Spiele aus Spielefachhandel
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ORF/Hubert Kickinger
Chronik

Spiele und Puzzles boomen

Die Ausgangsbeschränkungen haben zu einem Boom bei Gesellschaftsspielen und Puzzles geführt. Spielehersteller berichten von Rekordabsätzen. Daneben konnten auch große Onlinehändler und Handelsketten profitieren. Kleine Spielzeuggeschäfte konnten am Boom jedoch so gut wie nichts verdienen.

„Wir haben noch nie so einen starken März gehabt“, sagte Dieter Strehl, der Geschäftsführer des Wiener Spieleherstellers Piatnik. „Die Puzzles sind fast vollständig weggekauft“. Am Wiener Standort in der Hütteldorfer Straße fährt Piatnik mit 110 Mitarbeitern deshalb derzeit zweier Schichten. „Von Kurzarbeit kann keine Rede sein“, sagte Strehl.

Die Spielehersteller hätten Glück gehabt, weil die großen Messen wie etwa in New York und Hongkong, wo die Spieleneuheiten vorgestellt werden, noch Ende Jänner und im Februar stattgefunden haben. Verkauft wurden die Spiele im März weltweit vor allem über große Onlineplattformen, sagte Strehl. Amazon will auf Anfrage keine Verkaufszahlen nennen.

Verschieden Puzzle-Verpackungen auf einem Tisch
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Auch die Nachfrage an Puzzles ist stark gestiegen

„Vervielfachung bei Puzzles, Karten- und Brettspielen“

Profitieren konnten von dem Boom auch Drogerieketten wie Müller und Handelsketten wie Interspar, die offen halten durften. „Es gibt bei Interspar zwei absolute Topseller seit Beginn der Krise – nämlich das 1.000-Teile-Puzzle von Ravensburger und das Kartenspiel UNO“, teilte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann gegenüber Radio Wien mit.

Der Buchhändler Thalia musste die Filialen zwar geschlossen halten, konnte aber über den Onlineshop am Boom verdienen. „Thalia.at verzeichnet eine Vervielfachung der Nachfrage bei Puzzles, Karten- und Brettspielen. Die größten Renner neben den klassischen Brettspielen sind vor allem Puzzles und da wiederum die großen Puzzles mit 2.000 Teilen“, hieß es.

Kritik an großen Ketten

So gut wie nichts verdienen konnten allerdings Spielzeuggeschäfte, die geschlossen halten mussten und in vielen Fällen keinen eigenen Onlineshop haben. „Einige kleine Fachhändler haben ein Lieferservice geboten, aber das war ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Johannes Schüssler, Vorsitzender des Spielwarenhandels in der Wirtschaftskammer.

Er berichtet von einem „totalen Umsatzausfall“ für den Spielwarenfachhandel. Das schmerze umso mehr, als das Ostergeschäft komplett verloren gegangen sei. Dabei hätten viele kleine Händler vor dem März noch viele Spielwaren für Ostern eingekauft, auf denen sie nun sitzen geblieben sind, sagte Schüssler.

Er kritisiert auch die großen Ketten Interspar, Hofer und Müller, die neben Lebensmitteln oder Drogerieprodukten auch Spielwaren verkauft haben. Interspar will deshalb auch keine genauen Absatzzahlen nennen. „Da wir ja durchgehend Spielwaren verkaufen konnten und die anderen Spielwarenhändler sich darüber furchtbar aufgeregt haben, geben wir keine genauen Zahlen bekannt. Das würde nur den Unmut verstärken“, hieß es aus der Spar-Pressestelle.

Ab Dienstag wieder geöffnet

Die Wirtschaftskammer hat vor Kurzem in Zusammenarbeit mit Merkur für lokale Spielwarenhändler noch eine Möglichkeit zum Verkauf vor Ostern geschaffen. Teile ihres Sortiments konnten so vor den Feiertagen in zahlreichen Filialen der Lebensmittelkette erworben werden.

Für die Spielefachhändler besteht aber Hoffnung, dass ab kommender Woche das Geschäft wieder anläuft. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat in der Nacht auf Freitag wie erwartet neue Verordnungen zu den Coronavirus-Maßnahmen veröffentlicht. Demzufolge dürfen mit Distanzvorschrift und Masken ab 14. April Geschäfte mit maximal 400 Quadratmeter Kundenbereich im Inneren wieder aufsperren. Darunter fallen auch viele kleine Spielwarenhändler. „Wir werden offen haben“, sagte Schüssler.