Staatsoper in Wien
ORF.at/Carina Kainz
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Kultur

Veranstaltungsverbot: Verluste für Kultur

Das von der Bundesregierung bis Ende Juni angeordnete Veranstaltungsverbot bedeutet für die großen Wiener Opern- und Theaterhäuser hohe Verluste. Einige Premieren finden nicht statt.

Für die Verantwortlichen bedeutet das Verbot nun die Herausforderung, Premieren gänzlich entfallen zu lassen oder zu versuchen, diese in die kommende Saison zu verschieben. Nicht zuletzt sehen sich alle Institutionen mit massiven Einnahmeausfällen konfrontiert.

Aus der Staatsoper hieß es gegenüber der APA, dass eine seriöse Antwort bezüglich der etwaigen Übernahme geplanter Premieren in die erste Spielzeit des designierten Direktors Bogdan Roscic zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich sei. Entfallen müssen jetzt jedenfalls die für den 22. Mai angesetzte „Cosi fan tutte“ von Chiara Muti, der „Ballo in maschera“ in der Deutung von Josef Ernst Köpplinger sowie im Ballettbereich die Nurejew-Gala am 25. Juni. Über den Spielplan der Saison 2020/21 will Roscic nach jetzigem Stand in einer Fernsehsendung am 26. April informieren.

Volksoper: 3,5 Mio. Euro Verlust

In der Volksoper werden nach Stand Dienstag die beiden Ballettpremieren „La Piaf“ und „Appassionato – Bach und Vivaldi“ entfallen. Die Premiere von „Boris Godunow“ indes ist vorläufig auf einen noch nicht bekannten Termin verschoben, was auch für Tod Machovers „Schönberg in Hollywood“ gilt. Wann man hier den Spielplan für die neue Saison präsentieren kann, ist derzeit noch offen. Klar ist jedenfalls, dass der Verlust aus den Karteneinnahmen rund 3,5 Mio. Euro beträgt, während ein Großteil der Personalkosten durch die Kurzarbeit aufgefangen werden kann.

Im Theater an der Wien hatte man bereits sowohl den „Fidelio“ in der Deutung von Christoph Waltz als auch die beiden noch ausständigen Saisonpremieren, Prokofjews „Der feurige Engel“ und Bellinis „Norma“ sowie in der Kammeroper die Uraufführung „Genia“ und „Orphee et Eurydice“, abgesagt. Die für Juni geplante Jugendoper „Neun x Leben“ wird in ein Onlineprojekt umgewandelt. „Eine Verschiebung der abgesagten Premieren auf die nächste Spielzeit ist schwierig, wir sind aber bestrebt die eine oder andere Premiere zu einem späteren Zeitpunkt zu zeigen“, so Intendant Roland Geyer gegenüber der APA. Die Präsentation des neuen Spielplans soll am 5. Mai online erfolgen.

Die Einnahmenverluste im Theater an der Wien und der Kammeroper belaufen sich laut Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) auf rund eine Mio. Euro. Die VBW sehen bis Ende Juni einem Einnahmeverlust von insgesamt 8,6 Mio. Euro entgegen. Auf das Theater an der Wien entfallen dabei eine Mio. Euro, auf die Musicalsparte alleine 7,6 Mio. Euro. Der Bann trifft hier die geplanten „Cats“-Vorstellungen im Ronacher und die „Elisabeth“-Konzertreihe vor Schloss Schönbrunn.

Mehrere Premieren im Burgtheater fraglich

Im Burgtheater betont man ebenfalls, zum jetzigen Zeitpunkt noch keine seriöse Aussage über Kosten oder Pläne treffen zu können. Hier sind im fraglichen Zeitraum im Haupthaus respektive dem Akademietheater die Premieren „Peer Gynt“ in der Regie von Thorleifur Örn Arnarsson, Evan Placeys „Mädchen wie die“, Lies Pauwels „Stadt der Affen“, Anne-Cecile Vandalems „Tristesses“ sowie Alice Birchs „2020 oder Das Ende“ betroffen.

Im Volkstheater betont die mit Saisonende scheidende Direktorin Anna Badora, dass nach jetzigem Stand sämtliche noch geplanten Premieren – darunter „Körper-Krieg“ von Armin Petras, Becketts „Warten auf Godot“ sowie ein neues Stück von Florentina Holzinger – durch den Direktionswechsel zu Kay Voges mit Saisonwechsel entfallen dürften. „Wir prüfen, was man eventuell in anderer Form oder online realisieren könnte“, heißt es.

Die Spielplanpräsentation – erschwert durch die laufende Generalsanierung – dürfte hier erst im Herbst anstehen. Klar ist jedenfalls: „Bis Ende Juni müssen wir damit rechnen, dass das Volkstheater rund 400.000 Euro weniger erlösen wird als ursprünglich geplant.“ Ob sich im Gegenzug bei den Bauarbeiten durch Schutzausrüstung und andere Arbeitsabläufe Mehrkosten ergeben, werde sich erst in den kommenden Wochen erweisen.

Keine Premieren-Absagen in der Josefstadt

Im Theater in der Josefstadt unterstrich man, dass man zunächst mit allen Beteiligten sprechen müsse. „Unser Wunsch ist, bis Dienstag nach Ostern diese notwendigen Vorarbeiten abgeschlossen zu haben, um im nächsten Schritt eine Disposition für den neuen Spielplan erstellen zu können.“

Man werde jedenfalls keine Premiere absagen – am Spielplan standen bis Juni unter anderem noch „Geheimnis einer Unbekannten“ von Christopher Hampton, „Das Konzert“ von Hermann Bahr sowie die Uraufführung von Peter Turrinis „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“ –, sondern diese in der kommenden Spielzeit zur Aufführung bringen. Als Tag für die Präsentation des neuen Spielplans strebt man den 14. Mai an. Der monatliche Einnahmeverlust belaufe sich, Mehrkosten noch nicht eingerechnet, auf rund eine Mio. Euro.