Buchcover Dunkles Wien
Styria Buchverlage
Styria Buchverlage
Kultur

Buch führt zu den „dunklen Orten“ Wiens

In ihrem neuen Buch „Dunkles Wien“ haben sich die beiden Autoren Robert Bouchal und Johannes Sachslehner auf die Suche nach Wiens „Orten des Schreckens und der Verbrechen“ gemacht. Eine historische Reportage über zum Teil in Vergessenheit geratene Gräueltaten.

Die beiden Autoren sind akribisch längst vergessenen Mordfällen nachgegangen, wie jenen, die sich in der heutigen Bankgasse ereigneten, wo bis 1818 ein Gebäude mit dem vielsagenden Namen „Zu den fünf Morden“ stand. Hier hatte um 1500 ein Bäckergeselle aus Habgier seinen Meister und dessen Familie ermordet. Die Tat musste er später bitter büßen: „Man hackte ihm nacheinander die zehn Finger ab, zwickte ihn mit glühenden Zangen und schleifte ihn dann an ein Pferd gebunden auf die Gänseweide, wo er vom Henker gepfählt wurde.“

Fragmente vergangener Tage

Während Erzählungen wie diese eher an ein blutrünstiges Sagenbuch aus lange vergangenen und daher fast schon unwirklich wirkenden Tagen erinnern, führen die meisten anderen an Orte oder deren Fragmentspuren, die heute noch – wenn auch oft mit großen Mühen – besucht werden können. Manche sind einer breiteren, geschichtsinteressierten Öffentlichkeit durchaus geläufig.

Styria Community 2017
Marija Kanizaj
Der Autor Johannes Sachslehner

Das frühere Hotel Metropole am Morzinplatz etwa, wo zur Zeit des Nationalsozialismus die Gestapo-Büttel des verbrecherischen Regime von Diktator Adolf Hitler amtierten, oder die ebenfalls aus dieser Zeit berüchtigte Nervenklinik am Spiegelgrund (Baumgartner Höhe), wo behinderte Kinder für Forschungszwecke missbraucht und getötet wurden.

Buchhinweis

Robert Bouchal, Johannes Sachslehner: Dunkles Wien. Orte des Schreckens und des Verbrechens. Styria Verlag, Wien/Graz 2020. 182 Seiten, 27,00 Euro. ISBN 978-3-222-13653-5

Sie führen aber auch in weitgehend unbekannte und daher umso geheimnisvollere Verliese – etwa unter dem Palais Chotek in Alsergrund, in ehemalige Luftschutzkeller oder die frühere „k.k.-Weiberstrafanstalt“ in Wiener Neudorf. Die Autoren durchsuchten uralte Gewölbe, zwängten sich durch enge Schächte, besuchten und fanden verborgene Räume: vergessenen Klosterkerker, ehemalige Zuchthäuser und im kollektiven Gedächtnis längst vergessene bzw. verdrängte Hinrichtungsstätten oder KZ-Außenlager.

Tragische Schicksale

„Das Dunkle Wien erzählt von Orten und Plätzen, die im Dunklen geblieben sind. Und es berichtet von Menschen, deren Schicksal sich in oft tragischer Weise mit diesen Orten verbunden hat. Von Menschen, für die Wien sich verwandelte: von der Stadt im Licht der Lebensfreude zu einem Ort des Schreckens. Von Opfern, die keine Chance hatten, ihr Leid und ihren Schmerz für die Nachwelt zu artikulieren“, skizzieren die beide Autoren zu Beginn des Buchs ihr Vorhaben.

Robert Bouchal
Willfried Gredler-Oxenbauer
Der Autor Robert Bouchal

Die packend geschriebenen Reportagen belegen, dass ihnen selbiges gelungen ist. Und selbst für passionierte Wien-Kenner bringen Bouchal und Sachslehner auch dank profunder und ausführlicher historischer Ausführungen Licht in das eine oder andere dunkle Detail der Bundeshauptstadt.