Chronik

CoV: Einkommensungleichheit könnte größer werden

Langfristig könnten die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängten Quarantänemaßnahmen zu steigender Einkommensungleichheit führen. Zu dieser Einschätzung kommen zwei Wissenschaftler der Uni Wien nach einer Umfrage in der Frühphase der Coronavirus-Krise.

Wie sich herausstellte, sind die bisherigen Einkommenseinbußen nämlich ungleich verteilt. Die Zahl der Haushalte, die mit sehr wenig auskommen müssen, ist seit Beginn der Krise gestiegen, wie Fabian Kalleitner und David Schiestl vom Institut für Wirtschaftssoziologie in ihrem Blog zum Austrian Corona Panel Project schreiben.

Zudem zeigte sich, dass der Anteil der im Homeoffice Arbeitenden vor allem in höheren Einkommensschichten zu finden ist. Diese Gruppe musste bis dato auch nur geringe Einnahmeeinbußen hinnehmen. Von Kurzarbeit wiederum sind breite Bevölkerungsschichten betroffen. Von der Maßnahme profitierten aber vorwiegend mittlere Einkommensgruppen, indem diese ihnen geholfen hat, ihr Einkommen einigermaßen zu halten.

Stichprobe umfasste mehr als 1.500 Haushalte

Die Stichprobe umfasste 1.541 Haushalte. Als Indikator, ob sich das Einkommen durch die Krise verändert hat, wurde das verfügbare Nettohaushaltseinkommen verwendet und in zehn Kategorien eingeteilt, die Einkommensdezile. Dabei werden alle Haushalte in Österreich nach ihrem Einkommen aufsteigend gereiht und in zehn gleiche Gruppen geteilt.

Wenn man nun die Verteilung der Haushaltseinkommen im Februar mit jenen Ende März vergleicht, ergibt sich folgendes Bild: Die Zahl der Personen mit sehr hohem Haushaltseinkommen hat abgenommen. Gleichzeitig wuchs das unterste Einkommensdezil an, also die Zahl der Haushalte, die mit maximal 1.100 Euro im Monat auskommen müssen.

Die durchschnittliche Veränderung der Dezile zeige, dass sich Einkommen im Vergleich zum Februar um etwa 0,30 Dezile nach unten verschoben haben, schreiben die Autoren. Eine genauere Analyse verdeutliche, dass vor allem Personen nun mit besonders wenig auskommen müssen, die bereits im Februar niedrige Haushaltseinkommen hatten.

Gehalt im Homeoffice weitestgehend gleich

Was die Gruppe jener betrifft, die sich nun in Kurzarbeit befinden, zeigt sich, dass sie vor der Krise eher in der Mitte der Einkommensverteilung angesiedelt waren. Auch hier stieg der Anteil jener „deutlich“, die mit wenig oder sehr wenig auskommen müssen, hieß es. Im Durchschnitt habe sich das Haushaltseinkommen dieser Gruppe um 0,56 Dezile nach unten verschoben.

Bei jenen, die nun in Homeoffice arbeiten, zeigt sich, dass sie ihr Gehalt weitestgehend halten konnten (durchschnittliche Veränderung minus 0,27) und dass vor allem Personen mit hohem Haushaltseinkommen von zu Hause arbeiten können. Wie die beiden Wirtschaftssoziologen erläutern, deutet das darauf hin, dass sich die Quarantänemaßnahmen auch auf die Einkommensungleichheit auswirken könnten.

Bis dato gelang es vor allem den Personen in Homeoffice, einkommenstechnisch recht unbeschadet durch die Krise zu kommen, und diese sind eher im höheren Einkommenssegment angesiedelt. Letztlich werde sich aber erst zeigen, wie lange dieser Zustand andauert, und wie stark sich diese Effekte auf die Verteilung der Einkommen in Österreich langfristig auswirken werden.