Mira Lu Kovacs auf dem Rathausplatz in Wien bei der Generalprobe zur „Eröffnung der Wiener Festwochen 2018“
APA/Hans Punz
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Kultur

Online-Festival für heimische Künstler

Das „Homestage“-Festival soll heimischen Künstlerinnen und Künstlern von 27. bis 29. März online eine Bühne bieten. Das Zusehen und -hören ist zwar gratis, gebeten wird jedoch um den Kauf eines „ideellen Tickets“ zu Gunsten der Künstler.

Man wolle Solidarität zeigen und „Kunstschaffenden ermöglichen, auch in Krisenzeiten aufzutreten“, erklärt Mitveranstalterin Lisa Reimitz-Wachberger von „Raumpioniere“. Performances heimischer Acts wie Mira Lu Kovacs, Squalloscope und James Choice finden auf der virtuellen „Homestage“-Festivalbühne statt, zu sehen von 27. bis 29. März via Livestream auf Facebook jeweils von 17 bis 21 Uhr.

Bislang keine Absagen

„Die ersten paar Tage waren wir in Schockstarre und haben noch nicht darüber nachdenken können, was das jetzt für uns im Veranstaltungsbereich bedeutet. Wenn man es dann mal verkraftet hat, ist wieder Platz für Neues“, erzählt Anna Oberdorfer vom Wiener Konzeptbüro „Visionistas“ über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Kulturveranstalter. Gemeinsam mit „Raumpioniere“ hat man jetzt das Online-Festival „Homestage“, das an eine Crowdfunding-Initiative geknüpft ist, ins Leben gerufen.

Yasmo bei ihrem Auftritt anl. der Verleihung der „18. Amadeus Austrian Music Awards“
APA/Georg Hochmuth
Yasmo wird eine Lesung halten

Die Reaktionen der angefragten Künstler auf die Idee waren bisher „absolut positiv“, sagt Oberdorfer. „Es ist scheinbar der Bedarf wirklich da, weil jeder von den Ausfällen betroffen ist. Sowohl sehr bekannte Künstler als auch Unbekannte haben die Idee sehr positiv aufgenommen und gesagt, dass sie gerne dabei sind.“ Bisher gab es noch keine einzige Absage auf ihre Anfragen. „Wir haben jetzt schon eine wahnsinnig lange Liste an Künstlerinnen und Künstlern, die teilnehmen wollen.“

Tickets über Crowdfunding

„Stay home. Stay safe. And support your local artists.“ Mit diesem Slogan ermuntert das Festival auf seiner Facebook-Seite dazu, die Performances von zuhause aus zu genießen. Lesungen von Autorinnen wie Yasmo (von Yasmo und die Klangkantine), Puneh Ansari und Angela Lehner stehen am Programm, Musikalisches gibt es von Mira Lu Kovacs über Kerosin95 hin zu Squalloscope, James Choice und Yunger. Die Einladung von Kabarettisten stehe in Planung. Sollte das Projekt fruchten, wolle man sich um eine eigene Website kümmern, wo das Streaming-Festival in Zukunft stattfinden könne, um nicht von Facebook abhängig zu sein. Zurzeit bemühe man sich um Fördergelder.

Die Crowdfunding-Kampagne zum gratis Streaming-Festival wird nächste Woche online gehen. Dort kann man sich ein „ideelles Ticket“ kaufen, angeboten werden Festivalpässe oder auch ein Tagesticket. Als Belohnung sind Goodies wie Autogramme oder ein „Dankeschön“ der Künstler und Künstlerinnen im Livestream geplant.

Künstler teilen Gage

Die Einnahmen werden gleichmäßig unter Künstlern und Veranstaltern aufgeteilt. Oberdorfer dazu: „Was ich vor allem schön finde, ist das Solidarische, dass auch größere Künstler und Künstlerinnen, die normal deutlich mehr Gage bekommen würden, sich das mit den kleineren Künstlern teilen.“

Auf die Frage, ob ein virtuelles Festival in einer Welt, in der sich das halbe Leben online abspielt, nicht eine längst überfällige Idee sei, meint Oberdorfer, dass bereits viele aus dem Veranstaltungsbereich in diese Richtung denken würden, trotzdem sei es noch nicht für alle „daily business“.

Mit den neuen Bedingungen in der Kultur- und Veranstaltungsbranche beobachte sie aber bei vielen keine reine Mutlosigkeit, sondern den Willen zur Initiative. So könne die Veranstaltungsplanerin der Situation auch „was Gutes“ abgewinnen und sehe Hoffnung. „Es entstehen viele coole Dinge momentan.“