Das Cafe Landtmann in Wien
APA/Herbert Neubauer
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Wirtschaft

Cafe Landtmann: Kurzarbeit statt Kündigungen

Die Wiener Kaffeehaus-Institution Cafe Landtmann kündigte ihre Mitarbeiter nicht. Die Familie Querfeld, die auch andere Kaffeehäuser in Wien betreibt, nutzt stattdessen die neue Corona-Kurzarbeit. Und auch fast alle Austria-Spieler akzeptieren schon Kurzarbeit.

„Durch die Kurzarbeit wird uns geholfen, das unternehmerische Risiko zu minimieren. Gleichzeitig wird es uns möglich, die Arbeitsplätze unserer rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern“, teilte Berndt Querfeld mit. Laut Querfeld ist das neue Kurzarbeitsmodell „die momentan beste Lösung“, auch mit Blick auf den Neustart nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen.

„Zirka zwei Wochen vor Wieder-Eröffnung werden unsere Vorbereitungsarbeiten beginnen, um unsere Lokale wieder auf Betriebstemperatur zu bekommen. Dafür benötigen wir dann jede und jeden aus unserer Belegschaft.“ Die Familie Querfeld führt neben dem Landtmann unter anderem auch das Cafe Museum und das Cafe Mozart.

Auch STRABAG wechselte zu Kurzarbeit

Die Betreiberfamilie hatte zuvor Anfang der Woche laut „Standard“ die Mitarbeiter beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet. Auch Österreichs größter Baukonzern, die STRABAG, wechselte von Kündigungen zu Kurzarbeit. Ebenso greift die AUA auf Kurzarbeit zurück. Regierung, AMS und Sozialpartner appellieren eindringlich an die Arbeitgeber in ganz Österreich, sich das neue Kurzarbeitsmodell anzusehen und Kündigungen zu vermeiden.

Auch Querfeld und dessen Verhandlungspartner, der vida-Gewerkschafter Berend Tusch, schlossen sich diesem Aufruf an: „Wer jetzt auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaut, der kann sich auch in Zukunft ihrer Loyalität sicher sein“, erklärten sie in der Aussendung.

"Auch für die soziale Absicherung, etwa die Sicherung der Pensionsleistungen, gibt es keine bessere Lösung. Es gibt keinen Grund, dieses Modell nicht zu nutzen“, appelliert auch GPA-Chefin Barbara Treiber an die Untermehmerinnen und Unternehmer.

Fast alle Austria-Spieler akzeptieren schon Kurzarbeit

Bei Fußball-Bundesligist Austria Wien findet das „Corona-Kurzarbeitsmodell“ während des ruhenden Spielbetriebs bereits in allen Bereichen Anwendung. Markus Kraetschmer, Vorstandsvorsitzender des Clubs, bedankte sich am Samstag im clubeigenen „ViolaTV“ bei den Mitarbeitern für ihre Bereitschaft. Fast alle Spieler seien ebenfalls bereits an Bord.

„Letztendlich – dafür möchte ich mich bedanken – ziehen alle mit, weil sie erkennen, dass es zum einen für den Fortbestand des Unternehmens sehr wichtig ist, aber letztendlich auch für die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes“, sagte Kraetschmer.

Er sieht auch bei den Kickern Bereitschaft. „Fast alle Spieler haben schon ihr Okay gegeben, ein paar müssen das noch mit ihren Managern besprechen. Sämtliche Trainerteams, das Rehateam, alle von den Young Violets und sämtliche Mitarbeiter von der Geschäftsstelle und den Betrieben ziehen mit“, sagte Kraetschmer in einem Skype-Gespräch des Clubs.

„Stresstest“ geplant

Darüber hinaus würden derzeit individuelle Vereinbarungen mit 140 bis 150 Personen getroffen, die der Club üblicherweise „monatlich abhängig von der Intensität des Spielbetriebs über die Personalverrechnung“ abrechne. Für diese Tätigkeiten gäbe es keinen Kollektivvertrag und daher keine Möglichkeit zur Kurzarbeit.

Der Ball wird zumindest bis Anfang Mai ruhen. „Wir fischen nach wie vor in einem sehr dunklen Gewässer mit vielen Variablen“, meinte Kraetschmer angesprochen auf Zukunftsszenarien. Die Bundesligaclubs würden in einer außerordentlichen Club-Konferenz nach Ostern die weitere Vorgangsweise besprechen.

Die Liga komme den Vereinen hinsichtlich des derzeit laufenden Lizenzierungsverfahrens mit einer Fristverlängerung von „wohl mindestens vier Wochen“ entgegen. „Die Liga hat auch eine Unterlage erarbeitet, wo man einen gewissen Stresstest macht. Das werden wir natürlich auch wie alle anderen richtig ausfüllen“, sagte Kraetschmer.

Spielerverträge laufen aus. „Was die Verträge betrifft, ist das bei einigen Clubs ein Problem. Bei uns nicht. Wir haben zwar einige Verträge, die standardmäßig bis 31.5. beschränkt sind. Allerdings haben wir auch drinnen, dass der Vertrag bis zum letzten Pflichtspiel der jeweiligen Saison läuft. Wenn es danach stattfinden würde, müssen wir natürlich aliquot weiterzahlen“, sagte Kraetschmer.