Spaziergänger und Radfahrer am Donnerstag, 12. März 2020 in der Prater Hauptallee
APA/Herbert Neubauer
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Chronik

„Einige 100 Euro“ Strafe für Distanzverstöße

Der sonnig-frühlingshafte Donnerstag hatte allein in Wien mehrere hundert Anzeigen wegen Verstößen gegen die Distanzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zur Folge. Und es drohen „einige hundert“ Euro Strafe.

Bis jetzt gebe es bereits 500 Anzeigen in Wien, berichtete Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl in der ZIB2. Und denen, die gegen das Ein-Meter-Abstand-Gebot verstoßen, drohen „einige hundert Euro“ Strafe.

Pürstl hat nämlich den Magistrat ersucht, „empfindliche Strafen zu verhängen“, gehe es doch um den Schutz der Gesundheit und vor allem der Risikogruppen. Die vorgesehene Maximalstrafe ist 3.600 Euro, Pürstl rechnet damit, dass Strafen „durchaus im ersten Drittel dessen verhängt werden“.

Polizei schreitet öfter ein

Die Polizei hat jedenfalls „stufenweise ihr Einschreiten“ nach oben geschraubt: Jetzt wird nicht mehr „empfohlen und Dialog geführt“, sondern wo notwendig auch Anzeige erstattet. Somit wuchs die Zahl der Anzeigen in der Bundeshauptstadt am Donnerstag zwischen 16.00 und 22.00 Uhr von 323 auf 500. Österreichweit waren es bis 16.00 Uhr über 650 Anzeigen, berichtete der „Kurier“ in seiner Onlineausgabe.

Wiens Landespolizeidirektor Pürstl über die Regeln im öffentlichen Raum

Gerhard Pürstl, Landespolizeidirektor von Wien, gibt Auskunft, welche Aktivitäten im Freien noch erlaubt sind, und berichtet von der Arbeit der Exekutive in der Coronavirus-Krise.

Durchsagen an öffentlichen Orten

In Wien macht die Exekutive beispielsweise Lautsprecherdurchsagen. „Das Betreten öffentlicher Orte ist grundsätzlich verboten. Eine Ausnahme ist, wenn Sie alleine oder mit Personen, die im gemeinsamen Haushalt leben, unterwegs sind. Zu anderen Personen ist dabei ein Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten. Ausgedehnte Familienausflüge, Picknicks, Radtouren etc. behindern allerdings die behördlichen Versuche, Covid-19 wirksam einzudämmen. Herumstehen und -sitzen in Gruppen ist nicht gestattet. Wir ersuchen Sie, sich zu entfernen. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden Sie zur Anzeige gebracht“, ist in diesen Durchsagen zu hören.

Laut Pürstl ist es erlaubt, mit dem Auto ins Grüne zu fahren, um sich dort die Beine zu vertreten, die Fahrt mit „Öffis“ sei zu diesem Zweck aber nicht erlaubt, stellte der Polizeipräsident in der ZIB2 klar.

Polizei kontrolliert Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen

Das schöne Wetter lockt viele Menschen zu Sport und Spaziergängen ins Freie – meist aber nicht alleine. Vor allem in Wien wird es zunehmend zum Problem, dass die Ausgangsbeschränkungen nicht eingehalten werden.

Donauinsel besonderer Hotspot

Das schöne Wetter lockte trotz Beschränkungen auch am Donnerstag wieder zahlreiche Wiener ins Freie. Als besonderer Hotspot zeigte sich die Donauinsel. Auch dort machte die Polizei Durchsagen. „Das Problem ist, dass die meisten Leute zwar rechtskonform handeln, aber sich dadurch erst recht wieder eine Masse an Leuten ergibt und so die Ansteckungsgefahr in die Höhe getrieben wird“, sagte Eidenberger. „Dass man draußen spazieren gehen darf, heißt nicht automatisch, dass jeder auf die Donauinsel oder in den Prater fahren soll“, betonte der Polizeisprecher.

Neben den Durchsagen führt die Polizei „im Anlassfall das persönliche Gespräch, natürlich mit Sicherheitsabstand“, sagte Eidenberger. „Die Information der Bevölkerung soll weiterhin im Vordergrund stehen.“

Parks bleiben offen, Spielplätze weiter gesperrt

Die Stadt Wien lässt ihre Parks und Grünanlagen weiterhin offen. Die Spielplätze bleiben aber gesperrt. Die Stadt appelliert jedoch, den nötigen Abstand zu anderen Menschen zu halten und angesichts des Coronavirus möglichst zu Hause zu bleiben.

