Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck im Interview
ORF
ORF
Wirtschaft

Keine lückenlose Prüfung für Härtefonds

Über 15.000 Hilfsanträge für den Härtefonds der Regierung sind bereits bei der Wiener Wirtschaftskammer eingegangen. Eine „lückenlose Prüfung“ sei aktuell nicht möglich, sagt Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck. Er kündigt aber Prüfungen im Nachhinein an.

Man habe jetzt schnell handeln müssen, sagt Ruck im „Wien heute“-Interview. „Wir haben das Monatsende, die Monatszahlungen sind alle fällig. Natürlich wird es keine lückenlose Kontrolle sein können. Aber erlauben Sie mir die persönliche Anmerkung: Lieber zwei zu viel erwischt als einen zu wenig.“ Er mahnt jedoch zu richtigen Angaben, denn „es wird im Nachhinein überprüft werden“.

Wiener Härtefonds wird an Bundesregelungen angepasst

Bereits vor der Bundesregierung hatten Stadt Wien und die Wiener Wirtschaftskammer einen eigenen Notlagenfonds angekündigt. Anträge könne man vorerst keine Stellen, denn „die regulativen Richtlinien müssen auf die Bundesanforderungen abgestimmt werden, damit es zu nicht Überschneidungen und Doppelförderungen kommt“, so Ruck. Da sei man in Gesprächen mit der Stadt. Der Wiener Fonds soll Lücken schließen, die im Hilfspaket des Bundes entstehen könnten.

WKW-Präsident Walter Ruck im Interview

Die aktuelle Ankündigung der Regierung, gefährdete Personen in Homeoffice zu schicken oder freizustellen, will Ruck zu diesem Zeitpunkt noch nicht kommentieren. „In der derzeitigen Situation ist die Gesundheit natürlich das, auf das wir als erstes achten müssen. Im zweiten Schritt müssen wir die Betroffenheit anschauen und schauen, ob mit den betroffenen Kurzarbeitsregelungen, die schon am Markt sind, das Auslangen gefunden wird oder ob man andere Maßnahmen treffen muss“, sagte der Wirtschaftskammerpräsident.

Gefährdete Gruppen in Kurzarbeit schicken

Ruck geht davon aus, dass ältere Mitarbeiter und solche mit entsprechenden Vorerkrankungen die Zielgruppe der Maßnahmen sein wird. Homeoffice sei jedoch nicht in allen Branchen möglich. Das hänge davon ab, so Ruck, „wie groß die Möglichkeit ist, das zu substituieren durch Heimarbeit – in Montage- oder Industriebereichen ist das natürlich nicht so gegeben, wie in Verwaltungsbereichen oder wissensbasierten Dienstleistungen.“

Deshalb wurden bei der Bauwirtschaft zwischen den Sozialpartnern Vereinbarungen getroffen, welche Maßnahmen – „zusätzlich zu den von der Regierung verhängten Maßnahmen“ – zu treffen sind, um ein langsames Wiederanfahren der Baustellen in Gang zu bringen. Er wolle, betonte Ruck im Interview, nicht so verstanden werden, „dass ich den Zustand jetzt, oder was uns noch erwartet, kleinreden will.“ Man müsse nur auch schon an die Zeit danach denken.

Längerer Shutdown führt zu größerem Schaden

Österreichweit gehen Berechnungen aktuell von einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von vier Prozent aus. Klar sei, so Ruck: „Je länger dieser teilweise Shutdown ist, desto schwieriger und länger wird das Anfahren werden und desto größer wird der Schaden für die Wiener Wirtschaft sein.“