Eindrücke vom Wiener Naschmarkt
ORF.at/Lukas Krummholz
ORF.at/Lukas Krummholz
Chronik

CoV: Neue Abstandsregeln für Märkte

Auf den 22 Wiener Märkten und den zahlreichen Bauernmärkten gehört Gedränge einfach dazu. Jetzt aber setzt die Stadt mehrere Maßnahmen, um Abstand wahren zu können und so den Besuch auch zu Pandemiezeiten zu ermöglichen.

In erster Linie geht es darum, den von der Regierung empfohlenen Sicherheitsabstand von einem Meter zu ermöglichen. Das soll unter anderem mit Straßensperren und gesperrten Parkspuren passieren. Aktuell wird zudem aber auch ein Drittel der Standflächen gar nicht mehr vergeben. Laut dem Leiter des Marktamts, Andreas Kutheil, wird aber kein Händler nach Hause geschickt. Viele würden von sich aus gar nicht mehr kommen, etwa weil sie einer Risikogruppe angehören. Und es gibt Ausweichmöglichkeiten auf andere Märkte.

Um mehr Abstand zwischen den einzelnen Ständen zu schaffen, werden außerdem einzelne Parkspuren oder Teile von Straßen abgesperrt. So kann etwa wie beim Karmelitermarkt oder am Rochusmarkt das Marktgebiet auch erweitert werden. Auch Schanigartenflächen, die derzeit nicht genutzt werden können, werden an Standler vergeben, nannte Kutheil den Meidlinger Markt als Beispiel.

Brunnenmarkt als Fußgänger-Einbahn

Für den dichtgedrängten Brunnenmarkt ließ man sich eine besondere Maßnahme einfallen. Er wird für Fußgänger zur Einbahn. Das Durchflanieren ist nur von der Thaliastraße Richtung Yppenplatz möglich. Ob es die Einbahn ab sofort jede Woche gibt, wird anschließend evaluiert. Falls es an den Standorten zu Gedränge kommt, sind Marktamts- und andere Magistratsmitarbeiter zur Stelle. Sie machen die Besucher mittels Megafonen darauf aufmerksam zu machen, Abstand zu halten. Auch Hinweisplakate wurden bereits „zu Tausenden“ aufgehängt, wie Kutheil meinte.

Am Brunnenmarkt zeigen sich auch die Auswirkungen auf die Besucherfrequenz seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Am beliebtesten Markt Wiens gebe es derzeit einen Rückgang von 50 Prozent auf rund 10.000 Besucher pro Woche, sagte Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Vor allem unter der Woche verzeichneten die Märkte drastische Rückgänge. Sima appellierte deshalb an die Bevölkerung, vor allem diese Tage für Einkäufe dort zu nutzen. Wer derzeit lieber nicht außer Haus gehen will, kann sich von einigen Händlern auch beliefern lassen.

Gebühren bleiben, keine Maskenpflicht

Trotz des Besucher- und folglich auch des Einnahmenschwunds dürfen Wiener Marktstandler aber vorerst mit keinen Gebührenreduktionen rechnen. Man sehe sich das noch an, sagte Sima. Die Stadt bewerbe aber die Märkte derzeit ohnehin massiv: „Ich hoffe, dass es wirkt und dass sich dadurch auch der Umsatz erhöht.“ Die vorgegebenen Kernöffnungszeiten, an denen Händler fix geöffnet haben müssen, werden ebenfalls nicht gelockert. Das laufe der Sicherstellung der Grundversorgung zuwider, argumentierte die Stadträtin.

Eine Maskenpflicht für Marktkunden sei derzeit ebenfalls nicht vorgesehen, da sie schließlich auch von der Bundesregierung – anders als in Supermärkten und Drogerien – nicht vorgeschrieben sei. Sie rechne aber damit, dass die Menschen ohnehin zunehmend Masken im öffentlichen Raum benützen würden.

Streit um Bundesgärten bleibt weiter Thema

Sima hat unterdessen im Streit mit Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wegen der Öffnung der Bundesgärten noch einmal nachgelegt. Denn von Köstinger kommt ein klares Nein. Das sei ein falsches Signal, denn auch draußen könne man sich anstecken, sagte Köstinger. Sie wirft der SPÖ vor, hier politisches Kleingeld machen zu wollen.

Sima kann es sich aber weiter „nicht erklären“, warum die Bundesgärten gesperrt bleiben. „Das hat einen fahlen Beigeschmack von Willkür aus meiner Sicht, weil es auch keine Begründung dafür gibt, dass diese Grünflächen geschlossen sind“, so Sima. Sie verstehe, dass „sich viele Wienerinnen und Wiener da ein bissl gefrotzelt fühlen“. Denn in Zeiten wie diesen müsse „es einen Schulterschluss geben“.