Ein Sanitäter mit Schutzmaske
APA / Jakob Huber
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Gesundheit

CoV: Rotes Kreuz kauft für Regierung ein

Eine in der Geschichte Österreichs einzigartige Beschaffungsaktion wird derzeit vom Roten Kreuz durchgeführt. Um 116 Millionen Euro bestellte das Rote Kreuz für die Republik und auch für die öffentlichen Spitäler Schutzmasken, Overalls und Beatmungsgeräte.

Der Grund dafür: das Rote Kreuz ist aus rechtlichen Gründen flexibler als die Republik und auch erfahrener bei solchen Bestellungen. Der Leiter des Bereichs Beschaffung und Logistik beim österreichischen Roten Kreuz, Jürgen Kunert, hat Montagabend am Flughafen Wien-Schwechat die Lieferung von Schutzmaterial für Tirol und Südtirol genützt und sich ein Bild von der Qualität gemacht.

Erste Lieferung am Samstag geplant

Er war zufrieden, schildert er Ö1. „Es war eine sehr gute Qualität im Bereich der Atemschutzmasken und Schutzoveralls und so konnten wir noch eine Bestellung über 20 Millionen Atemschutzmasken und 300.000 Schutzoveralls direkt in China platzieren.“ Geplant ist nun, die ersten fünf Millionen Schutzmasken schon am kommenden Samstag nach Wien zu holen – wieder mit Unterstützung. „Wir sind gerade jetzt dabei mit dem chinesischen Lieferanten und mit der Austrian Airlines abzuklären, ob die Möglichkeit besteht“, erklärt Kunert.

Das ist Teil eines in diesem Umfang noch nie da gewesenen Beschaffungsvorgangs durch das Rote Kreuz für die Republik beziehungsweise für das Gesundheitsministerium. „Im Normalfall ist es so, dass die Republik bei vielen Beschaffungen ausschreibungspflichtig ist“, sagt Kunert. „Eine Ausschreibung dauert wesentlich länger und ist wesentlich unflexibler als Angebotseinholungen.“ Deshalb übernimmt das Rote Kreuz diese Aufgabe.

Schutzmasken und Schutzanzüge
APA/Herbert Neubauer
Chinas Bahnriese CRRC spendete dem Samariterbund Schutzanzüge und Masken

Rotes Kreuz als „verlässlicher Partner“

Aber nicht nur mit dem Vergaberecht hängt die Vorgangsweise zusammen, sagt der Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium Clemens-Martin Auer. „Wir wissen, dass das Rote Kreuz einer der besten und verlässlichsten Partner ist, wenn es um große Katastrophen geht. Das Know-how, das das Rote Kreuz hat, wie man in Krisensituationen wo was bekommt, das ist eine der Kernfähigkeiten des Roten Kreuz.“

Die vom Gesundheitsministerium auch bei den Bundesländern und den Einsatzorganisationen ermittelten und vorläufig schon bestellten Mengen sind enorm, sagt Rot-Kreuz-Beschaffungsleiter Kunert: „72 Millionen Untersuchungshandschuhe, 30 Millionen Operationsmasken, 23 Millionen Atemschutzmasken, 200 Beatmungsgeräte.“ Dass eher wenige Beatmungsgeräte bestellt wurden, liege daran, dass Österreich da recht gut versorgt sei und ein gewaltiger Bedarf in Italien, Frankreich und Spanien bestehe.

Rotes Kreuz pocht auf zentrale Beschaffung

Abgerechnet wird nachher, sagt Bundesrettungskommandant Gerry Foitik. „Weil das aber so große Beträge sind, ist das so, dass wir für die Liquidität entsprechend Vorabzahlungen brauchen und die werden geleistet vom Ministerium, sodass es nicht daran scheitert, dass wir zu wenig flüssiges Geld haben.“

Obwohl der Bedarf in den Bundesländern berücksichtigt wurde, kaufen auch die teils separat ein, sagt Jürgen Kunert. Das könne zu Preissteigerungen beitragen, meint er. „Es wäre schön, wenn jetzt hier in naher Zukunft diese zentrale Beschaffung auch von den Ländern genutzt wird.“ Denn der Bedarf werde Tag für Tag größer, „aber mit den Bestellungen, die wir jetzt getätigt haben und auch mit den Lieferungen, sollte sich die Situation, so hoffentlich, einmal mit der nächsten Woche entspannen.“