Neue temporäre Begegnungszone in der Hasnerstrasse in Wien-Ottakring am Freitag 10. April 2020.
APA/Hans Punz
APA/Hans Punz
Chronik

Erste Fußgängerstraßen offen

In Wien sind am Freitag die neuen, temporären Begegnungszonen eingerichtet worden. Sie sollen für mehr Platz für Fußgänger sorgen. Doch vorerst waren vor allem noch viele Autos unterwegs.

Gekennzeichnet sind die temporären Begegnungszonen mit Schildern an den Zu- und Abfahrten. Ein erster Lokalaugenschein in der Josefstadt zeigte: Sehr groß waren die Unterschiede zum regulären Betrieb vorerst noch nicht. In der Begegnungszone in der Florianigasse, begegneten sich vor allem weiterhin Autos. Zum Flanieren wurde die Fahrbahn zunächst noch wenig genutzt.

Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Gasse am Karfreitagnachmittag ziemlich wenig frequentiert war. Passanten wählten die Gehsteige, Autos konnten weitgehend ohne Einschränkungen fahren.

Weitere Begegnungszonen kommen nächste Woche

Ziel der Maßnahme ist es, den Mindestabstand von einem Meter einhalten zu können. Das ist aufgrund schmaler Gehsteige in wien nicht immer möglich. Nun ist in den betroffenen Straßenzügen vor allem das Ausweichen vor den Mitmenschen einfacher. Die Straßen sind für alle geöffnet, dazu gilt Tempo 20 und die Parkplätze können weiter benutzt werden.

Die neuen, bis Anfang Mai befristeten Begegnungszonen gibt es an diesem Wochenende auch schon in der Landstraße, in Ottakring und in Währing. Im Lauf der kommenden Woche kommen weitere in der Leopoldstadt, Wieden, Margareten, Neubau und Favoriten dazu.

Lokalaugenschein in den neuen Begegnungszonen

Wie die neuen Begegnungszonen angenommen werden, ein Lokalaugenschein in der Florianigasse und der Rechten Bahngasse.

„In fast allen Bezirken gibt es kritische Punkte“

Auch die Raumplanungsexperten der Technischen Universität Wien (TU) haben sich mit der Thematik beschäftigt. Ihr Fazit: In ganz Wien gibt es Gegenden, in denen eine derartige Maßnahme sinnvoll wäre. Für die Studie haben Aggelos Soteropoulos und Robert Kalasek vom Institut für Raumplanung an der TU Wien die Straßenkarte Wiens nach zwei Kriterien unter die Lupe genommen.

TU-Forscher haben untersuchgt, wo in Wien eine Straßenöffnung für Fußgänger sinnvoll ist. Im Bild: Die Simualtion
ORF
Pink eingezeichnet sieht man, wo es besonders enge Gehsteige und viele Personen im Alter über 65 Jahre gibt

Einerseits ging es darum, jene Straßen herauszufiltern, deren Gehsteige so schmal sind, dass der empfohlene Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter nicht eingehalten werden kann. Andererseits wurde geschaut, wo besonders viele Über-65-Jährige wohnen. Sie stellen bekanntlich eine Risikogruppe dar.

Das Resümee der Forscher: „In fast allen Bezirken gibt es kritische Punkte, an denen schmale Gehsteige und ein hoher Anteil der Altersgruppe 65 plus zusammentreffen“, hieß es. Solche Gebiete fänden sich sowohl in den Innenbezirken wie Landstraße oder Margareten als auch in den Außenbezirken wie Währing oder Donaustadt. „Besonders dort könnte eine Öffnung für Fußgängerinnen und Fußgänger helfen, den Sicherheitsabstand leichter einzuhalten und letztlich die Risikogruppe zu schützen“, meinen die TU-Raumplaner.