Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler
APA / Herbert Neubauer
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Kultur

Stadt wird Kulturförderungen auszahlen

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) haben Maßnahmen im Kulturbereich vorgestellt. Förderzusagen etwa sollen alle eingehalten werden, auch wenn Veranstaltungen nicht stattfinden.

Man wolle mit den Kulturschaffenden „Hand in Hand durch die Krise gehen“, meinte die Ressortchefin in einer Pressekonferenz. Es müsse darauf geachtet werden, dass das kulturelle Leben der Stadt nicht allzu sehr beschädigt werde.

Um von den Kulturinstitutionen und -vereinen finanziellen Druck zu nehmen, bleiben zugesagte Förderungen aufrecht, selbst wenn aufgrund der derzeitigen Vorgaben des Bundes Produktionen nicht stattfinden können und der Betrieb stark eingeschränkt oder stillgelegt ist. „Dadurch können Vereinbarungen mit Künstlerinnen und Künstlern aufrechterhalten und Gagen ausbezahlt werden“, erklärte Kaup-Hasler.

Häuser, die ihre Förderung in mehreren Tranchen erhalten, können einzelne Raten nun schon vorzeitig abrufen, um Einnahmenausfälle durch nicht erfolgte Ticketverkäufe zu kompensieren. Das betrifft etwa das ZOOM Kindermuseum, das Theater an der Wien oder das Theater in der Josefstadt, nannte Kaup-Hasler Beispiele.

Pressekonferenz „Coronavirus – Aktuelle Maßnahmen im Bereich Kultur“ im Wiener Rathaus
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Sicherheitsabstand bei der Pressekonferenz

Keine Entscheidung über Festwochen

Weiterhin ausständig ist indes die Entscheidung, wie mit den Wiener Festwochen umgegangen wird. Diese sollten zwischen dem 15. Mai und dem 21. Juni fast 50 Veranstaltungen umsetzen. Kaup-Hasler vermutete heute, dass die Ausgangsbeschränkungen und das damit verbundene Verbot von Publikumsevents noch über Ostern hinaus gelten werde. Man sei mit der künstlerischen Leitung der Festwochen „im konstanten Gespräch“, denn die Kulturveranstalter seien autonom in ihrer Entscheidung.

„Aber ein produzierendes Festival, das davon lebt, Dinge vor Ort zu entwickeln und nicht nur ein Abspielraum ist, hat es natürlich jetzt schwer“, betonte die Stadträtin: „Die nächsten Tage werden hier eine klare Entscheidung bringen.“ Es gebe auch Überlegungen, eventuell Teile der Festwochen in den Herbst oder auf kommendes Jahr zu verschieben.

Aufzeichnungen im Rabenhof Theater

Auftreten sollen Künstlerinnen und Künstler woanders allerdings schon in den nächsten Tagen wieder – und zwar im Rabenhof und freilich ohne Publikum vor Ort. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte eine Aktion des Rathauses mit dem Gemeindebau-Theater im Bezirk Landstraße und dem Stadt-TV-Sender W24 an. Gegen Gage werden Musiker, Literatinnen oder Kabarettisten vor leeren Rängen auftreten, die Shows werden aber aufgezeichnet und auf W24 ausgestrahlt. Damit biete man allen, die jetzt daheimbleiben müssen, weiterhin Kultur an, meinte Ludwig.

Mit dabei sind u.a. Liedermacher Ernst Molden, die Band Pauls Jets, die Schriftstellerin Stefanie Sargnagel und Fritz Jergitsch vom Satireportal „Die Tagespresse“. Erster Aufzeichnungstermin ist der morgige Mittwoch, auf Sendung geht das Format erstmals am Samstag um 20.30 Uhr. Wer den Anfang macht, stand am Dienstag noch nicht fest. Laut Ludwig sind 24 Produktionen geplant, wobei alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingehalten würden.

Donauinselfest „noch nicht abgesagt“

Was die Abhaltung des Donauinselfests anbelangt, werde noch zugewartet, sagte der Bürgermeister. Derzeit sei es jedenfalls noch nicht abgesagt. Eventuell entspanne sich die Lage bis dahin ja soweit, dass es stattfinden könne. Das dreitägige Open-Air-Festival mit Gratis-Eintritt, das alljährlich Hunderttausende Menschen pro Tag anlockt, soll heuer von 26. bis 28. Juni stattfinden.

Kunst Haus Wien lädt zur Heimfotochallenge

Wenn die Menschen nicht mehr ins Museum kommen, kommt das Museum eben zu den Menschen: Das derzeit wie alle Kultureinrichtungen geschlossene Kunst Haus Wien ruft zur Fotochallenge aus dem Hausarrest auf. Unter dem Hashtag #KunstdesZuhausebleibens können Interessierte auf Instagram Impressionen ihrer häuslichen Situation posten.

Von Stillleben über Porträt sei der Kreativität im begrenzten Rahmen der heimatlichen Wohnung keine Grenzen gesetzt. Auf dem Kanal des Kunst Hauses und des Kooperationspartners, des Onlinemagazins Good Night, wird dann wöchentlich ein Highlight präsentiert. Der Macher des Fotos mit den meisten Likes gewinnt einen Fotografiekatalog und eine Jahreskarte des Kunst Hauses.

IG Kultur will Auswirkungen auf Freie Szene erheben

Die Coronakrise hat das Kulturgeschehen in Österreich hart getroffen. Um einen Überblick über die Auswirkungen auf die Freie Szene zu erhalten, haben die Interessenvertretungen der freien Kulturarbeit eine Erhebung initiiert. Die Daten sollen „eine erste Grundlage bilden, um monetäre Hilfsmittel bemessen und die Wirksamkeit der Unterstützungsmaßnahmen bewerten zu können“, so die IG Kultur.

Der Stillstand im Veranstaltungsbereich bedeute gerade für die freie Kulturszene und ihre Trägerorganisationen „massive wirtschaftliche Schwierigkeiten bis zur Existenzbedrohung“, wobei die Arbeitssituation in vielen Fällen schon vor der Krise eine prekäre war. „Bricht diese Vielfalt gemeinnütziger Kulturträger*innen weg, droht das kulturelle Leben Österreichs nachhaltig Schaden zu nehmen“, heißt es.

„Mit dieser Erhebung wollen wir uns einen ersten Überblick verschaffen, als auch bestehende Informationslücken schließen,“ so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich. Bisher gebe es auch keine österreichweiten Daten zu den Leistungen, die von der Szene erbracht werden. Die von der Bundesregierung bereits beschlossenen Maßnahmen zur Unterstützung würden jedoch „die bisherigen Leer- und Schwachstellen im Sicherungsnetz“ aufzeigen. „Diese müssen nun in einem gemeinsamen Kraftakt in aller Schnelle geschlossen werden. Dass die Bundesregierung trotz der Herausforderungen der Covid19-Krise insgesamt auch auf Belange der Kulturszene eingeht, begrüßen und unterstützen wir.“