderl, Bürgermeister Michael Ludwig, Alexander Biach (Wirtschaftskammer Wien) und Franz Windisch (Landwirtschaftskammer Wien)
APA / Hans Klaus Techt
Mode Wien, Fa. Wäscheflott
Politik

Schneidereien fertigen Schutzmasken

In Wien haben sich am Mittwoch die Sozialpartner getroffen, um über Maßnahmen in der Coronavirus-Krise zu beraten. Vereinbart wurde dabei unter anderem, dass Schneiderbetriebe in Wien Schutzmasken für die Spitäler fertigen werden.

In der Pressekonferenz nach dem Sozialpartnertreffen im Rathaus wurde auch verkündet, dass an Wienerinnen und Wiener, die älter als 65 Jahre sind, Taxigutscheine im Wert von jeweils 50 Euro ausgegeben werden. Damit könnten Besorgungen einfacher erledigt werden, wurde betont. Die betreffenden Personen erhalten ein Schreiben der Stadt.

Frauen verschiedenen Alters tragen selbstgenähte Schutzmasken
Mode Wien, Fa. Wäscheflott
Die Firma Wäscheflott stellt unter anderem eigene Schutzmasken her

An dem Medientermin nach der Zusammenkunft nahmen Bürgermeister Ludwig, Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl, ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian, der stellvertretende Direktor der Wiener Wirtschaftskammer, Alexander Biach, und der Präsident der Landwirtschafskammer Wien, Franz Windisch, teil. Es sei darum gegangen, in dieser sehr schwierigen Situation Schutzmaßnahmen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zu ergreifen, betonte Ludwig. Diese würden begleitend zu jenen der Bundesregierung umgesetzt.

1.000 Masken pro Betrieb und Tag

Dazu gehört etwa, dass Textilbetriebe oder Schneidereien in Zusammenarbeit mit dem Krankenanstaltenverbund (KAV) Schutzmasken fertigen. Rund 1.000 Exemplare könnten pro Betrieb und Tag produziert werden, hieß es. Man greife damit auf eigene Quellen zurück, da die Versorgung aus dem Ausland mitunter schwierig sei. Einen Engpass, so wurde versichert, gebe es aber noch nicht, die Aktion sei als Sicherheitsmaßnahme gedacht.

Die Exemplare werden gemeinsam mit den Gesundheitsexperten des KAV konzipiert, wurde beteuert. Geschneidert werden relativ einfach zu erstellende OP-Schutzmasken. Komplexere Schutzvorrichtungen mit Ventil könnten hingegen nur industriell gefertigt werden, hieß es. Eine weitere Maßnahme im Gesundheitsbereich soll Tourismusbetriebe fördern: Ausländische Pflegerinnen und Pfleger, die etwa keine Chance mehr haben, in ihre Heimatländer zu kommen, erhalten die Möglichkeit, in Hotels zu nächtigen.

Online-Plattform für Handel

Auch der Handel wird unterstützt. Für kleinere Unternehmen soll etwa eine Online-Plattform eingerichtet werden, über die diese dann ihre Produkte vertreiben können. Damit solle es die Möglichkeit geben, auch lokal und nicht nur bei einschlägigen großen Versandkonzernen zu bestellen, wie Ludwig sagte. Für die Gastronomie wiederum sind direkte finanzielle Erleichterungen angedacht. So wird etwa die Schanigartengebühr nicht mehr eingehoben. Das Justizministerium wurde zudem aufgefordert, eine österreichweite Lösung zur möglichen Aussetzung von Geschäftsmieten zu schaffen.

Konzerte werden live übertragen

Jene Künstlerinnen und Künstler, die ohne Auftrittsmöglichkeiten da stehen, können im Ronacher ihr Programm zeigen. Das Zusehen ist möglich, weil Live-Übertragungen – im Gegensatz zu Publikum – erlaubt sind. Die einzelnen Acts erhalten ein Honorar, müssen sich jedoch vorher einer Jury stellen, die entscheidet, wer sich präsentieren darf.

Saisonarbeiter fehlen

Sorgen hat auch die Wiener Landwirtschaft, wenn auch nicht um die Versorgung an sich. „Wir haben von allem genug“, hielt Landwirtschaftskammerpräsident Windisch fest. Allerdings könnten im Bereich Ernte, Verpackung und Logistik Engpässe drohen. Denn es fehlen möglicherweise die ausländischen Erntehelfer. Windisch hofft nun, wie er sagte, dass sich Freiwillige melden oder Firmen, die ihr Personal derzeit nicht einsetzen können, Arbeitskräfte überlassen. Letztendlich sei aber auch die Bitte um Hilfe beim Bundesheer eine Option, hieß es – mehr dazu in 5.000 Saisonarbeiter werden online gesucht (noe.ORF.at).

Magistrat stellt direkten Parteienverkehr ein

Der Wiener Magistrat stellt aufgrund des Coronavirus den direkten Parteienverkehr ein. Bezirksämter und Dienststellen der Stadt, die Parteienverkehr mit Antragstellungen anbieten, seien „generell auf Online-Betrieb und Telefonservice umgestellt“ worden. In dringenden Fällen kann ein persönlicher Termin vereinbart werden. Ludwig begründete die Maßnahme mit dem Schutz sowohl der Bevölkerung als auch der Beschäftigten in den Ämtern. „Es entstehen keine Nachteile“, versprach der Stadtchef.

Anträge und Amtswege sind bis auf Weiteres nur noch online oder per Telefon möglich. Das Online-Portal der Stadt Wien biete unter www.wien.gv.at im „Virtuellen Amt“ alle Voraussetzungen dafür. In dringenden Fällen – etwa wenn man seine Geldbörse oder seinen Schlüssel verloren hat – könne eine telefonische Terminvereinbarung gemacht werden, hieß es. Sämtliche nicht dringenden Amtswege sollten aber generell verschoben werden, so die Bitte des Magistrats.

Schon Anfang der Woche war die Öffnung der Wiener Ämter eingeschränkt worden. Allerdings hatten einige Menschen ihre unfreiwillige Tagesfreizeit offenbar trotz Ausgangsbeschränkungen dazu genutzt, Amtswege zu erledigen, weswegen sich vor einigen Standorten sogar Schlangen gebildet hatten.