Operation im AKH
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Gesundheit

Kritik an Transplantation: Kein Fehlverhalten

Die schweren Vorwürfe gegen das Lungentransplantationsprogramm am Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) haben sich offenbar nicht erhärtet. Eine vom AKH eingesetzte Kommission sieht laut Initiator „keine Hinweise auf systematische Fehler“.

Es sei zu keinen Manipulationen oder Benachteiligungen österreichischer Patienten gekommen, hieß es am Montag in einer Aussendung von AKH, Medizinischer Universität (MedUni) Wien und Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Die Vorwürfe waren aufgekommen, als der Fall einer 47 Jahre alten griechischen Patientin bekannt wurde, die in Wien eine Spenderlunge erhalten hatte. Innerhalb weniger Stunden, wie unter anderem deutsche Medien berichteten. Das führte zu Kritik an der Abteilung rund um Walter Klepetko an der Universitätsklinik für Chirurgie.

Griechen baten Wiener um Hilfe

Klepetko und sein Team hätten in den vergangenen drei Jahrzehnten eines der größten Lungentransplantationsprogramme weltweit aufgebaut, hieß es. Dies geschah auch in Kooperation mit zahlreichen europäischen Ländern, denen geholfen wurde, eigene derartige Programme einzurichten. Über dieses soll es auch zu der Lungentransplantation der Griechin gekommen sein.

Das Wiener Team hatte den Aufbau eines Lungentransplantationsprogramms in Athen mit Expertise und Ausbildungsaktivitäten unterstützt. Es gab plötzlich ein passendes Spenderorgan ebenfalls aus Griechenland. Die Chirurgen in Athen wollten ihr Programm nicht mit einem extrem schwierigen Fall beginnen und baten die Wiener Experten noch einmal um Hilfe.

Audit sah keine „Hinweise auf systematische Fehler“

Die Kranke wurde nach Wien geflogen. Das Wiener Chirurgenteam unterstützte die griechischen Ärzte bei der Organentnahme und –vorbereitung. Dann flog das Team wieder nach Wien. Die Patientin erhielt die Lunge transplantiert. Auf die Kritik daran reagierten MedUni Wien und AKH und bestellten ein unabhängiges dreiköpfiges Experten-Auditgremium, das die Vorgänge untersuchte. In den vergangenen Tagen traf auch das letzte der Gutachten ein.

Zu dem gesamten Bericht hieß es am Montag vonseiten des Wiener AKH und der MedUni Wien: „Die internationalen Experten kommen darin zur Schlussfolgerung, dass der Großteil der Organzuteilungen, inklusive der Fall einer griechischen Patientin, ohne formale Beanstandung waren und die Größenordnung der nicht vollständig ordnungsgemäßen Fälle, gemessen an den Ergebnissen von Audits in Deutschland, nicht auffällig hoch war. Es liegen hier keinerlei Hinweise auf systematische Fehler oder Manipulationen vor.“

Auch Frage der Vergütung erledigt

Die Ergebnisse deckten sich zum größten Teil mit einem bereits 2017 durchgeführten Audit sowie den Anmerkungen in jährlich erscheinenden Berichten des Österreichischen Transplantationsbeirates. „Einzig empfiehlt die Kommission Mängel bei Dokumentation und Erhebung von Patientenbefunden, sowie die unkontrollierte Übernahme von fremdsprachigen Befunden zu verbessern. Die Übersichtlichkeit der zahlreichen internationalen Abkommen ist sicherzustellen, sofern diese noch Gültigkeit haben“, hieß es in der Aussendung weiter.

Auch die internen Revisionsberichte der Wiener Stellen hätten „keine gravierenden Unregelmäßigkeiten“ ergeben. Genauso erledigt dürfte auch die Frage von Vergütungen nach Organtransplantationen für ausländische Patienten sein. „Zur Frage der Vergütung der Leistungen über die Sonderklasse an die behandelnden Ärzte und an den Träger der Krankenanstalt AKH Wien (‚Infrastrukturbeitrag‘) liegt mittlerweile eine Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer vor, welche die Angemessenheit der Abrechnungen bestätigt“, schrieben AKH Wien und MedUni Wien.

Klepetko erleichtert

„Ich bin natürlich sehr froh darüber, dass nunmehr von unabhängiger Seite die Korrektheit des Handelns meines Teams bestätigt wurde“, sagte Walter Klepetko, Leiter des Programms, am Montag über den Ausgang der Begutachtung der Aktivitäten rund um die Organverpflanzungen an der Klinik.

„Die Mitglieder des unabhängigen internationalen Audit-Teams waren und sind fundierte, erfahrene Top-Leute auf dem Gebiet der Lungentransplantation und auch auf dem Gebiet solcher Audits rund um Lungentransplantationsprogramme. Sie haben klar erklärt, dass in Wien alles korrekt abgelaufen ist und es zu keinerlei Manipulationen gekommen ist“, fasste der Chirurg zusammen. Kleinere Mängel seien in der Dokumentation festgestellt worden, „nicht mehr als anderswo in Zentren dieser Größe auch“. Die werde man beheben.