„Aber klar ist, irgendwann muss jeder raus und dabei muss man sich jedenfalls an die Vorgaben halten, also alleine oder mit jenen Menschen, mit denen man im Haushalt wohnt“, so Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Donnerstag. Die Spielplätze bleiben weiterhin geschlossen bzw. gesperrt. Dort seien Kinder auf engerem Raum zusammen, in den Grünflächen sei es einfacher, den nötigen Abstand zu anderen Menschen zu halten, hieß es.

Nur städtische Parkanlagen offen

Was Parks und Grünflächen anbelangt, betonte man, dass große Erholungsgebiete wie die Lobau oder der Prater gar nicht gesperrt werden könnten. Auch alle fast 1.000 Parkanlagen zu sperren, sei nicht machbar. Würde man einzelne Anlagen im Westen der Stadt wie die Steinhofgründe oder den Lainzer Tiergarten schließen, käme es auch zu mehr Aufkommen in anderen Gebieten und Menschen müssten quer durch die Stadt ins Grüne fahren, so die Argumentation im Rathaus. Die Grillplätze wurden allerdings gesperrt.

Die Zugänglichkeit der Parkanlagen betrifft freilich nur die städtischen Areale. Burg-, Volksgarten oder Augarten, die bereits seit einigen Tagen geschlossen sind, sind Flächen des Bundes.

Temperaturen locken ins Freie

Die Möglichkeit, Luft zu schnappen und sich die Beine zu vertreten, wurde angesichts der frühsommerlichen Temperaturen auch am Donnerstag von den Wienern einmal mehr gern in Anspruch genommen. Im Stadtpark, im Prater oder am Donaukanal waren am Vormittag trotz wiederholter Appelle, zu Hause zu bleiben, nicht allzu wenige Menschen unterwegs, wie ein APA-Lokalaugenschein zeigte. Wobei die Jogger und Spaziergänger durchaus darauf bedacht zu sein schienen, anderen Menschen aus dem Weg zu gehen bzw. den Ein-Meter-Abstand unbedingt einhalten zu wollen. Die meisten waren sowieso alleine oder zu zweit in den weitläufigen Arealen unterwegs.

In den Vormittagsstunden waren nicht zuletzt viele Eltern mit ihrem Nachwuchs im Kindergartenalter an der frischen Luft. Im Stadtpark oder am Karlsplatz saßen manche Menschen mit Laptop auf den Bänken. Sie hatten möglicherweise ihr Homeoffice in die Sonne verlagert. In den Praterwiesen wurde viel (mit dem Hund) spaziert, geradelt und gejoggt. Die Grünflächen, die normalerweise auch gern für ein Picknick oder Ballspiele benutzt werden, waren kaum bevölkert.

Spaziergänger am Donnerstag, 12. März 2020 am Donaukanal in Wien.
APA/Herbert Neubauer
Das schöne Wetter trieb Spaziergänger, Radfahrer und Jogger erneut ins Freie

„Öffi“-Angebote bleiben aufrecht

Das „Öffi“-Angebot in der Ostregion bleibt weiterhin bestehen. Die Fahrpläne der Regionalbusse, das Bahnangebot sowie die Leistungen der Wiener Linien werden jedoch dem geringeren Bedarf angepasst, teilte der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) am Donnerstag mit. Die Verstärkerbusse oder -züge zu den großen Schulstandorten werden derzeit nicht benötigt und wurden daher gestrichen. Auf diesen Strecken verkehren ab sofort reguläre Bus- und Bahnkapazitäten für Pendler oder betreuungspflichtige Kinder.

„Wichtig ist nun, dass jene Eltern, welche zum Beispiel im Gesundheitswesen arbeiten oder aus anderen Gründen auf eine Betreuung ihrer Kinder durch die Schulen angewiesen sind, sich auf die ‚Öffis‘ verlassen können“, sagte VOR-Geschäftsführer Wolfgang Schroll. Auch der „Öffi“-Betrieb zu Apotheken, Spitälern und Arbeitsplätzen bleibt gewährleistet.

CAT hat Betrieb eingestellt

Bis kommenden Sonntag verkehren alle S-Bahn-Linien und Regionalzüge grundsätzlich nach Fahrplan – mit folgenden Einschränkungen: Der grenzüberschreitende Zugsverkehr nach Tschechien und in die Slowakei wurde ersatzlos eingestellt. Dasselbe gilt für den City Airport Train (CAT). Mit der Einstellung des Zugsverkehrs nach Ungarn ist zu rechnen. Der Nachtverkehr auf den Linien S2, S3 und S 45 wurde gestrichen.